Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah weitet sich aus. Auch weit von der Grenze entfernt schlägt das israelische Militär zu. Netanjahu will die Schiiten-Miliz im ganzen Land bekämpfen.
Medien: Israel fliegt Angriffe im Nordosten des Libanons
Laut Medienberichten haben die israelischen Streitkräfte Luftangriffe im Nordosten des Libanons durchgeführt. Al-Majadin, ein mit der Hisbollah verbundener Fernsehsender, berichtete, dass mehrere Gebiete in der Bekaa-Ebene und um die Stadt Baalbek getroffen wurden. Der Fernsehsender MTV meldete mindestens zehn Luftangriffe in Baalbek und der Umgebung. Ein Video aus dem Dorf Duris zeigte ein brennendes Gebäude.
Laut israelischen Medienberichten wird Baalbek als Hochburg der Schiiten-Miliz Hisbollah angesehen. Seit Beginn der Eskalation Ende des letzten Monats wurde die Region bereits mehrmals von der israelischen Luftwaffe bombardiert. Die israelischen Streitkräfte greifen nach eigenen Angaben regelmäßig Stellungen der proiranischen Miliz an. Die Hisbollah schießt weiterhin Raketen auf Israel ab. Am Montag wurden laut israelischem Militär etwa 115 Geschosse registriert, die aus dem Libanon auf Israel abgefeuert wurden.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, die Hisbollah weiterhin hart im ganzen Libanon zu bekämpfen. Bei einem möglichen Vergeltungsschlag gegen den Iran hingegen will er sich einem Bericht der «Washington Post» zufolge auf militärische Einrichtungen konzentrieren und die Atom- und Ölanlagen verschonen. Damit dürfte Netanjahu den Vorstellungen der US-Regierung entgegenkommen.
Israels Militär: Unterirdische Kommandozentrale der Hisbollah entdeckt
Israelische Bodentruppen haben im Südlibanon laut Militär eine unterirdische Kommandozentrale der Hisbollah entdeckt. Die Streitkräfte gaben bekannt, dass der Komplex der Elitetruppe Radwan gedient habe. Dort wurden Waffen, Munition und Motorräder gefunden. Nach Angaben des Militärs war der unterirdische Komplex so konzipiert, dass Radwan-Einheiten sich dort ausrüsten und dann zu Fuß oder auf Motorrädern in israelisches Territorium eindringen konnten. Bei der Entdeckung der Anlage wurde ein Radwan-Kämpfer getötet.
Missionschef: UN-Friedenssoldaten im Libanon halten ihre Stellungen
Trotz der israelischen Aufforderung zum Abzug sollen die Soldaten der UN-Beobachtermission im Libanon (Unifil) ihre Arbeit vorerst fortsetzen. «Es wurde die Entscheidung gefällt, dass Unifil derzeit alle ihre Stellungen hält, obwohl sie von den israelischen Streitkräften zum Abzug aus ihren Positionen nahe der Grenze aufgefordert wurde», sagte Chef der UN-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix. Bei den Kämpfen zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah waren die Blauhelme in den vergangenen Tagen mehrmals unter Feuer geraten, mindestens vier Soldaten wurden dabei verletzt. Die UN-Mission überwacht das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon bereits seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch die Bundeswehr.
UN-Sicherheitsrat kritisiert Angriffe auf Blauhelmsoldaten im Libanon
Nach dem wiederholten Beschuss von Stellungen der UN-Friedenstruppen im Libanon (Unifil) zeigte sich der Weltsicherheitsrat besorgt über die Sicherheit der dort stationierten Blauhelmsoldaten. «Wir rufen alle Parteien dazu auf, die Sicherheit des Personals und der Einrichtungen von Unifil zu respektieren», sagte die Schweizer UN-Botschafterin Pascale Baeriswyl als amtierende Präsidentin des Sicherheitsrats im Namen aller 15 Mitglieder. «Wir erinnern daran, dass UN-Friedenssoldaten und UN-Liegenschaften niemals Ziel von Angriffen werden dürfen.» Angesichts der Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah äußerte der UN-Sicherheitsrat auch seine Besorgnis über zivile Opfer, die Zerstörung der Infrastruktur und die steigende Zahl an Binnenflüchtlingen. «Wir rufen alle Parteien dazu auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten», sagte Sicherheitsratspräsidentin Baeriswyl.
Bericht: Israel will Atom- und Ölanlagen bei Vergeltung gegen Iran verschonen
Israel will seinen geplanten Vergeltungsschlag gegen den Iran einem Bericht zufolge auf militärische Einrichtungen konzentrieren und die Atom- und Ölanlagen verschonen. Das habe der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der US-Regierung mitgeteilt, berichtete die Zeitung «Washington Post» unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Beamte. Vor zwei Wochen hatten Irans Revolutionsgarden rund 200 ballistische Raketen auf den jüdischen Staat gefeuert. Israel kündigte daraufhin Vergeltung an. US-Präsident Biden hatte deutlich gemacht, einen israelischen Angriff auf iranische Atomanlagen nicht zu unterstützen. Laut Analysten könnte ein Angriff auf Ölanlagen die Energiepreise nach oben treiben, eine Attacke auf Atomanlagen hingegen eine weitere Eskalation auslösen und die USA in den Konflikt hineinziehen. Netanjahus Plan, lediglich militärische Einrichtungen anzugreifen, sei in Washington mit Erleichterung aufgenommen worden.