Medien: Präsident spricht von Putschversuch in Guinea-Bissau
Festnahmen im Präsidentenpalast, Chaos in der Hauptstadt: Im westafrikanischen Guinea-Bissau spitzt sich die Lage nach der Wahl zu. Der Staatschef warnt vor einem Umsturz.
Präsident Umaro beschuldigt den Stabschef der Armee, einen Staatsstreich gegen ihn anzuführen. (Archivbild)
Foto: Michel Euler/AP/dpa
Wenige Tage nach einer Wahl in Guinea-Bissau droht ein gewaltsamer Umsturz in dem westafrikanischen Küstenland. Präsident Umaro Sissoco Embaló sagte dem französischen Magazin «Jeune Afrique» zufolge, er sei am Mittwochmittag in seinem Büro im Präsidentenpalast festgenommen worden. Er beschuldigte den Stabschef der Armee, einen Staatsstreich gegen ihn anzuführen, wie das Magazin weiter berichtete. Medienberichten zufolge waren in der Hauptstadt Bissau zeitweise Schüsse zu hören.
Die genauen Umstände waren zunächst größtenteils unklar. Embaló hatte bereits mehrmals über Putschversuche gegen ihn gesprochen, darunter im Jahr 2022, 2023 und im Oktober.
Embaló sagte «Jeune Afrique» zufolge, auch Innenminister Botché Candé sowie der Stabschef der Streitkräfte und dessen Vize seien festgenommen. Ihm sei aber keine Gewalt angetan worden.
Guinea-Bissau, mit etwa 2,2 Millionen Einwohnern an der Atlantikküste gelegen, zählt zu den ärmeren Ländern der Welt. Der tropische Staat wird als bedeutender Umschlagplatz für Kokain im Drogenschmuggel nach Europa angesehen.
Am Sonntag fanden die überfälligen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Sowohl Embaló als auch sein aussichtsreichster Herausforderer, Fernando Dias, erklärten sich danach zum Sieger. Die Ergebnisse der friedlichen Abstimmung sollen bis Donnerstag veröffentlicht werden.
Embaló (53) ist seit 2020 an der Macht und löste das Parlament Ende 2023 auf. Seine Amtszeit ist seit Monaten abgelaufen. Kritiker werfen ihm vor, Oppositionelle, Journalisten und Menschenrechtler zu unterdrücken. Die wichtigste Oppositionspartei war von der Wahl ausgeschlossen und unterstützte den unabhängigen Kandidaten Dias.
Seit einigen Jahren haben sich Staatsstreiche in West- und Zentralafrika gehäuft. Mali, Burkina Faso, der Niger, Guinea, der Tschad und Gabun haben seit 2020 verfassungsfeindliche Machtübernahmen des Militärs erlebt. In mehreren anderen Ländern gab es Putschversuche.
