Das Ringen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah geht weiter. Sowohl die USA als auch Israel arbeiten an Plänen. Der künftige US-Präsident Trump könnte ein «Einstandsgeschenk» bekommen.
Medien: USA legen Vorschlag für Waffenruhe im Libanon vor
Laut Medienberichten haben die Vereinigten Staaten angesichts Tausender Toter im Libanon einen Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen den israelischen Streitkräften und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah vorgelegt. Der Entwurf wurde dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri übermittelt, wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete. Das Papier der US-Botschafterin im Libanon, Lisa Johnson, enthält eine Reihe von Vorschlägen, die noch weiter diskutiert werden müssen.
Laut einem Bericht der «Jerusalem Post» verlangt das israelische Militär unter anderem, auch zukünftig gegen die Hisbollah im Libanon vorgehen zu dürfen, um eine Wiederbewaffnung der Miliz zu verhindern. Das stößt in Beirut auf Ablehnung. «Es ist undenkbar, dass Israel zu jeder Zeit zuschlagen darf», zitierte die Zeitung einen libanesischen Funktionär.
Ein außenpolitisches Einstandsgeschenk für Trump
Auch Israel bereitet laut einem Bericht der «Washington Post» einen Vorschlag für eine Waffenruhe mit der Hisbollah vor. Ein diplomatischer Durchbruch könnte dem designierten US-Präsidenten Donald Trump als schneller außenpolitischer Erfolg dienen, sagten drei aktuelle und ehemalige israelische Beamte der Zeitung.
«Es gibt eine Abmachung, dass Israel Trump ein Geschenk macht … dass es im Januar eine Einigung über den Libanon geben wird», sagte ein israelischer Funktionär. Demnach haben sich die Prioritäten der israelischen Regierung nach der US-Wahl rasch geändert. Laut der «Washington Post» besuchte der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, bei seiner jüngsten US-Reise den künftigen Staatschef Trump in dessen Anwesen in Mar-a-Lago noch bevor er die amtierende Regierung des demokratischen Präsidenten Joe Biden in Washington über den aktuellen Stand der Gespräche über eine Waffenruhe im Libanon informierte.
Bericht: Russland soll neue Aufrüstung der Hisbollah aus Syrien verhindern
Der israelische Vorschlag sieht demnach vor, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss zurückzieht – etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt. Zudem soll Russland, das Beziehungen zum syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad unterhält und Truppen in dem Land stationiert hat, dafür sorgen, dass die Hisbollah nicht aus Syrien erneut aufgerüstet wird. Zu Gesprächen über die Details waren laut «Washington Post» russische Unterhändler zuletzt in Israel.
Seit dem Beginn des Gaza-Krieges vor mehr als einem Jahr beschießt die mit dem Iran verbündete Hisbollah Israel mit Raketen. Als Reaktion führte Israel massive Luftangriffe und eine Bodenoffensive durch.
Der Krieg im Gazastreifen begann am 7. Oktober 2023 mit dem Massaker der islamistischen Hamas und anderer terroristischer Gruppen in Israel, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und 250 als Geiseln nach Gaza gebracht wurden. Auf palästinensischer Seite wurden im Verlauf des Krieges Zehntausende Menschen getötet, hauptsächlich Zivilisten. Die genauen Opferzahlen können nicht unabhängig überprüft werden. Die Hisbollah greift Israel nach eigenen Angaben an, um die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen.
Bisher 220 Minderjährige bei Angriffen Israels im Libanon getötet
Seit Beginn der Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär vor mehr als einem Jahr wurden im Libanon laut Behördenangaben 220 Minderjährige getötet. Zudem wurden knapp 1.300 Kinder und Jugendliche verletzt, wie das Gesundheitsministerium bekannt gab. Insgesamt wurden bisher 3.386 Menschen getötet und 14.417 verletzt. Die Behörde macht in ihrer Aufzählung keinen Unterschied zwischen Hisbollah-Kämpfern und Zivilisten. In Israel starben seit Kriegsbeginn 76 Menschen, darunter 45 Zivilisten und 31 Soldaten. Über 640 Menschen wurden verletzt.
Auf beiden Seiten der Grenze zwischen Israel und dem Libanon sind Zehntausende Menschen vor den Kämpfen geflohen. «Wir dringen deshalb so entschieden auf eine diplomatische Lösung, weil wir Bedingungen herstellen wollen, unter denen Zivilisten auf beiden Seiten in ihre Häuser zurückkehren können», sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel.