Die Kanarischen Inseln liegen näher an Westafrikas Küste als am spanischen Festland. Das macht sie zu einem Etappenziel auf dem Weg nach Europa. Die Insulaner fühlen sich alleingelassen.
Mehr als 1.700 Migranten auf Kanaren angekommen
Medienberichten zufolge sind über Weihnachten auf den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln mehr als 1.700 Migranten irregulär angekommen. Laut dem spanischen Staatssender RTVE mussten mehr als 500 Menschen unter anderem vor Lanzarote aus Seenot gerettet werden.
Im Laufe des Jahres erreichten mehr als 45.000 Menschen die Inselgruppe auf dieser Atlantikroute, die als eine der tödlichsten Migrationsrouten gelte, schrieb die Zeitung «El Mundo» unter Berufung auf die Vertretung der spanischen Zentralregierung auf den Kanaren.
2024 besonders viele Boote aus Mauretanien
In den vier Tagen zwischen Heiligabend und Samstag sind laut «El Mundo» 28 Boote auf Gran Canaria, Lanzarote und El Hierro angekommen. Die Anzahl der Herkunftsländer der Menschen nimmt zu, da es auf dem afrikanischen Kontinent immer mehr Konflikte wie etwa im Tschad gibt, sagte eine Ärztin von Ärzte ohne Grenzen RTVE. Die spanische Hilfsorganisation Caminando Fronteras hat beobachtet, dass 2024 verstärkt Boote von Mauretaniens Küste ablegen.
Geschätzt fast 10.000 Menschen ertrunken
Die Kanarischen Inseln liegen näher an der Küste Westafrikas als das europäische Festland. Die Lage lässt sie greifbar nah erscheinen für Menschen, die einen Weg in die EU suchen – und möglicherweise auch in andere europäische Länder. Nach Schätzungen von Caminando Fronteras starben dieses Jahr allein auf dieser Migrationsroute mehr als 9.700 Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche. Viele Bewohner der Kanarischen Inseln und die Regionalregierung sehen sich von den vielen Ankünften überfordert.
Es wird auch Kritik geäußert, dass die Zentralregierung in Madrid sie im Stich lässt, wenn es um die Versorgung, Unterbringung und Verteilung der Menschen in andere spanische Regionen geht. Vor kurzem forderte der Regierungschef der Kanaren, Fernando Clavijo, den neuen EU-Kommissar für Migration, Magnus Brunner, auf, die Inselgruppe bei der Verteilung der EU-Mittel zur Umsetzung des Asylpaktes zu priorisieren. Außerdem lud er Brunner ein, sich die Situation vor Ort einmal anzusehen.