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Moskau-Terror: Spur führt in die Ukraine

Nach neuesten Erkenntnissen der Russischen Regierung gibt es Hinweise auf eine Verwicklung der Ukraine.

Nach dem Anschlag auf eine Konzerthalle in Moskau sind elf Verdächtige festgenommen worden. Der IS reklamiert die Attacke für sich.
Foto: Sergei Vedyashkin/Moscow News Agency/AP/dpa

Nach Angaben des Parlamentsabgeordneten Alexander Chinstein gab es nach dem Anschlag bei Moskau zwei Festnahmen. Das vermutete Fluchtfahrzeug wurde mit Waffen im Inneren im Gebiet Brjansk gestoppt, wie Chinstein in seinem Telegram-Kanal mitteilte.

Beim vermuteten Terroranschlag auf eine Konzerthalle am Stadtrand von Moskau wurden über 115 Personen getötet. Dies gab das Staatliche Ermittlungskomitee Russlands bekannt. Gleichzeitig wurden fast 150 Verletzte in dem Veranstaltungszentrum Crocus City Hall vermutet.

Beim Terroranschlag wurden auch mindestens drei Kinder getötet. Das Gesundheitsministerium des Moskauer Gebiets teilte am Samstagmorgen mit. Fünf Menschen starben im Krankenhaus an ihren Verletzungen, darunter die drei Kinder. Die Behörde rief die Menschen dazu auf, Blut für die Verletzten zu spenden. Es wurden mehrere Stellen dafür eingerichtet.

Die Täter, die gestern vor einem Rockkonzert um sich geschossen hatten, waren auf der Flucht. Die Nationalgarde war auf der Suche nach ihnen.

Die Ursachen des Vorfalls waren vollkommen unklar, die russischen Sicherheitsbehörden leiteten eine Untersuchung wegen Terrorismus ein. Der IS-Sprachrohr Amak meldete im Internet unter Berufung auf ungenannte Quellen, dass die Terrororganisation Islamischer Staat den Anschlag für sich beansprucht. Es wurde von Experten angenommen, dass dieses Bekennerschreiben authentisch ist.

Bewaffnete in Tarnuniform

Es war nicht klar, wie die Männer in Tarnuniform und schwer bewaffnet in die Konzerthalle gelangen konnten. Moskau, die russische Hauptstadt, wird als sichere Stadt angesehen, mit einem großen Aufgebot an Sicherheitskräften, Überwachungskameras und Metalldetektoren an vielen Stellen. Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten jedoch Anfang März vor einem bevorstehenden Anschlag gewarnt. Präsident Wladimir Putin wies dies nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation zurück.

Als die Schüsse fielen, rannten die Besucher in dem riesigen Veranstaltungszentrum um ihr Leben, wie Videos zeigten. Zu sehen waren auch einzelne auf dem Boden liegende Tote oder Verletzte. Nach Augenzeugenberichten in sozialen Medien brauchten viele Besucher von Crocus City Hall lange, um aus dem Gebäude herauszukommen. Die Ermittler fanden später Waffen und viel Munition. Tütenweise sammelten die Behördenmitarbeiter leere Patronenhülsen ein.

Beim Anschlag geriet das Gebäude auch in Brand. Das russische Zivilschutzministerium nannte eine Fläche von 13.000 Quadratmetern, die in Flammen standen. Löschhubschrauber waren im Einsatz. Das Dach soll eingestürzt sein. Auch wenn es hieß, das Feuer sei unter Kontrolle, schlugen doch wieder offene Flammen aus dem Gebäude, wie die Agentur Tass meldete. Dutzende Rettungswagen waren im Einsatz und viele Busse, um Menschen in Sicherheit zu bringen.

In der Crocus City Hall gibt es mehrere Veranstaltungssäle, die auch für Messen genutzt werden. Es ist eine der beliebtesten Freizeitstätten für die Moskauer und die Menschen im Umland der russischen Hauptstadt. Immer wieder sind dort auch Stars aufgetreten. Gestern hätte es ein Konzert der russischen Rockband Piknik geben sollen.

Putin lässt gute Besserung wünschen

Russlands Präsident Wladimir Putin ließ sich nach Kremlangaben «seit der ersten Minute» über die Geschehnisse informieren. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Maßnahmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Später ließ Putin den Verletzten gute Besserung wünschen und dankte den Ärzten und Ärztinnen für ihren Einsatz.

Die Chefin des Föderationsrats, dem Oberhaus des russischen Parlaments, Valentina Matwijenko, drohte den Drahtziehern des Anschlags mit Vergeltung. «Diejenigen, die hinter diesem fürchterlichen Verbrechen stehen, werden die verdiente und unausweichliche Strafe dafür erhalten», schrieb sie auf ihrem Telegram-Kanal. Der Staat werde zugleich alles tun, um den Hinterbliebenen zu helfen, kündigte sie an.

Ukraine dementiert jede Verwicklung

Das ukrainische Außenministerium wies den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls an, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. «Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Man könne bisher nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. Das US-Außenministerium empfahl amerikanischen Staatsbürgern vor Ort, große Menschenansammlungen zu meiden.

Auf diese Äußerung aus Washington reagierte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, empört. Es sei vorschnell von den USA, die Ukraine zu entlasten, sagte sie im russischen Fernsehen. «Wenn die USA oder ein anderes Land verlässliche Fakten hat, sollten sie diese der russischen Seite zukommen lassen.» Wenn es solche Fakten nicht gebe, hätten weder das Weiße Haus noch sonst jemand das Recht, vorab eine Absolution zu erteilen, sagte Sacharowa.

UN-Generalsekretär verurteilt Anschlag

Die Europäische Union sei schockiert und entsetzt, schrieb EU-Kommissionssprecher Peter Stano auf der Plattform X (früher Twitter). Die EU verurteile jegliche Angriffe auf Zivilisten. «Unsere Gedanken sind bei allen betroffenen russischen Bürgern.» UN-Generalsekretär António Guterres und der UN-Sicherheitsrat verurteilten den Anschlag ebenfalls.

Das Auswärtige Amt schrieb auf X von einem «furchtbaren Angriff auf unschuldige Menschen». Die Hintergründe müssten rasch aufgeklärt werden. «Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer», hieß es weiter. Auch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sprach ebenfalls auf X von einem «feigen Angriff auf Menschen, die einfach nur Musik hören wollten».

Als Folge des Anschlags bleiben am Wochenende alle Theater und Museen in Moskau geschlossen, darunter weltberühmte wie die Tretjakow-Galerie und das Puschkin-Museum. Zuvor hatte der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin gesagt, dass alle Großveranstaltungen in Europas größter Stadt abgesagt seien. Auch im Umland von Moskau wurden Massenveranstaltungen von den Behörden abgesagt.

Im Jahr 2002 nahmen tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Musical-Theater als Geiseln. Am vierten Tag des Dramas wurden die Geiselnehmer und Geiseln vom Inlandsgeheimdienst mit Gas betäubt. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln starben, hauptsächlich aufgrund unzureichender medizinischer Versorgung.

IS veröffentlicht Fotos angeblicher Moskau-Attentäter

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach dem Anschlag mit mehr als 100 Toten bei Moskau verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter veröffentlicht. Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte dazu ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren.

Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen «schweren Schlag» versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe «Tausenden Christen in einer Musikhalle» gegolten. Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige.

In einem Veranstaltungszentrum am Moskauer Stadtrand hatten am Freitag Täter offenbar wahllos auf Besucher geschossen. Behörden haben elf Verdächtige festgenommen, von denen mindestens vier direkt an dem Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen sein sollen. Der IS reklamierte die Attacke für sich.

Trotzdem sind weiter viele Fragen offen. Russische Propagandisten behaupteten recht schnell, dass hinter dem Anschlag die Ukraine stecken soll. Beweise dafür legten sie nicht vor. Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, wies die Gerüchte über eine Beteiligung deutlich zurück.

Russland schiebt Anschlag der Ukraine in die Schuhe

Da die mutmaßlichen Terroristen angeblich in die Ukraine Flüchten wollten, versucht der Kreml das Narrativ aufzubauen, dass diese von dort aus tätig sein müssten. Kreml-Diktator Putin sprach im TV und verurteilte die „barbarische Tat“.

„Alle, die Menschen erschossen und getötet haben, wurden gefunden und festgenommen, sie zogen in Richtung Ukraine, wo auf ukrainischer Seite ein ‚Fenster’ für den Grenzübertritt vorbereitet wurde“, sagte Putin.

Die russische Staatspropagandaagentur „TASS“ erklärte: „Die Täter versuchten zu fliehen und waren auf dem Weg zur russisch-ukrainischen Grenze. Die Terroristen planten, die Grenze zu überqueren und hatten Kontakte auf ukrainischer Seite. Der Terroranschlag auf die Crocus City Hall war sorgfältig geplant.“

Damit verleugnet Moskau das ISIS-Bekennerschreiben und zeigt mit dem Finger in die Ukraine, welche jegliche Verbindung zu dem Anschlag abstreitet.

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dpa