Seit Tagen kommt es zu tödlichen Gefechten in Syrien. Wieder werden mehrere Menschen getötet. Die drusische Gemeinschaft fürchtet um ihre Sicherheit im neuen Syrien.
Mehrere Tote bei neuer Gewalt in Syrien
Nach tödlichen Zusammenstößen in Syrien wurden erneut mehrere Drusen getötet, so Aktivisten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien berichtete, dass 15 Mitglieder der drusischen Minderheit in einem Hinterhalt getötet wurden. Verantwortlich für den Angriff sollen syrische Sicherheitskräfte und Mitglieder regierungsnaher Milizen sein.
Neun der Opfer wurden bei dem Angriff auf der Straße zwischen Suweida im Süden und der Hauptstadt Damaskus sofort erschossen. Einige Leichen wurden verbrannt. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Informanten und Aktivisten vor Ort. Drusische Quellen in Suweida bestätigten der Deutschen Presse-Agentur den Angriff.
Bisher 56 Tote in Auseinandersetzungen
Es gibt seit einigen Tagen tödliche Zusammenstöße in Syrien. Laut der Beobachtungsstelle sind seit Montagabend an verschiedenen Orten mindestens 56 Menschen ums Leben gekommen. Sunnitische Milizen kämpfen mit drusischen bewaffneten Gruppen.
Ursache war eine Tonaufnahme, die angeblich den Propheten Mohammed beleidigte. Zuerst wurde sie einem Drusen zugeschrieben. Das Innenministerium bestätigte jedoch, dass die beschuldigte Person nichts mit der Aufnahme zu tun hatte.
Die erneute Gewaltwelle stellt die Regierung in Damaskus zufolge erneut auf die Probe und zeigt, wie zerbrechlich die tief gespaltene Gesellschaft in Syrien nach Jahren des Bürgerkriegs ist. Die Gefahr weiterer konfessionsgebundener Konflikte bleibt hoch. Die Regierung hat zum Ziel gesetzt, das Land zu einen. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass viele Milizen weiter auf eigene Faust handeln.
Drusen-Anführer forderte internationales Handeln
Einer der führenden geistliche Anführer der Drusen in Syrien, Hikmat al-Hidschri, verurteilte die anhaltende Gewalt scharf. In einer Stellungnahme sprach er von «Kriegen und Massakern als Werkzeugen des Terrors» und forderte die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf. Eine Regierung dürfe ihr eigenes Volk nicht mit ideologisch motivierten Milizen bekämpfen, betonte al-Hidschri.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die heute hauptsächlich in Syrien, im Libanon, Israel und Jordanien lebt. Die Gemeinschaft entstand im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam.
Während der Amtszeit des gestürzten syrischen Präsidenten Baschar al-Assad waren viele Drusen mit der Regierung verbunden. Seit seinem Sturz sind einige Drusen skeptisch gegenüber der neuen von Islamisten geführten Führung in Damaskus. Andere arbeiten bereits teilweise mit der neuen Regierung zusammen.