Erfahren Sie mehr über die Frauen an der Seite der möglichen zukünftigen Regierungschefs Deutschlands.
Die potenziellen Kanzlergattinnen: Charlotte Merz, Britta Ernst und Andrea Paluch
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Charlotte Merz, Britta Ernst oder Andrea Paluch – wer wird die nächste Kanzlergattin? Nach den Umfragen zur Bundestagswahl hat Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) die besten Chancen, Regierungschef zu werden. Damit würde es auf Charlotte Merz als Kanzlergattin hinauslaufen. Aber auch die Partnerin des Noch-Regierungschefs und SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz – also erneut Britta Ernst – oder die Gattin des Grünen-Bewerbers Robert Habeck – Andrea Paluch – könnte diese Rolle übernehmen.
Charlotte Merz kennt das politische Parkett
Die Juristin Charlotte Merz aus dem Sauerland ist mit Bühne und Blitzlichtgewitter vertraut. Sie hat Erfahrungen auf dem politischen Parkett sowie auf dem Tanzparkett. Bei gemeinsamen Auftritten präsentiert sie sich selbstbewusst und souverän an der Seite ihres Ehemanns. Sie besucht Parteiveranstaltungen und Gala-Runden gleichermaßen. Fotos zeigen sie im Dirndl oder bei einer Karnevalssitzung – im Schloss Bellevue hat sie Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron die Hand geschüttelt.
Das Ehepaar Merz lebt in Arnsberg, wo die Stadt auch der Arbeitsort der Richterin ist. Beruflich erfolgreich, dreifache Mutter, mehrfache Oma, eine vielseitige und eigenständige Partnerin – auch im Wahlkampf hat das eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung. Möglicherweise von Vorteil für Friedrich Merz, dessen Beliebtheitswerte bei der weiblichen Wählerschaft als eher mäßig gelten.
Charlotte Merz kommt aus einer Juristenfamilie
1961 wird Charlotte Merz im Saarland geboren, damals noch mit dem Nachnamen Gass. Sie entstammt einer Juristenfamilie und studiert ebenfalls Jura – in Bonn. Dort lernt sie 1980 Friedrich Merz kennen, ein Jahr später heiraten sie. Charlotte Merz ist Direktorin des Amtsgerichts Arnsberg. Das Paar unterstützt mit einer eigenen Stiftung Ausbildungs- und Bildungsarbeit in Arnsberg, zudem ist Charlotte Merz Vorsitzende einer Stiftung für Kirchenmusik.
Will sie im Falle einer neuen Rolle als Kanzlergattin ihre juristische Arbeit einschränken? Der «Westfalenpost» sagt sie dazu Anfang Februar, sie werde beruflich weitermachen wie bisher und wolle ihr Leben im Sauerland wie gewohnt fortsetzen. Und lässt nicht lobend unerwähnt, dass ihr Mann ihr berufliches Engagement stets unterstützt und richtig gefunden habe, sie beide das Familien- und Eheleben gleichberechtigt organisierten.
Im Mai 2024 hatte ihr Eingreifen beim CDU-Parteitag in Berlin vor laufenden Kameras viel Wirbel ausgelöst. Als Satire-Reporter Lutz van der Horst für die «heute-show» (ZDF) ein Statement von Friedrich Merz zum Thema Leitkultur ergattern wollte, scheiterte er an dessen Frau: Sie ergriff lächelnd, aber doch sehr energisch seinen Arm mit dem Mikro, drückte ihn hinunter und sagte: «Leitkultur bedeutet als allererstes zu fragen, ob man eine Antwort geben möchte.» Es gab Respekt-Bekundungen für die resolute Dame, aber auch Rüffel, der Deutsche Journalistenverband sprach von einer «Unverschämtheit».
Britta Ernst – Beraterin und große Liebe von Olaf Scholz
Die gebürtige Hamburgerin Britta Ernst ist nicht nur Ehefrau und Beraterin von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Sie bedeute für ihn «alles», wie er einmal sagte. Seit 1998 sind beide verheiratet. Ernst begleitet ihren Mann auf Terminen, will aber nicht bloß als Kanzlergattin gesehen werden: «Ich habe mein eigenes Leben», sagte sie der «Zeit» Anfang des Jahres. Es habe immer den Deal gegeben, im Interesse ihrer Partnerschaft niemals im selben Fachgebiet zu arbeiten. Seit 2023 ist sie nicht mehr in der aktiven Politik.
Ernst hat verschiedene Ehrenämter: im Präsidium der Special Olympics und im Stiftungsrat der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz. Als Politikerin hat sie viele Jahre lang Erfahrungen gesammelt. Von 1997 bis 2011 war sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und musste nach dem Amtsantritt ihres Mannes als Erster Bürgermeister zurücktreten. Zunächst arbeitete sie in der Geschäftsführung der SPD-Bundestagsfraktion. Im Jahr 2014 wurde sie Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, nach der Landtagswahl 2017, als ihr Ressort an die CDU fiel, wechselte sie als Bildungsministerin nach Brandenburg. Auf Instagram ist sie aktiv und postet gerne Bilder von Handschuhen am Wegesrand (#handschuheamwegesrand).
Ernst trat 2023 als Ministerin zurück
Das Paar ohne Kinder lebt seit 2018 in Potsdam, mittlerweile in direkter Nachbarschaft zum Landtagsschloss. Es kann vorkommen, dass sie Ernst in der Stadt begegnen. Als Bildungsministerin war sie norddeutsch zurückhaltend, pragmatisch und unaufgeregt. Während der Corona-Pandemie war sie 2021 die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und hatte aufgrund der Maßnahmen an Schulen einen schweren Stand.
Überraschend trat sie 2023 als Ministerin zurück und gab als Grund vor allem mangelnden Rückhalt in der SPD-Landtagsfraktion an, als es um die Suche nach Lehrkräften ging. Im selben Jahr feierten Scholz und Ernst Silberhochzeit – in einer Pause der Haushaltsverhandlungen. Ihr Mann machte ihr im «Zeit»-Podcast «Alles gesagt?» Ende Januar eine Liebeserklärung, als es um die Frage ging, wie er auf Dauerkritik als Kanzler reagiere: «Die Liebe ist das Wichtigste und das hilft – immer.»
Andrea Paluch ist oft in Berlin, aber selten öffentlich zu sehen
Im Gegensatz zu Charlotte Merz oder Britta Ernst hält sich Andrea Paluch, die Frau des Bundeswirtschaftsministers und Vizekanzlers Robert Habeck, vom (Berliner) Politikbetrieb und den Kameras in der Hauptstadt fern, obwohl sie regelmäßig dort ist. Aktuelle gemeinsame Bilder von ihr und ihrem Mann in der Öffentlichkeit sind selten. Zu Fragen, die das Berufsfeld ihres Mannes betreffen, äußert sie sich grundsätzlich nicht, teilte die Schriftstellerin der dpa mit.
Auch, ob die 54-Jährige im Fall der Kanzlerschaft ihres Mannes bei offiziellen Anlässen häufiger an der Seite Habecks zu sehen sein oder sie ihn auf Reisen begleiten werden wird – Schweigen. Paluch möchte nicht als «Frau von» wahrgenommen werden und lieber über ihre eigene Arbeit, als über die ihres Mannes sprechen.
Paluch und Habeck sind seit Jahrzehnten ein Paar
Früher hat sie mit Habeck, den sie im Studium kennengelernt und 1996 geheiratet hat, gemeinsam Bücher verfasst. Zunächst übersetzten sie gemeinsam englische Lyrik, später schrieben sie eigene Bücher. Als Habeck dann in die Politik ging, schrieb Paluch alleine weiter. «Es war eine ganz große Umstellung. Also, es wurde langweiliger, kann man sagen», erzählte sie 2022 der dpa.
Paluch schreibt für Kinder und Erwachsene – oft auch zur gleichen Zeit. Das gehe ganz gut, befand sie 2022: «Wenn man sich den ganzen Tag um dieselbe Seite kümmert, ist es irgendwie ziemlich zermürbend. Und wenn man dann auch mal eine andere Aufgabe zwischendurch hat, ist es ganz gut.»
Aufgewachsen ist die promovierte Literaturwissenschaftlerin Paluch in der Region Hannover in einem konservativen Elternhaus. Sie studierte unter anderem in Freiburg und im dänischen Roskilde. Später lebte die Familie Paluch/Habeck in einem Dorf bei Flensburg, bevor sie nach Flensburg zogen. Die Erziehung ihrer vier mittlerweile erwachsenen Söhne teilte sich das Paar.