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US-Waffen in Deutschland: Dringend geboten, klare Signale im Bündnis

Die Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland verbessert die Glaubwürdigkeit der Abschreckung und den Abschreckungswert gegenüber Russland.

Die Waffensysteme aus den USA haben Abschreckung als Zweck.
Foto: Petty Off 2. Cl Zachary Grooman/U.S. Navy via DVIDS/dpa

Die als Antwort auf russische Bedrohungen angekündigte Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland ist nach Einschätzung von Brigadegeneral a.D. Heinrich Fischer «dringend geboten». «Sie setzt im Bündnis ein klares Signal der USA als Führungsmacht und verbessert die Glaubwürdigkeit der Abschreckung durch einen konventionellen Fähigkeitszuwachs», schreibt Fischer im Fachmagazin «Europäische Sicherheit & Technik» (Augustausgabe).

Und: «An den Reaktionen aus dem Kreml lässt sich der gestiegene Abschreckungswert ablesen, der durch die beabsichtigte Stationierung dieser Waffenkategorie erzielt werden kann.» Fischer war zuletzt Kommandeur der Heeresschulen und Vizechef des Heeresamtes.

Am Rande des Nato-Gipfels in Washington haben die USA und Deutschland die Stationierung von Tomahawk-Marschflugkörpern, SM-6-Raketen und neuen Hyperschallwaffen ab 2026 angekündigt. Laut Fischer kann eine Typhon-Batterie – bestehend aus einem Gefechtsstand, Versorgungsfahrzeugen und Raketenwerfern – sowohl SM-6-Raketen als auch Tomahawk-Marschflugkörper aus Containern abfeuern.

Was die Waffen können

Der Tomahawk habe eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern, trage einen 450 Kilogramm schweren, konventionellen Sprengkopf und treffe auf etwa 10 Meter genau. Die Rakete SM-6 sei «mehrrollenfähig»: Sie könne ballistische Raketen in ihrer Endflugphase abwehren, gegen Schiffe und in einer modifizierten Version auch gegen Bodenziele eingesetzt werden.

Die Entwicklung der neuen US-Hyperschallwaffe («Long Range Hypersonic Weapon») befindet sich in der Endphase. Sie fliegt mit fünffacher Schallgeschwindigkeit und hat eine Reichweite von über 2500 Kilometern.

Waffen zur Zerstörung russischer Militärpotenziale

Fischer verweist in seiner Analyse auf Waffensysteme in der russischen Exklave Kaliningrad, die in Zentraleuropa und im Ostseeraum eine reale Bedrohung für die Nato-Verteidigungsplanung seien. Im Konfliktfall könne eine Verlegung von Nato-Landstreitkräften aus dem Zentrum an die Nato-Ostflanke deswegen nicht zeitgerecht und in der gebotenen Stärke erfolgen. Ein Zusammenbruch der Verteidigung durch die dort schon vorhandenen Nato-Truppen würde beschleunigt. «Einer verschärften Bedrohung in diesem Prozess wäre das Territorium der Bundesrepublik Deutschland in seiner Rolle als strategisch logistische Drehscheibe ausgesetzt», stellt er fest.

Laut Fischer sind die Waffen notwendig, um russische Militärkapazitäten zu zerstören, die es den Nato-Truppen verwehren können, in einen Operationsraum («Anti Access») einzudringen oder die Operationsfreiheit im Einsatzraum («Area Denial») zu haben. Der General erklärt, dass dieser Kampf in fünf Phasen stattfindet. In der ersten Phase des Wettbewerbs («Competition») würden feindliche Kräfte vor einem bewaffneten Konflikt umfassend überwacht und dann schrittweise zerstört, um den eigenen Truppen Handlungsspielraum zu geben.

Fischer betrachtet die Stationierung als eine klare Steigerung der konventionellen Fähigkeiten der Nato, die die Glaubwürdigkeit der Abschreckungsstrategie stärkt «bei gleichzeitiger Anhebung der nuklearen Schwelle». Er erinnert daran, dass die im Kalten Krieg in Deutschland stationierten Tomahawks einen nuklearen Sprengkopf trugen.

dpa