Eine ehemalige RAF-Terroristin soll mit ihren Komplizen Millionen erbeutet und einen Mordversuch begangen haben. Nun beginnt der Prozess gegen Daniela Klette. Welche Taten werden ihr vorgeworfen?
Millionenbeute und Mordversuch – Was Klette vorgeworfen wird
Die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette wird von der Staatsanwaltschaft Verden des versuchten Mordes sowie des versuchten und vollendeten schweren Raubes beschuldigt. Zudem werden der 66-Jährigen Verstöße gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Klette wurde in Berlin verhaftet, während ihre mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub weiterhin auf der Flucht sind.
Das Trio soll zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben, um ihren Lebensunterhalt im Untergrund zu sichern. Die Bande soll dabei mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Eine Übersicht über die Taten, die dem Trio vorgeworfen werden:
30. Juli 1999 in Duisburg, Nordrhein-Westfalen
Auf dem Parkplatz eines Großhandelsmarktes in Duisburg kollidieren maskierte Täter mit ihrem Fahrzeug mit einem Geldtransporter. Sie bedrohen die beiden Sicherheitskräfte mit einer Panzerfaust, einer Maschinenpistole und einem Sturmgewehr. Die Maskierten entladen Geldkisten aus dem Transporter in ein anderes Fahrzeug und entkommen unerkannt. Sie erbeuten eine Million Mark, der Schaden wird von den Ermittlern später mit rund 519.000 Euro angegeben.
2. November 2004 in Leverkusen, Nordrhein-Westfalen
Eine Kassiererin wird von zwei Männern in den Tresorraum eines Großmarktes geschubst, wo sie und zwei weitere Angestellte mit Schusswaffen bedroht werden. Die Täter zwingen sie, einen Tresor zu öffnen und nehmen Bargeld in Höhe von etwa 160.000 Euro mit, bevor sie mit einem Auto fliehen, das angeblich von Klette gefahren wurde.
27. Dezember 2006 in Bochum, Nordrhein-Westfalen
Zwei Männer zwingen mit Schusswaffen zwei Kassiererinnen im Tresorraum eines Supermarktes dazu, sich auf den Boden zu legen. Anschließend nehmen die Täter die vor einer Geldzählmaschine abgelegten Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft an sich. Sie entkommen mit ihrer Beute durch einen Notausgang. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass es sich um 160.000 Euro handelt.
14. April 2009 in Löhne, Nordrhein-Westfalen
Während eines Raubüberfalls auf ein Geschäft in Löhne, Nordrhein-Westfalen, haben die Täter laut Ermittlungen etwa 177.000 Euro erbeutet. Jahre später teilt das niedersächsische Landeskriminalamt mit, dass DNA-Spuren zu den gesuchten Ex-Terroristen Staub, Garweg und Klette führen.
30. September 2011 in Celle, Niedersachsen
Zwei maskierte Täter bedrohen eine Mitarbeiterin mit einer Schusswaffe und einem Elektroschocker bei einem Überfall auf einen Supermarkt in Celle und zwingen sie, einen Tresor zu öffnen. Auf der Flucht aus dem Geschäft bedrohen sie weitere Angestellte, bevor sie mit einem Auto entkommen. Die Staatsanwaltschaft schätzt den Wert der Beute auf 69.000 Euro.
24. Dezember 2012 in Stade, Niedersachsen
Am Heiligabend wird ein Supermarkt in Stade von zwei Tätern überfallen. Sie dringen in das Kassenbüro ein, überwältigen drei Angestellte und verlangen Bargeld. Mit ihrer Beute rennen sie zu einem Auto und fliehen. Später wird das Fluchtfahrzeug brennend in einem Waldstück gefunden. Laut Staatsanwaltschaft erbeuten die Täter etwa 136.000 Euro.
23. August 2014 in Elmshorn, Schleswig-Holstein
Laut den Ermittlungen erbeuteten Täter bei einem bewaffneten Überfall auf einen Supermarkt rund 46.000 Euro. Ein vermummter und bewaffneter Mann drängt eine Angestellte beim Öffnen des Büros hinein, ein weiterer Täter gesellt sich dazu. Die beiden bedrohen die Frau und einen weiteren Angestellten und zwingen sie, Bargeld aus dem Tresor zu holen. Anschließend fliehen die Täter mit einem Auto.
2. Januar 2015 in Osnabrück, Niedersachsen
Zwei Männer überfallen einen Supermarkt in Osnabrück. Sie verstecken sich zunächst mit einem Einkaufswagen in der Nähe der Tierhandlung und bedrohen dann zwei Angestellte in einem Büro. Laut Polizei sind die Männer mit Tüchern oder Schals maskiert. Es wird geschätzt, dass sie etwa 60.000 Euro erbeuten. Die Täter entkommen unerkannt.
6. Juni 2015 in Stuhr, Niedersachsen
Drei maskierte Täter überfallen einen Geldtransporter auf dem Parkplatz eines Supermarktes in der Gemeinde Stuhr nahe Bremen, der rund eine Million Euro geladen hat. Einer der Täter schießt dreimal mit einem Schnellfeuergewehr auf das Fahrzeug, jedoch erfolglos, da sie nicht in der Lage sind, die Türen des Transporters zu öffnen. Anschließend fliehen sie ohne Beute in einem Fahrzeug. Laut den Ermittlungen waren die Täter mit Gewehren und einer Panzerfaust bewaffnet. Der Fahrer und der Beifahrer des Geldtransporters erleiden einen Schock. Später werden sichergestellte DNA-Spuren Klette, Staub und Garweg zugeordnet. Die Staatsanwaltschaft betrachtet die Tat als versuchten Mord.
19. Oktober 2015 in Northeim, Niedersachsen
Zwei vermummte Täter haben einen Überfall auf einen Einkaufsmarkt verübt. Sie haben dem Geldboten eines Sicherheitsdienstes einen harten Gegenstand in den Rücken gedrückt, als er beim Kassenbüro geklingelt hat. Als sich die Tür geöffnet hat, haben sie den Mann ins Büro gedrängt und ihm seine Dienstwaffe abgenommen. Unter Vorhalt einer Schusswaffe haben die Räuber die Mitarbeiterin des Kassenbüros gezwungen, den Tresor zu öffnen und das darin befindliche Geld in eine mitgebrachte Sporttasche zu legen. Laut den Ermittlungen haben sie rund 50.000 Euro erbeutet. Die Männer sind durch einen Notausgang geflohen und konnten mit einem Auto entkommen. Das vermutete Fluchtauto wurde ausgebrannt gefunden.
28. Dezember 2015 in Wolfsburg, Niedersachsen
Drei Personen versuchen, einen Geldtransporter zu überfallen. Einer der Täter bedroht den Beifahrer, während dieser außerhalb des Fahrzeugs ist. Die anderen beiden konzentrieren sich auf den Fahrer im Fahrzeug. Jedoch nutzt dieser einen unbeobachteten Moment und fährt mit dem Auto davon. Daraufhin brechen die Täter ihr Vorhaben ab und fliehen. Zeugenaussagen zufolge sind sie mit einem Schnellfeuergewehr und einer Panzerfaust bewaffnet. Eine Fahndung mit Streifenwagen und Hubschrauber bleibt erfolglos. Später führen DNA-Spuren zu Klette, Staub und Garweg. Die Staatsanwaltschaft schätzt die Beute dieses Überfalls auf 200 Euro, da die Täter eine Waffe gestohlen haben.
7. Mai 2016 in Hildesheim, Niedersachsen
Zwei maskierte und bewaffnete Täter verfolgten den Mitarbeiter eines Geldtransportunternehmens in das Kassenbüro eines Supermarktes. Der Raubüberfall scheiterte, da das abzuholende Geld noch im Tresor war und der zuständige Mitarbeiter mit dem Tresorschlüssel noch nicht im Kassenbüro war. Allerdings nahmen die Räuber dem Mitarbeiter des Geldtransportunternehmens die Waffe ab, deren Wert die Staatsanwaltschaft auf rund 200 Euro schätzt. Die Täter flüchteten über einen Notausgang und stiegen in ein wartendes Auto, in dem eine dritte Person saß.
25. Juni 2016 in Cremlingen, Niedersachsen
Bewaffnet mit einer Panzerfaust und einem Automatikgewehr überfallen zwei Männer und eine Frau einen Geldtransporter in Cremlingen bei Braunschweig. Nachdem der Beifahrer ausgestiegen ist, um die Tageseinnahmen eines Geschäfts abzuholen, wird der Transporter von zwei Autos eingekeilt. Zwei Maskierte bedrohen den Fahrer, es wird gegen den Wagen und in die Luft geschossen. Den Ermittlungen zufolge fordert ein dritter Täter Geld im Geschäft und schießt dort in die Decke. Die Staatsanwaltschaft gibt die Beute mit knapp 1,4 Millionen Euro an.