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Mordprozess um Messerattacke bei Brokstedt endet mit Urteil

Die Tat entsetzte Menschen in ganz Deutschland. Jetzt findet der Mordprozess um die Messerattacke im Zug bei Brokstedt einen Abschluss. Im Urteil wird es auch um die Frage der Schuldfähigkeit gehen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Palästinenser Ibrahim A. vor, am 25. Januar 2023 in einem Zug von Kiel nach Hamburg bei Brokstedt Fahrgäste mit einem Messer angegriffen zu haben. Zwei Menschen starben, vier weitere erlitten erhebliche Verletzungen.
Foto: Marcus Brandt/Pool dpa/dpa

Im Landgericht Itzehoe wird heute das Urteil im Mordprozess um die Messerattacke im Regionalzug in Brokstedt gesprochen. Der angeklagte 34-jährige Palästinenser Ibrahim A. ist wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes in Verbindung mit gefährlicher oder schwerer Körperverletzung in vier Fällen angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft plädierte auf eine lebenslange Freiheitsstrafe. Es sollte auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden. Der Angeklagte handelte aus Frustration über einen erfolglosen Termin bei der Ausländerbehörde in Kiel.

Prozess dauerte mehr als 10 Monate

Im Verlauf des mehr als zehn Monate dauernden Prozesses mit 38 Verhandlungstagen und 97 Zeugen sowie Gutachtern wurde auch die Frage erörtert, ob der Angeklagte schuldfähig ist. Der Verteidiger ist der Meinung, dass der 34-Jährige aufgrund einer psychotischen Störung nicht schuldfähig ist und fordert die Einweisung in eine forensische Psychiatrie. Sollte das Gericht dem nicht zustimmen, plädierte er auf eine zehnjährige Freiheitsstrafe wegen zweifachen Totschlags sowie vierfacher gefährlicher oder schwerer Körperverletzung.

Ein psychiatrischer Gutachter hat das Vorliegen einer Psychose bei Ibrahim A. verneint. Er sei voll schuldfähig. “Er sehe psychotische Symptome, aber keine Psychose”, hatte der Gutachter Arno Deister gesagt. Es liege eine schwere posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) vor. Der Vorsitzende Richter Johann Lohmann hat bereits erklärt, dass die Kammer von einer PTBS des Angeklagten zur Tatzeit, nicht jedoch von einer Psychose ausgeht.

Versäumnisse beim Austausch zwischen Behörden

Ibrahim A. leugnete zu Beginn der Verhandlung im Juli 2023 zunächst die Tat, gab sie jedoch später zu. Berichten zufolge griff er am Nachmittag des 25. Januar 2023 in einem Zug bei Brokstedt mit einem Küchenmesser Fahrgäste an. Ein 17-jähriges Mädchen und ihr zwei Jahre älterer Freund starben, vier weitere Menschen wurden schwer verletzt. Die Tat sorgte auch in der Politik für Aufsehen, da es Versäumnisse beim Informationsaustausch zwischen den Behörden gegeben hatte.

Ibrahim A. wuchs im Gazastreifen auf und kam laut Erkenntnissen 2014 nach Deutschland. Zuerst lebte er in Nordrhein-Westfalen und zog dann nach Kiel. Bis kurz vor der Tat saß der Angeklagte wegen einer anderen Tat in Hamburg in Untersuchungshaft. Sowohl dort als auch später in der Untersuchungshaft in Schleswig-Holstein fiel er durch sein renitentes Verhalten auf. Vor Gericht berichteten mehrere Ärzte von dem Verdacht einer Psychose.

dpa