Russische Justiz setzt Prozesstermin an – Tilly wegen Verunglimpfung der Armee angeklagt.
Deutscher Bildhauer vor russischem Gericht wegen Putin-Karnevalswagen

Die russische Justiz hat den ersten öffentlichen Prozesstermin für den deutschen Bildhauer Jacques Tilly in dem umstrittenen Strafverfahren wegen seiner Karnevalswagen mit Abbildungen von Kremlchef Wladimir Putin auf nächsten Dienstag angesetzt. Das Gericht in Moskau teilte mit, dass das Verfahren am 30. Dezember um 9.30 Uhr (7.30 Uhr MEZ) beginnt. Der Prozess findet in Abwesenheit des Angeklagten statt.
Tilly muss sich laut dem Text wegen Verunglimpfung der russischen Armee verantworten. Unter russischem Gesetz können dafür eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren verhängt werden.
Der Fall wurde laut Gericht am 15. Dezember eingereicht, die erste nicht öffentliche Voranhörung in dem Strafverfahren fand am Mittwochmorgen statt. Eine Gerichtssprecherin in Moskau machte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur keine näheren Angaben.
Viele Kriegsgegner der von Putin befohlenen Invasion der Ukraine sind in Russland bereits nach solchen Anschuldigungen verurteilt worden. Die Entscheidungen der russischen Willkürjustiz werden international als Unrechtsurteil kritisiert.
Tilly bezeichnet Verfahren als lächerlich
Tilly wird laut Anklage vorgeworfen, Fakes über die russische Armee verbreitet zu haben, weil seine Werke eine Beleidigung für Putin als Oberbefehlshaber in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine seien, hatte das Portal «Ostoroschno Nowosti» berichtet. Tilly werde beschuldigt, aus eigennützigen Motiven und aus politischem Hass Falschdarstellungen über die Armee verbreitet zu haben.
Nachdem das Gerichtsverfahren bekannt wurde, sagte Tilly der Deutschen Presse-Agentur: «Humor tut anscheinend doch weh.» Das Verfahren sei lächerlich, denn er habe nie die russische Armee erwähnt, wohl aber umso öfter den Despoten Putin.
Tilly ist ein deutscher Bildhauer und Karnevalswagenbauer, der für seine bissig-satirischen Mottowagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug bekannt ist. Seine Motive erscheinen in den Tagen nach Karneval regelmäßig auf Titelseiten der deutschen und internationalen Presse. Schon mehrmals waren die Mottowagen Putin gewidmet.








