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Moskau bestätigt Offensive bei Charkiw

Die russische Armee ist zur Großoffensive im Osten der Ukraine angetreten. Ihr Ziel: Charkiw. Doch die ukrainischen Streitkräfte waren auf den Angriff vorbereitet. Selenskyj hofft auf schnelle Hilfe.

Wohnhäuser stehen nach russischen Luftangriffen in Flammen.
Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Das russische Verteidigungsministerium hat eine Offensive seiner Truppen im Grenzgebiet zur ukrainischen Millionenstadt Charkiw bestätigt. Russische Truppen hätten fünf ukrainische Grenzdörfer besetzt, teilte das Ministerium am Samstag in Moskau mit. Genannt wurden Striletsche, Krasne, Pylne und Boryssiwka, die etwa 30 Kilometer nördlich von Charkiw in der Nähe des Ortes Lipzy liegen, sowie Ohirzewe bei der Stadt Wowtschansk. Die Bewohner dieser «befreiten» Ortschaften, so die russische Lesart, seien in sichere Sammelpunkte gebracht worden.

Die Informationen entsprechen den inoffiziellen ukrainischen Militärangaben über die Offensive, die in der Nacht zum Freitag begann. Die russische Armee behauptete, eine große Anzahl ukrainischer Soldaten ausgeschaltet und ihre Ausrüstung zerstört zu haben. Auf der anderen Seite behauptete die ukrainische Seite, die russischen Angriffe abgewehrt und dem Feind schwere Verluste zugefügt zu haben. Es gab keine unabhängige Bestätigung für die Behauptungen beider Seiten.

In Moskau wurde berichtet, dass 34 ukrainische Soldaten gefangen genommen wurden. Die Angabe konnte nicht bestätigt werden. Fotos einiger vermeintlicher Soldaten wurden in russischen Telegrammkanälen veröffentlicht, obwohl dies nach humanitärem Völkerrecht verboten ist.

Ukraine hatte russischen Angriff bei Charkiw erwartet

Die ukrainischen Behörden haben laut eigenen Angaben viele Bewohner des Grenzgebiets in Sicherheit gebracht. Die Ukraine erwartete seit einiger Zeit einen russischen Angriff in Charkiw. Laut offiziellen Angaben halten ihre Verteidigungslinien. Militärbeobachter schätzen ein, dass die russische Offensive noch kein direkter Angriff auf Charkiw ist.

Die russische Armee plant, ukrainische Truppen zu binden und gleichzeitig ihre Artillerie so zu positionieren, dass sie die Großstadt beschießen kann. Darüber hinaus soll die Verschiebung der Frontlinie verhindern, dass ukrainische Angriffe über die Grenze auf russisches Staatsgebiet erfolgen.

Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine russische Invasion ab. Um den jüngsten Großangriff erfolgreich abzuschlagen, benötigt das Land nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj weitere Unterstützung aus dem Ausland. «Im Moment sind jedes gelieferte Flugabwehrsystem und jede Rakete ein Beitrag, der Leben rettet und unsere Städte und Gemeinden am Leben erhält, schrieb er am Samstag auf Facebook. «Was wirklich hilft, sind tatsächlich an die Ukraine gelieferte Waffen, nicht nur die Ankündigung solcher Waffenpakete.» 

Ukrainischer Drohnenangriff auf russische Raffinerie

Das ukrainische Militär hat erklärt, dass es in der Nacht zum Samstag eine Raffinerie in der Millionenstadt Wolgograd – ehemals Stalingrad – mit Kampfdrohnen angegriffen hat. Laut dem militärischen Geheimdienst in Kiew wurden dabei mehrere Anlagen der Raffinerie, die zum Erdöl-Riesen Lukoil gehört, getroffen und beschädigt. Das Verteidigungsministerium in Moskau hat diese Berichte dementiert und behauptet, dass mehrere ukrainische Drohnen und Raketen bei Belgorod und vor Wolgograd abgefangen wurden.

Polen will seine Ostgrenze stärker befestigen

Polen plant, seine Ostgrenze zu verstärken. Donald Tusk, der Regierungschef, erklärte dies am Samstag mit dem Druck, den das Regime in Belarus durch organisierte Migration erzeugt, und der zunehmenden Gefahr durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

«Wir haben mit intensiven Arbeiten an einer modernen Befestigung begonnen, die entlang der gesamten polnischen Ostgrenze gebaut werden soll», sagte Tusk vor Grenzschützern und Soldaten in Karakule an der polnisch-belarussischen Grenze. Da Polens Ostgrenze auch die Außengrenze der EU sei, müsse die gesamte Staatengemeinschaft in die Befestigung investieren. 

Im Sommer 2022 hat Polen bereits die Abschnitte seiner 418 Kilometer langen Grenze zu Belarus mit einem 5,5 Meter hohen Zaun und einem elektronischen Überwachungssystem gesichert. Polens Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz kündigte kürzlich an, dass sein Land Bunker und Schützengräben an der Grenze zu Belarus und der russischen Exklave Kaliningrad bauen werde.

dpa