Die USA, Russland und die Ukraine sprechen über eine Waffenruhe, erste zarte Schritte zum Frieden. Überschattet werden die Gespräche von einem russischen Angriff mit vielen Kindern als Opfer.
Moskau will über Treffen mit USA zur Ukraine berichten

Nach den Gesprächen zwischen den USA und Russland über den Ukraine-Krieg plant die russische Seite heute, über die Ergebnisse zu informieren. Zum Abschluss des zwölfstündigen Verhandlungsmarathons in der saudischen Hauptstadt Riad haben sich beide Seiten auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. Dies wurde von den staatlichen russischen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti unter Berufung auf die Delegation aus Moskau gemeldet.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow werde sich in einem Fernseh-Interview ebenfalls zu «einigen Aspekten dieser Kontakte» mit den USA äußern, kündigte dessen Sprecherin Maria Sacharowa an. Details zu den Verhandlungen nannte die russische Seite nicht. Die US-Seite äußerte sich bislang nicht zu der angeblichen gemeinsamen Erklärung.
Weiteres Treffen der US-Unterhändler mit der Ukraine?
Nach dem amerikanisch-russischen Treffen habe es in Riad eine erneute Unterredung der US-Vertreter mit den Ukrainern gegeben, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. «Ich erwarte bald einen neuen Bericht.»
Es war nicht klar, wann dieses zweite Treffen mit den Vertretern aus Kiew stattgefunden haben soll. Ein erstes Gespräch der Amerikaner mit der ukrainischen Delegation unter der Leitung von Verteidigungsminister Rustem Umjerow fand am Sonntagabend statt. Die Kiewer Delegation wird laut ukrainischen Medien noch bis Dienstag in Riad bleiben.
Keith Kellogg, der US-Unterhändler für die Ukraine, hatte bereits zuvor eine Pendeldiplomatie zwischen den Delegationen aus Moskau und Kiew angekündigt.
Mindestens 88 Verletzte bei russischem Raketentreffer auf Sumy
Bei dem Vermittlungsversuch in Riad ging es um den Beginn einer Waffenruhe nach mehr als drei Jahren Krieg. Das Treffen wurde jedoch von einem schweren russischen Raketentreffer auf die nordostukrainische Stadt Sumy am Montag überschattet. „Mindestens 88 Menschen wurden verletzt, darunter 17 Kinder“, teilte die Stadtverwaltung mit. Eine Schule, ein Krankenhaus und Wohngebäude wurden beschädigt.
«Zum Glück waren die Kinder in einem Schutzraum», sagte Selenskyj. «Jeder solche Tag, jede Nacht mit russischen Raketen und Drohnen gegen unser Land, jeder Tag des Krieges bedeutet Verluste, Schmerz, Zerstörung, die die Ukraine nie wollte.» Der Krieg sei von Russland herbeigeführt worden, deshalb müsse Russland zum Frieden gezwungen werden.
US-Außenministerium: Wegen solcher Angriffe verhandeln wir
Der Angriff auf Sumy sei ein Beleg, warum die Verhandlungen in Saudi-Arabien notwendig seien, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce. «Darum tun wir die Arbeit, die wir tun (…), und deshalb arbeiten wir weiter an einer Waffenruhe.»
In der Nacht auf Dienstag gab es erneut Luftalarm über weiten Teilen der Ukraine. Schwärme russischer Kampfdrohnen wurden am Himmel geortet, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte.
Drei russische Journalisten in Ostukraine getötet
Russland seinerseits beklagte den Tod von drei Medienvertretern nahe der Front in der Ostukraine. Ein Toter war den Angaben nach Kriegsreporter der Moskauer Zeitung «Iswestija», ein Kameramann und ein Fahrer arbeiten für den TV-Sender Swesda des russischen Militärs. Ein Swesda-Korrespondent wurde schwer verletzt. Nach russischen Angaben waren sie in einem Auto unter ukrainischen Artilleriebeschuss geraten.
Das russische Außenministerium bezeichnete den Angriff auf die Journalisten und ihre Begleiter als vorsätzlich. Moskau forderte eine Sitzung des Weltsicherheitsrates für Mittwoch zu diesem Vorfall. Seit Beginn der Invasion in die Ukraine wurden laut einer Übersicht der Nachrichtenagentur Tass etwa zwölf russische Journalisten getötet. Auf ukrainischer Seite wurden bisher 18 einheimische und ausländische Medienvertreter im Einsatz getötet.
Trump: Rohstoffabkommen mit Ukraine kommt bald
US-Präsident Donald Trump zeigt sich weiter zuversichtlich, dass ein Abkommen über eine strategische Rohstoff-Partnerschaft mit der Ukraine unmittelbar bevorsteht. Finanzminister Scott Bessent habe ihm gesagt, dass das Abkommen über seltene Erden mit der Ukraine so gut wie abgeschlossen sei, sagte Trump nach einer Kabinettssitzung. «Sie unterzeichnen das in Kürze.»
Am Ende des Monats Februar scheiterte die Unterzeichnung des Abkommens nach einem Eklat im Weißen Haus. Trump und sein Vize J.D. Vance hatten sich damals über Widerworte Selenskyjs geärgert und ihm Undankbarkeit und fehlenden Willen zum Frieden vorgeworfen.
Die Ukraine habe sich von dem Treffen ein Signal erhofft, dass Washington noch ihr Partner sei, sagte Selenskyj in einem Interview der US-Zeitschrift «Time». «Aber in dem Moment war das Gefühl, dass wir keine Verbündeten sind», rechtfertigte er sich. «Ich habe in jener Unterhaltung die Würde der Ukraine verteidigt.»
Sigmar Gabriel für Abrüstungsvorschlag an Moskau
Der frühere deutsche Außenminister, Sigmar Gabriel (SPD), will die Stationierungspläne für US-Mittelstreckenraketen in Europa mit einem Abrüstungsangebot an Russland verbinden. «Ich würde mir wünschen, dass die Stationierungsentscheidung für neue Mittelstreckenraketen erstens nicht nur in Deutschland erfolgt und uns damit zum einzigen Zielland macht», sagte Gabriel der Zeitung «Rheinische Post». (Dienstag).
«Und außerdem würde ich mir wie in den 1980er Jahren ein paralleles Abrüstungsangebot an Russland wünschen: Wenn Russland bereit ist, seine bereits stationierten Mittelstreckenraketen abzuziehen, dann können wir im Gegenzug auf die Stationierung verzichten», sagte Gabriel. Es liegt in Russlands Hand, ob es in Europa weiter einen Kurs der Aufrüstung gebe oder nicht.