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Nawalny-Team: Putin erhielt Angebot zu Gefangenenaustausch

Kremlgegner Nawalny hätte offenbar in Kürze gegen den Tiergartenmörder ausgetauscht werden können. Doch Putin habe ihn um keinen Preis freigeben wollen, teilt Nawalnys Team nun mit.

Kremlgegner Alexej Nawalny ist in einem russischen Straflager gestorben.
Foto: Pavel Golovkin/AP/dpa

Der im russischen Straflager ums Leben gekommene Kremlgegner Alexej Nawalny hätte Angaben seines Teams zufolge gegen den in Deutschland inhaftierten Tiergartenmörder ausgetauscht werden können. «Nawalny sollte in den nächsten Tagen freikommen, weil wir eine Entscheidung zu seinem Austausch erreicht hatten», sagte die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich, in einem auf Youtube veröffentlichten Video.

Anfang Februar erhielt Kremlchef Wladimir Putin das Angebot, den im Dezember 2021 in Deutschland verurteilten Tiergartenmörder Wadim K. an Russland zu übergeben – im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner. Pewtschich machte keine Angaben dazu, wer genau an der Ausarbeitung dieser vermeintlichen Austauschpläne beteiligt war und wie konkret sie waren. Die Bundesregierung hat zunächst keine Angaben dazu gemacht.

Pewtschich warf Putin vor, daraufhin persönlich die Tötung Nawalnys angeordnet zu haben. Er habe Nawalny um keinen Preis freigeben wollen. Er habe erkannt, dass der Westen bereit sei, Wadim K. auszutauschen und dann entschieden, Nawalny als Tauschobjekt loszuwerden, vermutet Pewtschich. «Das ist das absolut unlogische, irrationale Verhalten eines verrückten Mafiosi», sagte sie.

Wadim K. hat 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen getötet. Es wird vermutet, dass K. den Mord im Namen staatlicher russischer Stellen begangen hat. Es gab Spekulationen, dass Putin ihn im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freilassen wollte. Zuletzt hatte er dies in einem Interview mit dem US-Talkmaster Tucker Carlson praktisch bestätigt.

Kreml bestreitet Forderung nach heimlicher Bestattung Nawalnys

Derweil streitet der Kreml nach dem tagelangen Ringen um die Leiche von Nawalny versuchte Einflussnahme auf dessen Angehörige ab. «Natürlich kann der Kreml keinen Druck ausüben. Das sind weitere absurde Äußerungen der Anhänger (Nawalnys)», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Nawalnys Mutter hat am Wochenende den Leichnam ihres Sohnes erhalten, nachdem sie zuvor Russlands Präsident Wladimir Putin zu dessen Herausgabe aufgefordert und öffentlich Druck vonseiten der Ermittler beklagt hatte. Diese hätten sie dazu drängen wollen, ihren Sohn heimlich zu beerdigen, sagte sie.

Die Umstände des Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von «natürlichen» Ursachen die Rede. Der Politiker war zum Zeitpunkt des Todes 47 Jahre alt.

Die Behörden hielten die Leiche mehr als eine Woche lang unter Verschluss. Es ist immer noch unklar, wo und wie die Bestattung stattfinden soll. Mutter Ljudmila Nawalnaja forderte eine öffentliche Beerdigung, damit sich nicht nur Familienangehörige, sondern auch Anhänger des russischen Oppositionsführers verabschieden können. Nawalnaja lehnte eine Aufforderung der Ermittler ab, einer heimlichen Beerdigung zuzustimmen, und beschuldigte die Behörden öffentlich der Erpressung.

dpa