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Netanjahu droht den Huthi im Jemen mit härterer Gangart

Die Islamisten gefährden mit ihren Raketen Israel und den Welthandel. In Syrien hängt nach dem Sturz Assads viel von ausländischen Akteuren ab. In Gaza findet das Leid der Zivilbevölkerung kein Ende.

Mit ihrem Raketenbeschuss provozieren die Huthi Israel zu härteren Gegenschlägen. (Archivbild)
Foto: Osamah Abdulrahman/AP/dpa

Nach verstärkten Angriffen der Huthi-Miliz auf Israel droht der jüdische Staat den Islamisten im Jemen mit ausgeweiteten Militärschlägen. «So wie wir machtvoll gegen die Terrorableger der iranischen “Achse des Bösen” vorgegangen sind, so werden wir gegen die Huthi vorgehen», kündigte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. Israels Militär werde «kraftvoll, entschlossen und ausgeklügelt» handeln, sagte er in einem Video, das er unmittelbar nach einer Lagebesprechung mit Militärvertretern in der nördlichen Stadt Safed aufnahm.

In der Nacht zum Samstag traf eine Rakete aus dem Jemen die Küstenmetropole Tel Aviv. Laut Rettungsdiensten wurden Dutzende Menschen verletzt. Im Gegensatz zu früheren Fällen blieben die Versuche der israelischen Luftabwehr, das Geschoss abzufangen, erfolglos. Bereits zwei Tage zuvor waren Trümmer einer abgeschossenen Huthi-Rakete auf ein Schulgebäude in der Vorstadt Ramat Gan gefallen. Es gab keine Opfer, weil sich zum Zeitpunkt des Angriffs am frühen Morgen niemand in dem Gebäude befand.

Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober 2023 haben die mit der Hamas verbündeten Huthi-Milizen regelmäßig Ziele in Israel sowie Schiffe im Roten Meer mit Raketen und Drohnen angegriffen. Laut Angaben des israelischen Militärs wurden seitdem 200 Raketen und 170 Drohnen von den Huthi auf Israel abgefeuert. Die meisten Geschosse wurden abgefangen oder erreichten Israel nicht.

Huthi schädigen Israel und den Welthandel 

Der wirtschaftliche Schaden für Israel ist dennoch erheblich. Die Angriffe haben den israelischen Rotmeerhafen Eilat lahmgelegt. Noch gravierender sind die Schäden, die der Welthandel durch den Huthi-Beschuss internationaler Frachtschiffe im Roten Meer und vor den Küsten des Jemens erleidet. Ägypten verzeichnet wiederum enorme Verluste aufgrund entgangener Einnahmen aus dem Suezkanal, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet und die Schifffahrt um Afrika herum erspart.

Sowohl Israel als auch die USA und ihre Verbündeten bombardieren deswegen Huthi-Stellungen oder Häfen im Jemen. Israel stehe nicht allein, meinte Netanjahu in seiner Ankündigung verstärkter Angriffe gegen die Islamisten. «Die USA und andere Länder sehen in den Huthi nicht nur eine Bedrohung der internationalen Schifffahrt, sondern auch eine, die sich gegen die internationale Ordnung richtet», fügte er hinzu. 

Geheimdienstchef: «Auf den Kopf zielen»

Der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, rät indes der israelischen Führung einem Bericht zufolge, den Iran anzugreifen. «Wir müssen auf den Kopf zielen – nur die Huthi anzugreifen, reicht nicht», soll er einem Bericht des Fernsehsenders Channel 13 zufolge in Gesprächen mit der Regierungsspitze gesagt haben. Der Sender berief sich auf namentlich nicht genannte Personen, die Kenntnis von den Unterredungen hatten. Der Iran hat Jahre hindurch die Huthi-Miliz im Jemen als verlängerten Arm für seine expansionistischen Bestrebungen in der Nahostregion aufgebaut.

Ringen um neue Ordnung in Syrien

Rund zwei Wochen nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad bemüht sich die von den siegreichen Rebellen gestellte neue Führung des arabischen Landes weiter um internationale Akzeptanz. Der Anführer der Islamistengruppe HTS, Ahmed al-Scharaa, forderte die im Land einflussreichen ausländischen Staaten zu gemeinsamen Schritten für die Zukunft Syriens auf. «Es ist wichtig, dass sich die großen Akteure auf allgemeine Grundsätze in Bezug auf Syrien einigen», sagte er in Damaskus nach einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan.

Neben der Türkei sind es vor allem die USA und ihre westlichen Verbündeten, die Golfstaaten, der Iran, Russland und Israel, die in Syrien militärischen oder wirtschaftlichen Einfluss ausüben. Dennoch müssten die Syrer unabhängig über die Stabilität und Sicherheit des Landes entscheiden dürfen, sagte al-Scharaa – zuvor bekannt unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dschulani. «Die Bevölkerung hat in den vergangenen 14 Jahren stark gelitten.» 

Außenminister Fidan betonte, dass die Türkei die Kurdenmiliz YPG in Syrien als Bedrohung ansieht und erneut forderte, dass sich die Miliz auflösen müsse. Ankara betrachtet die YPG als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und somit als Terrororganisation. Auf der anderen Seite unterstützen die USA die YPG als ihren Verbündeten im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Kein Ende des Blutvergießens in Gaza 

Im Gazastreifen wurden Ziele in der humanitären Zone al-Mawasi nahe Chan Junis vom israelischen Militär angegriffen. Laut einem lokalen Reporter des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira wurden dabei mindestens sieben Menschen getötet. Das israelische Militär gab auf seinem Telegram-Kanal bekannt, dass der Angriff einem Hamas-Kämpfer galt, der in der humanitären Zone aktiv war.

In der Zeltstadt al-Mawasi leben palästinensische Flüchtlinge, die vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens geflohen sind. Laut UN-Angaben leben bis zu 34.000 Menschen pro Quadratkilometer auf dem 41 Quadratkilometer großen Landstreifen. Am Sonntag wurden bei weiteren Angriffen an verschiedenen Stellen des Gazastreifens laut palästinensischen Medienberichten rund 30 Menschen getötet.

Der Gaza-Krieg begann mit dem Angriff palästinensischer Terroristen aus dem Küstengebiet am 7. Oktober des letzten Jahres in Israel, bei dem 1.200 Menschen getötet und rund 250 entführt wurden. Seitdem kämpft Israel gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen, wo laut palästinensischen Berichten bisher mehr als 45.000 Menschen ums Leben gekommen sind.

dpa