Das israelische Militär will im nördlichen Gazastreifen den letzten Widerstand der Hamas brechen. Doch ausgerechnet von dort fliegt erstmals seit längerem wieder eine Raketensalve auf Israel.
Netanjahu erfolgreich operiert – Verstärkte Angriffe in Gaza
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine erfolgreiche Prostata-Operation hinter sich. Das Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem informierte, dass der 75-Jährige nach dem Eingriff in Vollnarkose aufgewacht sei und sich in gutem Zustand befinde. In den nächsten Tagen wird er weiterhin beobachtet. Am Samstag hatte Netanjahus Büro angekündigt, dass er operiert werden müsse.
Der Premierminister wurde in der Vergangenheit mehrmals aufgrund gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus behandelt. Zuletzt wurde er Ende März wegen eines Leistenbruchs operiert. Im Sommer des vergangenen Jahres erhielt er einen Herzschrittmacher. Aufgrund der Operation in der kommenden Woche wurden Gerichtstermine im Korruptionsprozess von Netanjahu abgesagt. Die geplanten Anhörungen wurden auf den 6. Januar und die folgenden Tage verschoben.
Israelische Armee erhöht Druck auf Hamas
In der Zwischenzeit erhöhte die israelische Armee fast 15 Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs den Druck auf die islamistische Hamas im Küstenstreifen. Laut palästinensischen Berichten wurden bei neuen heftigen Angriffen im Norden und zentralen Abschnitt des Gazastreifens mehr als 20 Menschen getötet. Gleichzeitig feuerten militante Palästinenser den dritten Tag in Folge Raketen auf Israel ab. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Im Gazastreifen seien eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen noch nicht zustande gekommen, weil die Hamas «nicht will, dass es ein Abkommen gibt», betonte Netanjahu am Sonntag vor seiner Operation bei einem Regierungstreffen. «Die Situation ist weniger optimistisch», zitierte die «Jerusalem Post» teilnehmende Minister. Die Botschaft laute, dass die Verhandlungen über das Geiselabkommen festgefahren seien, da die Hamas «ständig versucht, die Richtung der Gespräche zu ändern».
Raketensalve auf israelische Grenzstadt Sderot
Laut der israelischen Armee flogen fünf Geschosse militanter Palästinenser vom nördlichen Gazastreifen auf israelisches Gebiet. Zwei davon wurden von der Raketenabwehr abgefangen, während der Rest in offenen Gebieten einschlug. In der Grenzstadt Sderot gab es zuvor einen Raketenalarm. Polizeiangaben zufolge schlugen Raketenteile an zwei Orten in der Stadt ein.
Der israelische TV-Sender N12 berichtete, die Hamas könnte versuchen, in Beit Hanun verbliebene Raketen zu «verschießen», bevor die Armee sie dort finde. In der Ortschaft hatte zuvor ein neuer Einsatz des Militärs begonnen. Ziel des militärischen Drucks sei es außerdem, die Hamas zu einer Waffenruhe und der Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge zu bewegen, berichtete der Sender. Die Hamas wirft Israel jedoch vor, mit immer neuen Bedingungen bei indirekten Verhandlungen unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars eine solche Einigung zu torpedieren.
Israel beschießt Krankenhaus in der Stadt Gaza
Die israelischen Streitkräfte haben das Al-Wafa-Krankenhaus im Osten der Stadt Gaza beschossen. Laut dem von der Hamas kontrollierten Katastrophenschutz in Gaza wurden bei dem Angriff sieben Palästinenser getötet. Ein israelisches Geschoss traf den fünften Stock der Klinik. Zeugen berichteten, dass das Gebäude panikartig evakuiert wurde, als der Angriff begann.
Laut der israelischen Armee war das Krankenhaus zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in Betrieb. Es wird behauptet, dass sich stattdessen die Kommandozentrale einer Luftabwehreinheit der Hamas darin befand. Der Beschuss soll sich gegen diese Einheit mit Präzisionsmunition gerichtet haben. Diese Informationen konnten ebenfalls nicht unabhängig überprüft werden.
Wiederholte Angriffe auf Krankenhäuser
Israel greift regelmäßig Krankenhäuser im Gazastreifen an und begründet dies damit, dass sich dort Stellungen, Waffenlager und Kämpfer der Hamas befinden würden. Erst am Samstag beendete das Militär einen dreitägigen Einsatz im Kamal-Adwan-Krankenhaus in der nördlichen Stadt Beit Lahia. Dabei nahm es eigenen Angaben zufolge 240 Kämpfer der Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad fest. «Während des Einsatzes wurden rund 20 Terroristen getötet», teilte das Militär mit. Das Gebiet nahe der Klinik sei «eine aktive Kampfzone», Terroristen hätten dort Sprengfallen und Bomben gelegt.
Die Patienten wurden evakuiert, die Klinik stellte den Betrieb ein, die Gebäude brannten teilweise aus. Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 mussten laut Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 33 Krankenhäuser im Gazastreifen aufgrund des Krieges schließen.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, dass neun Menschen getötet und 15 weitere verletzt wurden, als das Flüchtlingsviertel Nuseirat im zentralen Abschnitt des umkämpften Küstenstreifens beschossen wurde. Darunter waren auch Frauen und Kinder. Eine israelische Armeesprecherin sagte jedoch, dass ihr keine Angriffe in diesem Gebiet bekannt seien.
Wafa berichtete auch, dass in Beit Hanun im Norden des Gazastreifens sieben weitere Menschen ums Leben gekommen seien. Die Armeesprecherin sagte, man prüfe die Berichte.
Soldat bei Kämpfen im Gazastreifen getötet
Laut der israelischen Armee wurde bei Kämpfen im nördlichen Gazastreifen ein 22-jähriger Soldat getötet. Nach dem Angriff der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen auf Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und 250 Entführten sowie den anschließenden Kämpfen wurden bisher insgesamt 824 Soldaten getötet, so die Armee.
Laut Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn des Krieges im Gazastreifen mehr als 45.500 Palästinenser getötet und über 108.100 weitere verletzt. Es wird nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterschieden.