Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gehen weiter. Israel ist zu neuen indirekten Verhandlungen in Katar bereit. Zuvor schickt Regierungschef Netanjahu der Hamas aber ein klares Signal.
Netanjahu: Hamas-Wünsche für Waffenruhe inakzeptabel

Israel lehnt die von der islamistischen Hamas geforderten Änderungen am neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen ab, ist aber zu indirekten Verhandlungen bereit. Die Änderungen, die die Hamas an Katars Vorschlag vornehmen wolle, seien für Israel «inakzeptabel», teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Netanjahu habe aber die Einladung zu «Annäherungsgesprächen» angenommen. Eine Delegation werde heute in die katarische Hauptstadt Doha aufbrechen. Am selben Tag wird Netanjahu Medien zufolge in die USA abreisen.
Obwohl noch wichtige Hürden zu überwinden sind, ist die Wiederaufnahme der indirekten Gespräche, bei denen Katar, Ägypten und die USA als Vermittler fungieren, ein wichtiger Schritt in Richtung einer möglichen Waffenruhe in dem seit bereits 21 Monaten andauernden Krieg. Die Gespräche fänden «auf der Grundlage des von Israel akzeptierten Vorschlags Katars» statt, hieß es in der Mitteilung von Netanjahus Büro. Dieser sieht eine zunächst auf 60 Tage begrenzte Waffenruhe vor. In der Zeit soll über ein dauerhaftes Ende des Krieges verhandelt werden. Die Hamas stimmte dem Vorschlag nach eigener Darstellung grundsätzlich zu, sieht aber noch Klärungsbedarf in drei Punkten.
Tausende fordern in Israel Freilassung aller Geiseln
So fordert die Terrororganisation laut der «Times of Israel», dass die Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe fortgesetzt werden, bis eine Einigung erzielt ist. Außerdem will sie, dass UN- und andere internationale Hilfsorganisationen wieder die Kontrolle über die Lieferung humanitärer Hilfe in Gaza übernehmen und nicht mehr länger die von Israel und den USA unterstützte umstrittene Stiftung Gaza Humanitarian Fund (GHF). Zudem solle sich das israelische Militär auf die Positionen zurückziehen, die es vor dem Scheitern der vorherigen Waffenruhe im März innegehabt hatte, berichtete die israelische Zeitung weiter.
US-Präsident Trump hat am Freitagabend vor Journalisten an Bord der Air Force One erklärt, dass es möglicherweise in der nächsten Woche einen Deal geben könnte. Netanjahu soll Berichten zufolge am Montag im Weißen Haus mit Trump zusammentreffen. Vor seiner Abreise nach Washington forderten Tausende von Menschen in Tel Aviv und anderen israelischen Städten die Freilassung aller Geiseln, die noch von Islamisten im Gazastreifen festgehalten werden. Medienberichten zufolge sieht der jüngste Vorschlag für einen Deal jedoch nur die Freilassung von zehn der 20 als lebend angenommenen Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge vor.
Kritik an Netanjahu
Die verbleibenden lebenden Geiseln würden erst dann die Möglichkeit haben, ihr qualvolles Gefangensein zu beenden, wenn Israel und die Hamas sich auf eine dauerhafte Beendigung des Krieges einigen.
«Es ist Zeit für einen Deal, der jeden rettet, die Lebenden und die Gefallenen, für einen Deal ohne „Selektion“», zitierte die «Times of Israel» Maccabit Meyer auf der Kundgebung in Tel Aviv. Sie ist die Tante zweier Zwillingsbrüder, die sich in der Gewalt der Hamas befinden.
Laut israelischem Wissensstand sind noch mindestens 20 Geiseln am Leben. Der Status von zwei Entführungsopfern ist unklar. Darüber hinaus liegen die Leichen von 28 Entführten in Gaza. Bei einem Angriff auf ein Lebensmittel-Verteilzentrum der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) wurden zwei amerikanische Helfer verletzt, wie die Stiftung mitteilte. Das US-Außenministerium machte die Hamas für den Angriff verantwortlich.
Gaza-Stiftung: Zwei amerikanische Helfer bei Angriff verletzt
In einer GHF-Mitteilung wurde erwähnt, dass zwei Angreifer angeblich zwei Granaten auf die Helfer geworfen haben. Die beiden wurden zum Glück nicht lebensbedrohlich verletzt und erhalten nun medizinische Behandlung. Die Stiftung hatte bereits in der Vergangenheit über Angriffe auf ihre Mitarbeiter berichtet. Im Juni wurden laut GHF-Bericht acht palästinensische Mitarbeiter auf dem Weg zu einem Verteilzentrum getötet. Die Stiftung machte auch hierfür die Hamas verantwortlich.
Die GHF begann Ende Mai ihre Arbeit nach einer langen Blockade von Hilfslieferungen durch Israel. UN-Hilfsorganisationen arbeiten nicht mit der Stiftung zusammen. Sie kritisieren, dass die GHF zu wenige Verteilzentren betreibt und die Menschen dort sowie auf dem Weg dorthin großen Gefahren aussetzt. Laut UN-Angaben wurden bisher 509 Menschen an Verteilstationen der GHF oder in der Nähe getötet. Palästinensischen Angaben zufolge ist Israels Militär für Zwischenfälle verantwortlich.
Der Krieg begann mit dem Angriff der Hamas und anderer islamistischer Terrorgruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza gebracht wurden. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seitdem mehr als 57.000 Palästinenser in Gaza getötet. Es ist jedoch schwer zu überprüfen, ob es sich dabei um Zivilisten oder Kämpfer handelt.