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Netanjahu will Krieg gegen Hamas beenden

Israel plant Einnahme von Gaza, während Armee auf Kampfeinsatz vorbereitet wird. Kritik an Risiken und Folgen laut Oppositionsführer.

Regierungschef Netanjahu drängt vor Medienvertretern auf Tempo bei der geplanten Einnahme der Stadt Gaza.
Foto: Abir Sultan/Pool EPA/AP/dpa

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will den Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen «so schnell wie möglich» beenden. «Deshalb habe ich die israelischen Streitkräfte angewiesen, den Zeitplan für die Einnahme der Stadt Gaza abzukürzen», sagte er nach Angaben der «Times of Israel» in einer Pressekonferenz für israelische Medien in Jerusalem. 

Das Sicherheitskabinett unter der Leitung von Netanjahu hat am Freitag beschlossen, dass das Militär die Stadt Gaza einnehmen soll – möglicherweise mit dem Ziel, die Kontrolle über das gesamte Küstengebiet zu übernehmen. Der Beschluss in Bezug auf den zeitlichen Rahmen ist vage. Berichten zufolge würde die Armee zwei Monate für die entsprechenden Vorbereitungen benötigen.

Etwa eine Million Palästinenser, die sich derzeit in Gaza-Stadt befinden, müssten in Gebiete umziehen, die nicht vom geplanten Militäreinsatz betroffen sind. Es müsste eine angemessene Infrastruktur mit Unterkünften, Nahrungsmittel- und Wasserversorgung sowie Krankenhäusern für die Menschen geschaffen werden. Der Gazastreifen ist nach 22 Monaten Krieg weitgehend zerstört.

Israels Armee müsste Hunderttausende Reservisten einberufen. Sie müsste kaputtes und verschlissenes Kriegsgerät reparieren, ersetzen und in Stellung bringen. Der Generalstab werde die «Grundideen» für den Einsatz gegen die Stadt Gaza bis Ende der Woche billigen, berichtete das Nachrichtenportal «ynet» am Sonntag. Armeechef Ejal Zamir steht Medienberichten zufolge dem Vorhaben skeptisch gegenüber. 

Keine konkreten Zeitpläne 

Bei seinen Medienauftritten am Sonntag wurde Netanjahu abgesehen vom Drängen auf eine beschleunigte Umsetzung des Militäreinsatzes nicht konkreter. «Der Zeithorizont, den wir für diese Aktion setzten, ist ziemlich eng», sagte er in einer internationalen Pressekonferenz, die wenige Stunden vor der für die israelischen Medien stattfand. «Ich möchte nicht über exakte Zeitpläne sprechen», führte er weiter aus, «aber wir sprechen von ziemlich kurz gefassten Zeitplänen, denn wir wollen den Krieg zu einem Ende bringen.»

Laut Netanjahu kontrolliert Israel derzeit etwa drei Viertel des abgeriegelten Küstenstreifens, in dem insgesamt rund zwei Millionen Palästinenser leben. In den verbliebenen Gebieten außerhalb israelischer Kontrolle – der Stadt Gaza und den Flüchtlingsvierteln im mittleren Gazastreifen – sollen sich weiterhin Kommandozentralen und Stellungen der Hamas befinden.

Kritiker sehen Leben der Geiseln in Gefahr

Dort werden auch die letzten 50 Geiseln in der Gewalt der Islamisten vermutet. Nach israelischer Einschätzung sollen noch 20 von ihnen am Leben sein. Kritiker der geplanten Ausweitung des Militäreinsatzes, unter ihnen die meisten Angehörigen der Geiseln, befürchten, dass dieser das Leben der Entführten gefährden würde. Netanjahu wiederum meinte bei seinen Medienauftritten: «Wir werden die Hamas besiegen und damit die Geiseln befreien.»

Oppositionsführer Jair Lapid reagierte mit sarkastischer Kritik auf diese Aussagen. «Was uns Netanjahu heute aufgetischt hat, bedeutet, dass Geiseln und Soldaten sterben werden, dass die Wirtschaft zusammenbrechen wird und dass unser internationales Ansehen ruiniert sein wird», schrieb er auf der Plattform X.

dpa