Bei den laufenden Bemühungen um eine Waffenruhe beschwört Netanjahu den Sieg über die Hamas. In Gaza wurden bei israelischen Angriffen mindestens 55 Menschen getötet.
Netanjahu schwört Sieg über Hamas – 55 Tote bei israelischen Angriffen
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat während der laufenden Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen den Sieg über die islamistische Hamas beschworen. «Wir werden diese Monster besiegen und unsere Geiseln zurückholen», sagte Netanjahu dem ultrakonservativen US-Sender Newsmax. Er hoffe, dass «in wenigen Tagen» im Rahmen einer 60-tägigen Waffenruhe, über die in Katar mit Hilfe von Vermittlern verhandelt wird, zehn der noch lebenden Geiseln freikämen. Die Hamas hat der Freilassung von zehn Geiseln nach eigenen Angaben bereits zugestimmt, sieht bei den Verhandlungen über die Waffenruhe aber noch ungelöste Streitpunkte.
Inzwischen wurden bei israelischen Angriffen laut palästinensischen Angaben erneut Dutzende Menschen getötet. In medizinischen Kreisen in Gaza war von mindestens 55 Toten die Rede. Unabhängig ließ sich dies nicht überprüfen. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurden allein in der zentral gelegenen Stadt Deir al-Balah 16 Menschen getötet, darunter nach Krankenhausangaben zehn Minderjährige. Laut Klinik wurden bei dem Angriff Menschen getroffen, die auf Lebensmittelhilfe warteten. Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell äußerte sich entsetzt über die Berichte.
Erneut Berichte über Dutzende Tote
«Die Tötung von Familien, die versuchen, lebensrettende Hilfe zu erhalten, ist unverantwortlich», sagte sie. Unicef fordere Israel zu einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls auf. «Dies ist die grausame Realität, mit der viele Menschen in Gaza heute konfrontiert sind, nachdem monatelang unzureichend Hilfe in das Gebiet gelangt ist und die Konfliktparteien ihrer grundlegenden Verantwortung zum Schutz der Zivilbevölkerung nicht nachgekommen sind».
Israels Armee teilte auf Anfrage mit, sie habe in der Gegend einen Hamas-Terroristen angegriffen. Er sei am Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt gewesen, der den Krieg auslöste. Der Armee seien Berichte über Verletzte in dem Gebiet bekannt, hieß es. «Der Vorfall wird derzeit untersucht.» Das israelische Militär bedauere «jegliches Leid, das unbeteiligten Personen zugefügt wird, und bemüht sich, das Leid so gering wie möglich zu halten.»
Erste UN-Treibstofflieferung für Gaza seit 130 Tagen
Die Vereinten Nationen haben eigenen Angaben zufolge nach 130 Tagen erstmals wieder Treibstoff in den Gazastreifen geliefert. Laut UN-Sprecher Stéphane Dujarric wurden 75.000 Liter in den abgeriegelten Küstenstreifen gebracht, wo Hunderttausende Menschen bittere Not leiden.
Er betonte jedoch, dass es täglich Hunderttausende Liter Treibstoff für lebensrettende und lebenserhaltende Maßnahmen brauche. «Das bedeutet, dass die gestern gelieferte Menge nicht einmal ausreicht, um den Energiebedarf eines Tages zu decken.» Israel hat den Gazastreifen abgeriegelt und kontrolliert die Zugänge zu dem Gebiet. Treibstoff wird zum Beispiel für den Betrieb von Generatoren für Krankenhäuser oder Bäckereien benötigt.
Die US-Regierung hatte kürzlich ihre Erwartung geäußert, dass eine 60-tägige Waffenruhe bis Ende dieser Woche möglich sei – Präsident Donald Trump hält nun jedoch auch die nächste Woche für machbar. Israels Regierungschef Netanjahu erklärte nach seinem viertägigen Besuch in den USA, dass nach Beginn der Waffenruhe Verhandlungen aufgenommen werden sollen, um den Krieg dauerhaft zu beenden.
Netanjahu bekräftigt Bedingungen für Ende des Krieges
Für einen dauerhaften Waffenstillstand müssten aber Israels «Mindestbedingungen» erfüllt werden, bekräftigte Netanjahu: Die Hamas legt die Waffen nieder, verfügt über keine staatlichen oder militärischen Fähigkeiten mehr, zudem wird Gaza entmilitarisiert. Sollten diese Bedingungen nicht durch Verhandlungen innerhalb der angestrebten 60-tägigen Waffenruhe erfüllt werden, werde Israel dies mit Waffengewalt erreichen, betonte er. Seit dem Beginn des Krieges waren bereits zwei Waffenruhen zustande gekommen, doch beide Male setzte Israels Armee die Kämpfe gegen die Hamas danach fort.
Die Hamas verlangt Garantien der USA, dass Israel nach Ablauf einer dritten Waffenruhe nicht einseitig den Krieg wieder aufnehmen kann. Die US-Nachrichtenseite «Axios» hatte während des Besuchs von Netanjahu in den USA berichtet, der US-Gesandte Steve Witkoff habe über einen palästinensisch-amerikanischen Geschäftsmann eine Botschaft an die Hamas übermittelt, dass US-Präsident Donald Trump zur Verlängerung der Waffenruhe entschlossen sei, sollten die Verhandlungen über die Beendigung des Krieges länger als 60 Tage dauern.
Sollte die Entmilitarisierung und die Zerschlagung der Fähigkeiten der Hamas durch Verhandlungen erreicht werden, «umso besser», sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. In jedem Fall aber werde Israel seine Ziele erreichen. Noch befänden sich 50 Geiseln in Gaza, sagte er dem Sender Newsmax. «20 sind definitiv am Leben, und etwa 30 sind nicht am Leben, und ich möchte sie alle herausholen». Er hoffe, «wir können das in ein paar Tagen abschließen».