Habemus Papam: Nach seiner Wahl in nur vier Wahlgängen geht es für den ersten US-Amerikaner als Pontifex noch einmal zurück in die Sixtinische Kapelle. Und bald wohl auch ans Grab des Vorgängers.
Neuer Papst Leo XIV. feiert erste Messe
Der frisch gewählte Papst Leo XIV. zelebriert innerhalb von 24 Stunden nach seiner schnellen Wahl im Konklave seine erste große Messe. Dafür kehrt das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, der US-Amerikaner Robert Francis Prevost, noch einmal in die Sixtinische Kapelle zurück.
Der 69-Jährige wurde am Donnerstag im Kreis von mehr als 130 Kardinälen zum Nachfolger des verstorbenen Papstes Franziskus ernannt – am zweiten Tag des Konklaves, bereits nach vier Wahlgängen. Glückwünsche aus aller Welt erreichten den ersten Papst aus den Vereinigten Staaten.
Im Gegensatz zum Konklave ist bei der Messe nun auch wieder die Öffentlichkeit in der Sixtinischen Kapelle zugelassen. Mit Spannung wird erwartet, wie sich der 14. Papst Leo in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte zeigen wird. Bei seinem ersten Auftritt nach dem Habemus Papam (Wir haben einen Papst) auf dem Balkon des Petersdoms trug er – anders als sein Vorgänger – wie frühere Päpste Schulterumhang und Stola. Mehr als 100.000 Menschen jubelten ihm zu.
Deutscher Kardinal «sehr glücklich» über die Wahl
Vor seiner Ernennung zum Kardinal im Jahr 2023 war Prevost viele Jahre lang als Missionar und Bischof in Peru tätig. Er besitzt auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Zuletzt leitete er im Vatikan die Behörde für alle Bischöfe weltweit. Dadurch ist er international gut vernetzt – was ihm möglicherweise geholfen hat, sich gegen andere Kardinäle durchzusetzen, denen zuvor größere Chancen eingeräumt worden waren. Kurz nach 18.00 Uhr am Donnerstagabend stieg weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf.
Der deutsche Kardinal Reinhard Marx äußerte sich im ZDF-«heute journal» am Abend «sehr glücklich» über die Wahl. Leo XIV. sei eine Persönlichkeit, die die katholische Kirche jetzt brauche. Er könne «zuhören, argumentativ sein, verstehen, was meine Probleme sind oder wo wir Fragen haben», sagte der Erzbischof von München und Freising. Vom neuen Papst erhoffe er sich auch Verständnis für die deutsche Kirche. «Da bin ich eigentlich durch seine Art, wie ich ihn kennengelernt habe, sehr, sehr zuversichtlich.» Marx war einer von drei deutschen Kardinälen im Konklave.
Trump spricht von «großer Ehre»
Der US-Amerikaner gilt als Mann der Mitte, der zwischen dem konservativen und dem für Reformen offenen Lager in der Kirche gut vermitteln kann. Zugleich gilt er als jemand, der auch kritische Worte an die Politik nicht scheut. Als einer der Ersten gratulierte ihm US-Präsident Donald Trump, der von einer «großen Ehre» für die Vereinigten Staaten sprach. In deren fast 250-jähriger Geschichte kam von dort noch nie ein Pontifex. Prevost hatte den Kurs der Trump-Regierung mehrfach kritisiert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünschte dem neuen Papst «innere Stärke und Glaubenskraft», um eine Antwort auf die sozialen Fragen der Moderne zu finden. Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb an Leo XIV.: «Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung.»
Leo XIV. ist der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Mit Spannung wird erwartet, ob er den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers Franziskus fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen gibt es Forderungen, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren. In Europa verlor die katholische Kirche zuletzt erheblich an Mitgliedern, befördert durch viele Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken zu.
Gemäß der katholischen Glaubenslehre ist der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus und der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Er ist auch der Bischof von Rom, der Primas von Italien und das Staatsoberhaupt des Vatikans. Obwohl er keine große weltliche Macht hat, gilt er für viele Menschen als moralische Autorität.
Am Sonntag erstes Gebet vor Zehntausenden
Franziskus stand seit mehr als zwölf Jahren an der Spitze der Kirche. Er verstarb am Ostermontag an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan. Nun wurde er in seiner Lieblingskirche in Rom, der Kirche Santa Maria Maggiore, beigesetzt. Es wird erwartet, dass Leo XIV. seinem Vorgänger dort bald die letzte Ehre erweisen wird.
Ansonsten hat er am Sonntag einen öffentlichen Auftritt auf dem Petersplatz mit einem Gebet vor Zehntausenden Gläubigen geplant. Zur Amtseinführung wird voraussichtlich nächste Woche eine große Messe stattfinden, zu der zahlreiche Staatsgäste erwartet werden. Seine erste Reise könnte ihn noch in diesem Monat in die Türkei führen.