Wie konnte es zum Schaden am Unterseekabel zwischen Lettland und Schweden kommen? Es laufen Ermittlungen wegen möglicher Sabotage. Nun wird ein neues Schiff festgesetzt – im fernen Nordnorwegen.
Neues Schiff nach Kabelschäden in der Ostsee unter Verdacht
Neue Wende im Fall der jüngsten Kabelschäden in der Ostsee: In Norwegen ist ein verdächtiges Schiff mit russischer Besatzung festgesetzt worden. Die «Silver Dania» stehe im Verdacht, an der Beschädigung eines Glasfaserkabels zwischen Lettland und Schweden beteiligt gewesen zu sein, teilte die Polizei im nordnorwegischen Tromsø mit.
Aus diesem Grund wurde sie auf Ersuchen der lettischen Behörden in den Hafen der Stadt gebracht. Die Polizei ist jetzt an Bord des Schiffes, um Durchsuchungen und Vernehmungen durchzuführen und Spuren zu sichern.
Laut Polizeiangaben ist das Schiff in Norwegen registriert. Es hat auch einen norwegischen Eigentümer, fährt jedoch zwischen den russischen Städten St. Petersburg und Murmansk. Die gesamte Besatzung ist ebenfalls russisch, so die Angaben.
Die lettische Polizei hat bestätigt, dass sie ein Rechtshilfeersuchen gestellt hat und eng mit den norwegischen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitet. Aufgrund der laufenden Ermittlungen wollte sie keine weiteren Angaben machen.
Anderes Schiff bereits von Schweden festgesetzt
Nach mehreren ähnlichen Vorfällen in der Ostsee wurden am vergangenen Sonntag Schäden an einem Datenkabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und der Hafenstadt Ventspils in Lettland festgestellt, das vom lettischen Rundfunk- und Fernsehzentrum (LVRTC) genutzt wird. Die schwedischen Behörden haben daraufhin ein anderes Schiff mit einem bulgarischen Eigentümer beschlagnahmt und Ermittlungen wegen möglicher schwerer Sabotage eingeleitet. Der Eigentümer hat die Sabotagevorwürfe zurückgewiesen.
Die «Silver Dania» soll das Kabel etwa zum selben Zeitpunkt passiert haben. Ein Vertreter ihrer Reederei sagte der Zeitung «Fiskeribladet»: «Wir haben nichts falsch gemacht.» Auch einen Anker habe man zu dem Zeitpunkt nicht ausgeworfen.
Russische Schattenflotte und Nato-Operation in der Ostsee
Es ist bisher nicht klar, ob Sabotage hinter den Kabelbrüchen steckt. Es gibt jedoch den Verdacht, dass teilweise die sogenannte russische Schattenflotte dahinterstecken könnte. Damit sind Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen gemeint, die Russland benutzt, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen.
Gegen Dutzende dieser Schiffe hat die EU Sanktionen erlassen, doch ihr tatsächlicher Umfang dürfte weitaus größer sein. Um Kabel und weitere kritische Infrastruktur in der Ostsee besser zu überwachen, hat die Nato zuletzt die Operation «Baltic Sentry» (deutsch: Ostsee-Wachposten) ins Leben gerufen.