Kein Kontakt zu Anwälten, Familie oder Unterstützern; Militärchef zum Präsidenten erklärt; Bazoum trainiert und liest im Gefängnis.
Ex-Präsident Bazoum nach Militärputsch weiterhin eingesperrt
Zwei Jahre nach dem Militärputsch im Niger bleibt der gestürzte ehemalige Präsident Mohamed Bazoum immer noch im Präsidentenpalast gefangen. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch haben der 65-Jährige und seine Ehefrau Hadiza keinen Kontakt zu ihren Anwälten, ihrer Familie oder Unterstützern.
Am 23. Juli 2023 hat das Militär die Kontrolle über den westafrikanischen Wüstenstaat mit etwa 27 Millionen Einwohnern übernommen. General Abdourahamane Tiani, der Anführer der Präsidentengarde von Bazoums, wurde zum neuen Präsidenten erklärt, ohne dass Wahlen stattgefunden haben. Diese Situation wird voraussichtlich bis mindestens 2030 andauern.
Zwei Jahre «Geiselhaft» – mit Marx, Shakespeare und Tolstoi
Bazoum und seine Frau wurden am Tag des Putsches in ihrer Residenz eingesperrt und durften sie seitdem nicht verlassen. Nach einem angeblichen Fluchtversuch sind sie auf einige Zimmer beschränkt. Mobilgeräte wurden ihnen weggenommen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt ist laut ihren Anwälten der regelmäßige Besuch eines Arztes. Die Militärregierung beschuldigt Bazoum des Hochverrats, aber es gab bisher keinen Prozess.
«Trotz eindeutiger Urteile internationaler Gerichte und UN-Gremien, die seine Freilassung fordern, bleibt er Geisel einer Militärjunta», sagte einer der Anwälte nach HRW-Angaben. Bazoum verbringe seine Tage damit, auf einem Indoor-Fahrrad zu trainieren und marxistische Theorie, Shakespeare und Tolstoi zu lesen, berichtete vergangenes Jahr die «New York Times». Sein anfangs ebenfalls festgehaltener Sohn durfte nach Vermittlung Togos 2024 ausreisen.
Bazoum galt als enger Freund Europas
Der im Jahr 2021 demokratisch gewählte Präsident pflegte gute Beziehungen zu europäischen Staaten und den USA, die den Niger als wichtigen Partner im Kampf gegen islamistische Terrorgruppen in der Region sowie in Bezug auf Migration nach Europa betrachteten. Bazoum setzte sich auch für kontroverse Themen wie die Schulbildung von jungen Mädchen und Verhandlungen mit Dschihadisten im Niger ein. Trotz reicher Bodenschätze wie Uran hat der Niger eine der höchsten Geburtenraten und zählt zu den ärmsten Bevölkerungen der Welt.