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«No Kings»: Wieder Massenproteste gegen Trump in den USA

Die Politik von Präsident Donald Trump trifft in den USA auf Widerstand. Millionen Menschen gehen unter dem Motto «No Kings» auf die Straße. Sie werfen ihm vor, absolute Macht zu beanspruchen.

In New York nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen an Protesten teil.
Foto: Olga Fedorova/AP/dpa

Von New York bis Texas: In den USA hat es erneut Massenproteste gegen Präsident Donald Trump und dessen Politik gegeben. Unter dem Motto «No Kings» – zu Deutsch: «Keine Könige» – fanden im ganzen Land Demonstrationen statt. Die Organisatoren sprachen am Samstagabend (Ortszeit) von fast sieben Millionen Teilnehmern in mehr als 2.700 Städten und Ortschaften – rund zwei Millionen mehr als beim jüngsten Massenprotest im Juni. Die Bewegung wirft Trump autoritäres Handeln vor. «Der Präsident glaubt, seine Macht sei absolut», heißt es auf ihrer Website. «Aber in Amerika haben wir keine Könige.» 

Laut Medienberichten verliefen die Proteste bis zum Abend friedlich. CNN berichtete über einen Vorfall in South Carolina, bei dem eine Frau angeblich mit einer Waffe an einem Protest vorbeifuhr und daraufhin festgenommen wurde.

Trump selbst sagte dem Sender Fox News: «Sie bezeichnen mich als König. Ich bin kein König.» Er hat Demonstrierenden wiederholt vorgeworfen, gewaltbereit zu sein. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Proteste, insbesondere gegen seine Migrationspolitik. Teils kam es auch zu Zusammenstößen. Gegner werfen dem republikanischen Präsidenten vor, gezielt Eskalation zu befeuern und den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende normalisieren zu wollen. Mehrere demokratisch regierte Städte und Bundesstaaten gehen juristisch gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden vor.

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Seit Trumps Amtsantritt im Januar haben die Proteste deutlich zugenommen. Verschiedene Gruppen scheinen sich inzwischen auch zunehmend untereinander zu organisieren: Etliche Initiativen vereinen sich unter dem Dach von «No Kings». Gleichzeitig gilt es als Herausforderung, die Vielzahl unterschiedlicher Anliegen zu bündeln.

New York

In New York City fanden an verschiedenen Orten Proteste statt; laut Polizei nahmen insgesamt mehr als 100.000 Menschen friedlich teil. Eine Protest-Ordnerin am Times Square sagte, dass die Menge die Straße gen Süden bis zum Union Square gefüllt habe – also über mehrere Kilometer.

Teilnehmer äußerten Sorge um den Zustand der US-Demokratie. «Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus», sagte etwa eine junge Frau namens Meg. Die 93-jährige Stephanie erklärte, sie habe schon gegen den Vietnamkrieg protestiert und viele Präsidenten erlebt, «aber dieser ist so schlimm, dass wir etwas tun müssen». Der Künstler Michael sagte, die Mächtigen in den USA – weiße Männer – brächten absichtlich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Sexualität gegeneinander auf, um ihre eigene politische Macht zu erhalten.

Auffällig waren in New York wie anderswo bunte, aufblasbare Kostüme. «Ich will das Narrativ widerlegen, dass wir gefährlich oder gewalttätig sind», sagte Michelle, die als Hase verkleidet war. «Wir verteidigen unser Land mit Freude.»

Pennsylvania

In Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania versammelten sich Tausende Menschen im Stadtzentrum. Teilnehmende stimmten das Lied «Won’t You Be My Neighbor?» von Fred Rogers an – bekannt aus einer Kindersendung, die in Pittsburgh produziert wurde und Generationen prägte. Mit der Geste wollten sie ein Zeichen für Zusammenhalt und Gemeinschaft und gegen Angst und Gewalt setzen – besonders im Hinblick auf die Rechte von Migranten, hieß es. Über der Menge wehten US-Flaggen, viele der Demonstrierenden waren als «Könige» verkleidet, während die Veranstalter erklärten: «Nichts ist patriotischer als friedfertiger Dissens.»

Im Mittelpunkt standen in Pittsburgh zwei Themen: eine im September gescheiterte Initiative zur Verschärfung der Waffengesetze sowie die bevorstehende Kommunalwahl Anfang November. «Proteste allein reichen nicht – jetzt müssen Taten folgen: Wählen muss man», sagte eine Teilnehmerin. Eine andere ergänzte: «Viele werden es hoffentlich begreifen, wenn sie es durch die steigenden Gesundheitskosten im eigenen Geldbeutel spüren.» Während die Stadt selbst als demokratische Hochburg gilt, sind viele umliegende Bezirke fest in republikanischer Hand.

Washington und Maryland

In Washington, der US-Hauptstadt, sind aufgrund des teilweisen Regierungsstillstands viele Bundesbedienstete derzeit im Zwangsurlaub oder wurden bereits zuvor aufgrund von Kürzungen entlassen. Ein Demonstrant wurde von CNN zitiert, dass er seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst arbeite und die Trump-Regierung dabei sei, diesen zu zerstören.

Auch im wohlhabenden Umland der Hauptstadt versammelten sich zahlreiche Demonstrierende. In Bethesda im Bundesstaat Maryland standen sie mit Schildern, Wimpeln und Postern entlang der Connecticut Avenue. Autofahrer hupten zustimmend. Eine Frau in einem Hahnenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift «Wir brauchen keine royalen Dekrete» – wohl als Anspielung auf die zahlreichen Anordnungen, mit denen Trump seine Politik durchsetzen will.

Massachusetts 

In Boston im Bundesstaat Massachusetts kamen zahlreiche Menschen im zentral gelegenen Boston Common Park zusammen. Auf Plakaten war zu lesen: «Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie» oder «Hände weg von unseren Nachbarn». Von einer Bühne rief jemand, «Wehre dich – No Kings», worauf die Menge im Chor «No Kings» zurückrief.

Kalifornien

An einer großen Straßenkreuzung in der kalifornischen Kleinstadt Truckee war der Protest mehrerer Tausend Menschen an einer Straßenkreuzung bunt, friedlich – und wurde von lautem Hupen begleitet. Im etwas südlicher gelegenen Tahoe City sagte Demonstrantin Glenna über Trump, sie sei es leid, von ihm beschimpft zu werden: «Er entmenschlicht und stempelt uns als unamerikanisch ab», fügte sie hinzu. «Wir müssen Migranten schützen.» Ohne sie würde in einem Touristengebiet wie Lake Tahoe nichts funktionieren. 

Florida und Texas

In Sarasota im Bundesstaat Florida war Jackie eine von zahlreichen Demonstrierenden. Die 33-Jährige nahm mit ihren beiden kleinen Kindern teil, beschrieb die Atmosphäre am Telefon als «sehr positiv». Sie wolle ihrer Tochter und ihrem Sohn beibringen, dass Proteste «ein normaler Teil des amerikanischen Lebens» seien. Sie trete unter anderem für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ein, sagte sie – sie arbeite in diesem Bereich und sehe mit Sorge, dass in ihrem Bundesstaat die Impfpflicht an Schulen abgeschafft werde. 

In El Paso im Bundesstaat Texas versammelten sich laut Lokalmedien ebenfalls Hunderte Menschen. Auf einem Schild war über einem Bild Trumps zu lesen: «Der arme alte, verrückte König versteht nicht: Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung.»

dpa