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Noch drei Kandidaten für Johnson-Nachfolge

Eines steht bereits fest: Großbritannien wird demnächst nicht mehr von einem weißen Mann regiert werden. Der Rest ist offen. Doch das Rennen um Boris Johnsons Nachfolge geht auf die Zielgerade.

Die Verkündung der Ergebnisse der vierten Wahlrunde im Rennen um die Führung der Konservativen Partei in London.
Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Im Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson als Premierminister und Parteichef der britischen Konservativen hat sich die Zahl der Bewerber weiter reduziert.

Am Dienstag schied die Abgeordnete Kemi Badenoch aus. Die bislang kaum in Erscheinung getretene Abgeordnete vom rechten Rand der Tory-Partei erhielt bei einem Votum der Fraktion die wenigsten Stimmen. Nun sind noch drei Kandidaten im Wettbewerb.

Als beinahe schon gesetzt für die Endrunde gilt der von indischen Einwanderern abstammende Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der bei der Fraktionsabstimmung erneut mit deutlichem Abstand die meisten Stimmen erhielt. Um den zweiten Platz konkurrieren Außenministerin Liz Truss und Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt. Entscheidend dürfte sein, wer die meisten Abgeordneten hinter sich bringen kann, die zuletzt für Badenoch gestimmt hatten. Einige Beobachter rechnen mit einem Schub für Truss, die ebenfalls dem rechten Flügel der Partei zugerechnet wird.

Oppositionelle Bastelarbeiten

Die verbliebenen Bewerber sollen sich am Mittwoch einer letzten Abstimmungsrunde in der Fraktion stellen. Mit dem Ergebnis wird um 17.00 Uhr (MESZ) gerechnet. Der oder die Letztplatzierte fliegt raus.

Wer von den beiden Finalisten letztlich die Johnson-Nachfolge antritt, entscheiden die Parteimitglieder in einer Stichwahl über den Sommer. Am 5. September soll das Verfahren abgeschlossen sein.

Am kommenden Montag will die BBC ein TV-Duell der beiden letzten Kandidaten übertragen, zu dem sich die Bewerber bereits theoretisch bereiterklärt haben. Sunak und Truss hatten eine für Dienstagabend geplante Debatte bei Sky News hingegen abgesagt, woraufhin die ganze Sendung platzte. Zu groß waren die Sorgen, die Partei könne sich mit den erhitzten Debatten selbst mehr schaden als nützen. Die oppositionelle Labour-Partei sorgte bereits mit einem Zusammenschnitt der Debatten für Aufsehen, indem sie aus Debattenschnipsel der konservativen Partei eine miese Bilanz ihrer vergangenen Regierungsjahre ausstellt.

Rückkehr in die EU?

Schlechte Nachrichten für Sunak brachte das Ergebnis einer Umfrage unter Tory-Parteimitgliedern des Meinungsforschungsinstituts Yougov am Dienstag. Demnach dürfte er bei der Stichwahl unterliegen – egal, welche der beiden Frauen gegen ihn antritt. Wie viele Mitglieder die Tory-Partei derzeit hat, ist unklar. Bei der letzten Parteichef-Wahl im Jahr 2019 waren es rund 160.000 Mitglieder.

Der scheidende Premierminister Boris Johnson, der am Dienstag seine letzte Kabinettssitzung leitete, machte mit einem ungewöhnlichen Rauswurf auf sich aufmerksam. Einer seiner entschiedensten innerparteilichen Gegner, Tobias Ellwood, wurde aus der Fraktion geworfen. Als Grund wurde dessen Abwesenheit bei einer von der Regierung eingebrachten Vertrauensabstimmung am Montagabend genannt – andere Abgeordnete fehlten dabei jedoch auch.

Ellwood hatte sich in den vergangenen Wochen vehement für die Ablösung Johnsons als Premierminister eingesetzt. In einem Gastbeitrag für die «Times» hatte er zudem eine Rückkehr in den Binnenmarkt der Europäischen Union gefordert.

dpa