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Verdächtiger Drahtzieher der Nord-Stream-Anschläge in Deutschland in Untersuchungshaft

Nach Auslieferung aus Italien wird mutmaßlicher Drahtzieher in Karlsruhe inhaftiert. Anschläge auf Nord Stream 1 und 2 sorgten weltweit für Schlagzeilen.

Vorführung des mutmaßlichen Drahtziehers der Nord-Stream-Anschläge.
Foto: Uli Deck/dpa

Nachdem er aus Italien ausgeliefert wurde, wurde ein mutmaßlicher Drahtzieher der Nord-Stream-Anschläge in Deutschland in Untersuchungshaft genommen. Ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs eröffnete dem Ukrainer Serhij K. in Karlsruhe den Haftbefehl und setzte diesen in Vollzug, wie eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte. Wohin der Verdächtige nun gebracht wird, wollte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft nicht kommentieren.

Die Angriffe auf das frühere deutsch-russische Prestigeprojekt sorgten im Herbst 2022 weltweit für Schlagzeilen. Die beiden Pipelines in der Nähe der dänischen Ostseeinsel Bornholm wurden durch mehrere Sprengungen so stark beschädigt, dass kein Gas mehr durch sie fließen konnte. Vorher transportierte Nord Stream 1 russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht in Betrieb.

Rechtsstreit um die Auslieferung

Bis jetzt wurde niemand für die Anschläge verantwortlich gemacht. Ende August wurde der vermutliche Drahtzieher an der Adria-Küste im Urlaub mit seiner Familie festgenommen. Serhij K. wehrte sich über Monate gegen seine Auslieferung nach Deutschland und war zeitweise im Hungerstreik, weil er sich schlecht behandelt fühlte. Letzte Woche gab das oberste Gericht in Italien dann grünes Licht für die Auslieferung.

Am Donnerstag wurde der Ukrainer an die deutschen Behörden überstellt und per Hubschrauber nach Karlsruhe gebracht. Es wird angenommen, dass er später vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg erscheinen wird. Dafür müsste jedoch die Bundesanwaltschaft zunächst Anklage erheben und der zuständige Staatsschutzsenat diese genehmigen. Wann dies geschehen könnte, ist ungewiss.

Polen lehnte Auslieferung eines anderen Verdächtigen ab

Die Anklage wirft Serhij K. unter anderem vor, gemeinschaftlich eine Sprengstoffexplosion herbeigeführt und verfassungsfeindliche Sabotage begangen zu haben. Er soll Teil der Gruppe gewesen sein, die im September 2022 Sprengsätze an den Gaspipelines platzierte. Laut den höchsten Strafverfolgern war er einer der Koordinatoren der Operation. Serhij K. leugnet die Anschuldigungen.

Nach Überzeugung der Ermittler sollen zu dem Siebener-Team auch vier Taucher gehört haben. Für die Anschläge soll die Truppe eine Segeljacht namens «Andromeda» angemietet haben, die sie von Rostock hinaus auf die Ostsee brachte. Ein mutmaßlich beteiligter Taucher saß zeitweise in Polen in U-Haft. Dort lehnte die Justiz eine Auslieferung an Deutschland jedoch ab. Inzwischen ist der Ukrainer wieder frei.

dpa