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Nordkoreaner kurz vor Ukraine-Einsatz, Kiew hofft auf Seoul

Die USA gehen von einem baldigen Einsatz tausender Soldaten aus Nordkorea in der Ukraine aus. Der ukrainische Präsident Selenskyj bittet im Gegenzug Südkorea um Waffenhilfe.

Die militärische Zusammenarbeit zwischen Moskau und Pjöngjang nützt beiden Machthabern bei ihren kriegerischen Ambitionen. (Archivbild)
Foto: Kristina Kormilitsyna/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Nach Ansicht der USA stehen nordkoreanische Soldaten an der Seite Russlands kurz vor ihrem Einsatz im Krieg gegen die Ukraine. Bis zu 8.000 befinden sich demnach nahe der ukrainischen Grenze. «Wir gehen jetzt davon aus, dass sich insgesamt etwa 10.000 nordkoreanische Soldaten in Russland befinden, und den neuesten Informationen zufolge wurden bis zu 8.000 dieser nordkoreanischen Streitkräfte in der Region Kursk stationiert», sagte US-Außenminister Antony Blinken. Zwar habe die US-Regierung noch keine Kampfhandlungen der Nordkoreaner gegen ukrainische Streitkräfte gesehen, «aber wir gehen davon aus, dass dies in den nächsten Tagen geschieht», so Blinken weiter. Ein solcher Einsatz würde die Truppen zu legitimen Zielen im Krieg machen. Es sei das erste Mal seit 100 Jahren, dass Russland ausländische Truppen in sein Land eingeladen habe.

Es blieb unklar, ob nordkoreanische Soldaten in Kampfhandlungen auf ukrainischem Staatsgebiet eingreifen könnten oder in von der Ukraine besetzten Gebieten in Russland kämpfen sollen. Laut UN-Diplomaten ist es auch denkbar, dass Nordkoreaner hinter der Front eingesetzt werden und dort logistische Aufgaben übernehmen könnten.

Selenskyj hofft auf Waffenhilfe aus Südkorea

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft in diesem Zusammenhang auf Militärhilfe aus Südkorea. «Wir werden über Waffen reden», kündigte Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal an. Die Ukraine sei stark an der Hilfe interessiert, speziell an Artillerie und Flugabwehr. 

Laut seinen Angaben befinden sich rund 3.000 nordkoreanische Soldaten in russischen Ausbildungslagern für den Krieg. Die Zahl werde bald auf 12.000 steigen, schrieb Selenskyj. Außerdem verhandelten Moskau und Pjöngjang über die Entsendung von Pioniertruppen sowie Zivilisten für die Arbeit in russischen Rüstungsbetrieben.

Selenskyj gab auf Telegram die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte seines Interviews mit dem südkoreanischen Fernsehsender KBS wieder. Demnach nutzt der Kreml die Soldaten aus Nordkorea, um eine unpopuläre Mobilmachung im eigenen Land zu vermeiden, die ansonsten wegen der hohen Verluste nötig wäre. «Nordkorea ist für (Kremlchef Wladimir) Putin ein Ausweg.» 

Putin prüft die Reaktion des Westens, der Nato und Südkoreas und plant, falls möglich, weitere Soldaten aus Nordkorea für den Krieg zu mobilisieren. Für Nordkoreas Führer Kim Jong Un hat die Entsendung den Vorteil, dass seine Armee vor einem möglichen Konflikt mit dem Süden kampferprobt wird.

Laut Informationen aus Seoul, Washington und Kiew wurden in den letzten Wochen Tausende nordkoreanische Soldaten nach Russland verlegt. Der südkoreanische Geheimdienst teilte mit, dass die Soldaten russische Uniformen tragen und Falschidentitäten angenommen haben, um ihre wahre Herkunft zu verbergen. Die Nato betrachtet dies als eine ernsthafte Eskalation des Konflikts. Putin leugnet nicht die Anwesenheit der Soldaten und weist darauf hin, dass auch die Ukraine Personal aus Nato-Staaten einsetzt.

Ukraine attackiert russische Region nahe dem Ural

In der Zwischenzeit eskaliert der Drohnen- und Raketenkrieg zwischen Russland und der Ukraine. Laut offiziellen Angaben wurden Industriebetriebe in der russischen Teilrepublik Baschkortostan im Vorland des Ural-Gebirges von Drohnen angegriffen. “In einem Energiekonzern wurden Fensterscheiben zerstört, während zwei weitere feindliche Drohnen im Industriegebiet einschlugen”, sagte Republikchef Radi Chabirow bei Telegram. Es gab keine Schäden oder Opfer. Die Republikhauptstadt Ufa liegt mehr als 1.300 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Baschkortostan wurde bereits im Mai einmal von ukrainischen Drohnen attackiert. Die Region liegt dabei weiter von der Ukraine entfernt als etwa Kasan, wo erst kürzlich der Brics-Gipfel aufstrebender Industrienationen stattfand.

Gouverneur: Verletzter bei Drohnenangriff in Brjansk

Laut dem regionalen Gouverneur wurde bei einem ukrainischen Drohnenangriff in der russischen Stadt Brjansk eine Person verletzt. Die Drohne habe gezielt auf einen Wohnblock in der Gebietshauptstadt abgezielt, teilte Gouverneur Alexander Bogomas in der Nacht über Telegram mit. Ein Stockwerk des Gebäudes wurde beschädigt, darunter Fenster, Balkon und Fassade. Der Verletzte sei ein Bewohner des Gebäudes.

Bogomas teilte außerdem mit, dass die russische Luftverteidigung mehrere weitere Drohnen über dem grenznahen Gebiet abgewehrt habe. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Raketenattacke auf Odessa

Russland hat erneut die ukrainische Hafenstadt Odessa mit Raketen angegriffen. Laut dem Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, wurde eine Feuerwache getroffen. Zwei Feuerwehrleute wurden bei dem Angriff verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

dpa