Özdemir soll als grüner Ministerpräsident die Macht sichern und die CDU herausfordern, trotz Umfrage-Rückstand auf die Union.
Cem Özdemir als Spitzenkandidat für Landtagswahl 2026 gewählt
Der frühere Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wird als Spitzenkandidat der baden-württembergischen Grünen in die Landtagswahl 2026 gehen. Beim Parteitag in Heidenheim erhielt der 59-Jährige 97 Prozent der Stimmen als Kandidat der Partei für das Amt des Ministerpräsidenten. Von den 194 Delegierten stimmten 194 für ihn, drei gegen ihn und drei enthielten sich.
Özdemir soll den Grünen nach 15 Jahren Amtszeit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Macht sichern und zum zweiten grünen Ministerpräsidenten in der Geschichte der Bundesrepublik werden. Im Rennen um die Nachfolge von Kretschmann, der nach drei Amtszeiten nicht mehr antritt, trifft Özdemir auf CDU Partei- und Fraktionschef Manuel Hagel. Der 37-Jährige war von seiner Partei am vergangenen Wochenende zum Spitzenkandidaten gewählt worden.
CDU liegt in Umfragen vorn, aber Özdemir ist beliebt
Die Ausgangslage für Özdemir und die Grünen könnte besser sein. Die Partei liegt in den Umfragen seit vielen Monaten deutlich hinter der CDU. In der jüngsten Umfrage von SWR und «Stuttgarter Zeitung» landete die Ökopartei bei 22 Prozent, die CDU kam auf 31 Prozent, die AfD erhielt 19 Prozent.
Özdemirs persönliche Umfragewerte sind jedoch besser. Wenn die Bürger im Land den Regierungschef direkt wählen könnten, würde der Grüne deutlich gewinnen: Laut einer aktuellen SWR-Umfrage möchten 39 Prozent der Befragten Özdemir als Ministerpräsidenten. Nur 18 Prozent der Befragten wünschen sich seinen CDU-Konkurrenten Hagel.
Er wolle kein Erbe oder keine Thronfolge antreten, sagte Özdemir in seiner Bewerbungsrede. «Ich will für Baden-Württemberg ein neues Kapitel aufschlagen.» Er wolle im Wahlkampf klare Kante aber auch eine ausgestreckte Hand zeigen. «Ich werde im Wahlkampf nicht dazu beitragen, unsere Heimat weiter auseinanderzudividieren, die Menschen gegeneinander aufzubringen», sagte Özdemir.
Kretschmann: Özdemir ist aus Ministerpräsidenten-Holz
Ministerpräsident Kretschmann hatte zuvor in seiner Rede seinen potenziellen Nachfolger als bodenständig, pragmatisch, heimatverbunden – und zugleich weltoffen gelobt. Kretschmann sagte, Özdemir sei durch und durch aus Ministerpräsidenten-Holz geschnitzt. Das Land benötige eine Führungspersönlichkeit, die es vom ersten Tag an leiten könne.
Neben der Wahl Özdemirs steht auf dem Parteitag in Heidenheim die Aufstellung einer Landesliste für die Landtagswahl auf dem Programm. Das ist ein Novum, denn bei der Wahl gilt zum ersten Mal ein neues Wahlrecht, das neben der Erststimme für den Wahlkreiskandidaten auch eine Zweitstimme für die Landesliste einer Partei vorsieht.
Auf der Liste hat Özdemir aufgrund einer speziellen Regelung der Grünen nicht die Nase vorn, vor ihm soll Umweltministerin Thekla Walker auf Platz 1 stehen. Özdemir ist dann erst auf dem zweiten Platz vorgesehen. Der Grund dafür ist das sogenannte Frauenstatut der Partei. Dieses legt fest, dass Wahllisten mindestens zur Hälfte mit Frauen besetzt werden müssen – und dass Frauen die ungeraden Plätze vorbehalten sind. Männer können also frühestens auf Platz 2 der Liste kandidieren.