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Netanjahu: Wird keine Hamas mehr geben – Berichte über Tote

Trump weckt Hoffnung auf eine Feuerpause in Gaza. Berichten zufolge sind beide Kriegsparteien motiviert, zu verhandeln. Für Israels Regierungschef ist das Schicksal der Hamas jedoch besiegelt.

Palästinensischen Angaben zufolge wurden bei israelischen Luftangriffen erneut Zivilisten getötet.
Foto: Jehad Alshrafi/AP/dpa

Während Israel Bereitschaft zu einer Waffenruhe in Gaza signalisiert und die islamistische Hamas einen neuen Vorschlag der Vermittler dazu prüft, beschwört Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu das Ende der Terrororganisation. «Ich sage Ihnen – es wird keine Hamas mehr geben», sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros in einer Rede in der südisraelischen Stadt Aschkelon. «Es wird kein Hamastan mehr geben. Wir werden nicht zu dem zurückkehren. Es ist vorbei. Wir werden alle unsere Geiseln befreien», sagte Netanjahu. Man werde die Islamistenorganisation grundlegend «eliminieren». 

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor mitgeteilt, Israel habe den «notwendigen Bedingungen» für den Abschluss einer auf 60 Tage begrenzten Waffenruhe im Gaza-Krieg zugestimmt. Während dieser Zeit würden die USA mit allen Parteien zusammenarbeiten, um den Krieg zu beenden. Die Hamas teilte daraufhin mit, einen entsprechenden Vorschlag der Vermittler zu prüfen. Man gehe «mit großer Verantwortung» an die Sache. 

Israels Außenminister: Mehrheit der Regierung will Gaza-Deal

Laut Israels Außenminister Gideon Saar gibt es innerhalb der israelischen Regierung eine große Mehrheit für ein Abkommen, das auch die Freilassung der Geiseln vorsieht. «Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, dürfen wir sie nicht verpassen!», schrieb Saar auf der Plattform X. Nächste Woche wird Trump Netanjahu in Washington empfangen. Der US-Präsident geht nach eigenen Angaben davon aus, dass es in der kommenden Woche eine Vereinbarung geben wird. 

Israel hat laut israelischen Medien nun signalisiert, dass es bereit ist, Verhandlungen über einen umfassenden Deal für eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln aufzunehmen. Selbst wenn die Hamas zustimmt – möglicherweise schon in den nächsten 24 Stunden – wird der Verhandlungsprozess in Katars Hauptstadt Doha oder in der Hauptstadt Ägyptens Kairo stattfinden. Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen Israel und den Islamisten, wobei die beiden arabischen Staaten hauptsächlich Kontakt zur Hamas halten.

Bericht nennt Details des Waffenruhe-Vorschlags 

Die genauen Bedingungen des neuen Vorschlags der Vermittler sind noch unklar. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf einen israelischen Verteidigungsbeamten und einen Palästinenser, der der Hamas nahestehe, der Vorschlag für einen Deal sehe die Freilassung von zehn der noch lebenden Geiseln und die Übergabe der Leichen von 18 Entführten im Austausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen vor.

Laut offiziellen israelischen Angaben werden noch 50 Entführte in Gaza festgehalten, wovon mindestens 20 noch am Leben sein sollen. Die Freilassung der Geiseln und die Rückführung der Leichen sollen gestaffelt über einen Zeitraum von 60 Tagen in fünf Gruppen erfolgen, wie von der Zeitung berichtet.

Drei israelische Beamte haben zudem erklärt, dass die aktuellen Bemühungen darauf abzielen, der Hamas stärkere Zusicherungen zu geben, dass die vorübergehende Waffenruhe den Weg zu einer dauerhaften Beendigung des Krieges ebnen könnte, hieß es. Die Forderung der Hamas nach einer festen Zusage, dass die Waffenruhe zu einem Ende des Krieges führen wird, war bislang einer der zentralen Knackpunkte der bisherigen Verhandlungen.

Netanjahu hatte zuvor erklärt, dass er einer temporären Waffenruhe zustimmen würde, aber den Krieg nicht beenden werde, solange die Hamas ihre Herrschaft im Gazastreifen nicht aufgibt und ihre Führer ins Exil schickt – Bedingungen, die die Hamas bisher abgelehnt hat. Die bisherige Position der Terrororganisation ist, dass alle Geiseln – sowohl die Lebenden als auch die Toten – nur dann zurückgegeben werden, wenn Israel den Krieg dauerhaft beendet.

Israels Armee greift vorerst weiter an

Zunächst wird der Krieg fortgesetzt. Bei einem israelischen Luftangriff in der Gegend von Chan Junis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets wurden laut palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen getötet. Augenzeugen und Mitarbeiter des Nasser-Krankenhauses berichteten, dass mehr als 50 weitere Menschen verletzt wurden. Ein Zelt mit Binnenvertriebenen wurde getroffen. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die israelische Armee gab bekannt, dass ihre Truppen im Gebiet von Chan Junis im Einsatz seien und dort einen etwa 2,5 Kilometer langen und etwa 39 Meter tief im Untergrund gelegenen Tunnel entdeckt und zerstört hätten. Die Tunnelverbindung habe Chan Junis und Rafah im Süden miteinander verbunden. Laut Israels Militär nutzen die Kämpfer der Hamas solche Tunnel als unterirdische Kommandozentralen, Rückzugs- und Lagerräume sowie als Transportwege. Es wird auch vermutet, dass dort Geiseln festgehalten werden.

Berichte über weitere Tote in Gaza 

Bei einem weiteren israelischen Luftangriff in der Stadt Gaza im Norden wurden laut palästinensischen Angaben mindestens 17 weitere Menschen getötet. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde gab bekannt, dass auch der Direktor des Indonesischen Krankenhauses und seine Familie bei einem Luftangriff ums Leben gekommen seien. Diese Angaben konnten unabhängig nicht bestätigt werden und es gab keine Stellungnahme der israelischen Armee dazu.

Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs vor fast 21 Monaten wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde bisher mehr als 57.000 Palästinenser in Gaza getötet. Diese Angaben machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Kämpfern. Der Krieg begann mit dem Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden.

dpa