Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Palästinenser: Israel greift Menge bei Gaza-Hilfszentrum an

In der Nähe einer Verteilstelle für Hilfsgüter soll Israels Armee erneut Menschen, die auf Lebensmittel warteten, angegriffen haben. Immer wieder gibt es Berichte über Tote nahe den Hilfszentren.

Nach palästinensischen Angaben sollen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfe wieder Menschen getötet worden sein. (Archivbild)
Foto: Mariam Dagga/AP/dpa

Laut palästinensischen Angaben soll das israelische Militär erneut Wartende in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen getötet haben. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtet von mehr als 50 Toten und etwa 200 Verletzten im Süden des abgeriegelten Küstengebiets. Genauere Details wurden nicht genannt.

Augenzeugen haben der Deutschen Presse-Agentur berichtet, dass Menschen teils zu Fuß, teils mit Fahrzeugen unterwegs zu einer Ausgabestelle waren, als die israelische Armee sie am Morgen in einem Gebiet zwischen den Städten Rafah und Chan Junis mit Artillerie beschossen hat.

Israels Armee: Einzelheiten des Vorfalls werden geprüft

Israels Armee teilte mit, ein Hilfstransporter sei bei Chan Junis stecken geblieben. Eine Menschenmenge habe sich in der Gegend, in der Israels Militär im Einsatz sei, versammelt und sich den Soldaten genähert. Der Armee seien Berichte über Verletzte durch israelischen Beschuss bekannt. «Die Einzelheiten des Vorfalls werden derzeit geprüft», hieß es in einer Mitteilung. Israels Armee «bedauert jeglichen Schaden, der unbeteiligten Personen zugefügt wird, und bemüht sich, den Schaden für sie so gering wie möglich zu halten». Gleichzeitig müsse das Militär die Sicherheit der israelischen Truppen gewährleisten. Angaben zu Toten machte die Armee nicht.

Die Angaben von Armee und Palästinensern konnten nicht unabhängig verifiziert werden. Es gibt keine Aufnahmen des Vorfalls. In palästinensischen Medien und sozialen Netzwerken wurde ein Video geteilt, das angeblich teilweise blutüberströmte Opfer in einer Klinik zeigt. Die Echtheit dieser Aufnahmen ist nicht bestätigt.

Immer wieder Berichte über Tote und Verletzte bei Verteilzentren 

Ein Arzt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Gaza nannte Berichte über mindestens 50 Opfer, darunter mehr als 20 Tote, unbestätigt. Laut WHO kamen auch am Sonntag und Montag Dutzende Patienten mit Schusswunden in Krankenhäuser. Viele von ihnen überlebten nicht. Überlebende berichteten, dass sie in der Nähe von Verteilzentren angegriffen wurden.

Die Zentren werden von der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betrieben, die von Israel und den USA unterstützt wird. Im Mai begann sie ihre Arbeit nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen. Die Verteilung dient als Alternative zum Einsatz der UN und internationaler Hilfsorganisationen.

Mehrfach wurde berichtet, dass israelische Soldaten in der Nähe der Verteilzentren Schüsse abgegeben haben und Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa sollen seit der Einführung des neuen Hilfsverteilungsmechanismus mehr als 300 Palästinenser gestorben sein, während sie versuchten, humanitäre Hilfe zu erhalten.

Stiftung GHF ist umstritten

Laut Israel und den USA soll die GHF verhindern, dass sich die Terrororganisation Hamas humanitäre Hilfsgüter aneignet. Die Vereinten Nationen haben keine Beweise dafür, dass solche Diebstähle in großem Umfang stattgefunden haben. Augenzeugen im abgeriegelten Gazastreifen haben in der Vergangenheit mehrfach bestätigt, dass Hamas-Mitglieder Hilfslieferungen gekapert haben. GHF hat der Terrororganisation vorgeworfen, die Verteilung der Lebensmittel gezielt zu stören.

Die Stiftung ist umstritten. Laut UN-Angaben verstößt sie gegen die humanitären Prinzipien der Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit. Die Vereinten Nationen kritisieren den Hilfsmechanismus, da die Verteilung in Zentren die Sicherheit der Menschen gefährdet, die auf dem Hin- und Rückweg teilweise kilometerweit durch Kriegsgebiet gehen müssen.

Gesundheitssektor in Gaza vor dem Kollaps

Laut WHO stehen 17 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen, die noch minimale Dienste anbieten, vor dem Zusammenbruch. „Vor allem fehlt Treibstoff“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. Israel blockiert die Treibstoffeinfuhr und erlaubt der WHO nicht, letzte Reserven aus Lagern in Gebieten des Gazastreifens zu holen, die als Evakuierungszone deklariert wurden. Dies betrifft laut UN-Angaben 80 Prozent des Territoriums.

Ohne Kraftstoff könnten Operationssäle, Dialysemaschinen und Brutkästen nicht betrieben, Medikamente nicht gekühlt und Wasser nicht abgekocht werden. «Feuerpause. JETZT», schrieb Tedros.

dpa