Mindestens 37 Menschen wurden nahe einem Verteilzentrum getötet, 100 verletzt. Soldaten fühlten sich bedroht und gaben Warnschüsse ab.
Israelische Soldaten töten 37 Menschen im Gazastreifen
Israelische Soldaten sollen laut palästinensischen Angaben mindestens 37 Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet haben. Medizinischen Kreisen zufolge wurden zudem etwa 100 Palästinenser bei dem Vorfall im Gebiet von Chan Junis im Süden des Küstenstreifens verletzt. Das israelische Militär behauptete, dass die Schüsse etwa einen Kilometer vom Verteilzentrum entfernt abgefeuert wurden, da sich die Soldaten bedroht fühlten.
Israels Militär gab bekannt, dass in der Nacht Verdächtige den israelischen Soldaten nahe gekommen seien und eine Bedrohung darstellten. Die Soldaten befanden sich in einem Einsatz und gaben Warnschüsse ab, nachdem die Menschen vorherige Warnungen, sich nicht zu nähern, ignoriert hatten.
«Die Schüsse wurden etwa einen Kilometer vom Hilfsverteilungsort entfernt abgefeuert, in der Nacht, während dieser nicht in Betrieb ist», hieß es in der Mitteilung der Armee. Dem israelischen Militär seien Berichte über Opfer bekannt. Der Vorfall werde derzeit untersucht.
Alle Abteilungen des örtlichen Krankenhauses voll
Laut palästinensischer Seite sind alle Abteilungen des lokalen Nasser-Krankenhauses aufgrund der vielen Opfer nach dem israelischen Beschuss voll. Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird. Die Angaben konnten vorerst nicht unabhängig überprüft werden.
Um die Verteilung von Lebensmitteln kümmert sich in weiten Teilen des Gazastreifens die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Die Stiftung bestritt, dass es bei ihren Hilfszentren Zwischenfälle gegeben habe. Der von der Armee gemeldete Vorfall habe sich Stunden vor der Öffnung der Verteilstellen ereignet, teilte die GHF mit. «Soweit wir wissen, gab es die meisten Opfer mehrere Kilometer vom nächstgelegenen GHF-Standort entfernt.» Man habe Hilfssuchende bereits mehrfach davor gewarnt, nachts und in den frühen Morgenstunden zu den Verteilstellen zu kommen.
Die Stiftung GHF, die von Israel und den USA unterstützt wird, begann Ende Mai ihre Arbeit nach einer langen israelischen Blockade von Hilfslieferungen. Die UN kritisieren, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibt und dass Menschen dort und auf dem Weg dorthin großen Gefahren ausgesetzt sind.
Es gibt regelmäßig Berichte über tödliche Vorfälle in der Nähe von Verteilzentren. Laut den Vereinten Nationen wurden seit Ende Mai bereits Hunderte von Menschen bei Verteilzentren und in der Umgebung von Hilfskonvois getötet.