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Geisel in Gaza: Rückkehr der Vertriebenen und Waffenruhe in Gefahr

Die Rückkehr der Vertriebenen sorgt für Hoffnung, doch Berichte über Tote gefährden die fragile Waffenruhe.

Laut der Hamas und den Vereinten Nationen sind Hunderttausende Vertriebene in den Norden Gazas zurückgekehrt.
Foto: Mohammad Abu Samra/AP/dpa

Während Hunderttausende palästinensische Vertriebene in ihre zerstörten Wohngebiete im Norden des Gazastreifens zurückkehren, warten die Menschen in Israel auf die Rückkehr weiterer nach Gaza entführter Geiseln. Videoaufnahmen in sozialen Medien zeigten kilometerlange Schlangen von Menschen im zerstörten Gazastreifen, die zu Fuß über eine ausgewiesene Route am Meer unterwegs waren. Unbestätigten Berichten zufolge gab es trotz der geltenden Waffenruhe erneut Tote durch israelische Angriffe. Israels Armee wollte die Berichte prüfen.

Video deutsch-israelischer Geisel veröffentlicht

Derweil veröffentlichte die Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) israelischen Medien zufolge ein Video der deutsch-israelischen Geisel Arbel Yehud. Darin versichert die 29-Jährige ihrer Familie, dass es ihr gut gehe und sie «wie die anderen Frauen» nach Hause kommen werde, berichtete die «Times of Israel». Ihre Freilassung wurde für Donnerstag angekündigt. 

Die junge Frau wurde am 7. Oktober 2023 während des Überfalls der Hamas und anderer Terroristen auf Israel mit ihrem Freund aus ihrem Haus nach Gaza verschleppt. Ihr Bruder, der in der Nähe des abgeriegelten Küstengebiets im selben Ort lebte, wurde getötet. Das Massaker mit rund 1.200 Toten führte zum Ausbruch des Gaza-Krieges.

Yehud hätte als Zivilistin eigentlich schon am Samstag freigelassen werden sollen. Die Hamas ließ jedoch letztlich vier Soldatinnen frei. Aufgrund dieses Verstoßes gegen den Waffenruhe-Deal verzögerte Israel die ebenfalls vereinbarte Rückkehr der palästinensischen Bewohner in den Norden Gazas. Nachdem die Hamas nachgab und die Freilassung von Yehud ankündigte, erlaubte Israel am Montag die Rückkehr der Menschen in den Norden.

Hamas: 300.000 Menschen nach Nord-Gaza zurückgekehrt

Nach Angaben des Medienbüros der Hamas trafen gleich am ersten Tag rund 300.000 Menschen im Norden ein. Unabhängig ließ sich diese Angabe zunächst nicht überprüfen. Aber auch die Vereinten Nationen sprachen auf der Plattform X von «Hunderttausenden».

Israels Bodenoffensive begann im Norden. Das Militär sperrte damals den Norden vom Rest des Küstengebiets ab. Im Verlauf des mehr als 15-monatigen Krieges wurden Hunderttausende Bewohner in den Süden vertrieben, wo sie hauptsächlich in provisorischen Zeltlagern lebten.

Die Hamas erwartet laut eigenen Angaben, dass die Zahl der Rückkehrer in den nächsten Tagen auf etwa 600.000 ansteigen wird. Insgesamt leben im dicht besiedelten Gazastreifen über zwei Millionen Menschen.

Rückkehrer mit Auto müssen einen Kontrollpunkt passieren. Private Sicherheitskräfte eines amerikanischen und eines ägyptischen Unternehmens kontrollieren die Fahrzeuge, um sicherzustellen, dass keine Waffen in den Norden gelangen, wie die Zeitung «Times of Israel» unter Berufung auf einen ägyptischen Beamten berichtete. Dies sei eine der Bedingungen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu für die zunächst auf sechs Wochen angelegte Waffenruhe gewesen.

Palästinenser: Tote bei israelischem Luftangriff in Gaza

Trotz der Feuerpause gab es nach Angaben eines Krankenhauses bei israelischen Angriffen im Flüchtlingsviertel Nuseirat zwei Tote und mehrere Verletzte. Zudem starb ein Kind laut Augenzeugen, als ein Pferdegespann von einer Rakete getroffen wurde. Ein Mann sei zudem beim Beschuss einer Planierraupe getötet worden. Keine der Angaben ließ sich unabhängig überprüfen.

In der ersten Phase des Waffenstillstands sollen insgesamt 33 israelische Geiseln gegen 1.904 palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden. Laut Hamas sind acht der 33 Entführten gestorben, die anderen sind am Leben. Ein Sprecher der israelischen Regierung sagte, dass die von der Hamas übermittelte Liste mit diesen Zahlen mit israelischen Geheimdienstinformationen übereinstimmt. Bisher hat die Hamas sieben junge Frauen gegen 290 Häftlinge freigelassen.

UN gegen Trump-Pläne für Gaza

Die Vereinten Nationen lehnen entschieden die Idee von US-Präsident Donald Trump zur Umsiedlung der palästinensischen Bewohner des Gazastreifens in arabische Länder ab. «Natürlich wären wir gegen jeden Plan, der zur Zwangsumsiedlung von Menschen führen könnte oder zu irgendeiner Art ethnischer Säuberung», erklärte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, in New York. Er betonte, dass sich auch Ägypten und Jordanien kritisch zu dem Plan des US-Präsidenten geäußert hätten.

Trump hatte vor Journalisten gesagt, Ägypten und Jordanien könnten die Menschen aufnehmen. Er schlug vor, an einem anderen Ort Wohnungen zu bauen, wo die Palästinenser vielleicht «zur Abwechslung in Frieden leben» könnten. Das könne vorübergehend oder langfristig sein, entgegnete er auf eine Journalistenfrage. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warnt vor einer möglichen Vertreibung der Bewohner des Küstenstreifens. Aus seiner Sicht wäre das «eine eklatante Verletzung der roten Linien».

dpa