Er kommt «mit Furcht und Zittern»: Auf dem Petersplatz wird Papst Leo XIV. feierlich in sein Amt eingeführt. Nicht alles, was er dabei sagt, dürfte seinem Landsmann Donald Trump gefallen.
Papst mahnt zu Einigkeit und rügt Kapitalismus und Krieg
Bei einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz wurde Papst Leo XIV. offiziell in sein Amt eingeführt. In seiner ersten Predigt vor mehreren Zehntausend Menschen mahnte das neue Oberhaupt der weltweit 1,4 Milliarden Katholiken zur Einigkeit der Kirche. Gleichzeitig kritisierte er ein Wirtschaftsmodell, das die Ressourcen der Welt ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt.
Mit der Messe bekam der US-Amerikaner Robert Francis Prevost nun auch alle Insignien seines Amtes. Nach einem Gebet am Grab des Apostels Petrus im Petersdom erhielt er den traditionellen Fischerring und das Pallium, eine Art Schal. Mit dem Ring wird an Petrus erinnert, der Fischer war. Der katholischen Glaubenslehre zufolge soll Leo als Stellvertreter Christi auf Erden auch als «Menschenfischer» wirken.
Staatsgäste aus aller Welt
Der 69-jährige bisherige Kardinal ist der erste US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche als Nachfolger von Papst Franziskus. Während seiner Zeit als Missionar und Bischof in Peru hat er auch die Staatsbürgerschaft des südamerikanischen Landes. Die peruanische Staatschefin Dina Boluarte und der US-Vizepräsident JD Vance waren unter den Ehrengästen der Amtseinführung.
Dutzende Staatspräsidenten, Regierungschefs und hochrangige Vertreter von Königshäusern und anderen Kirchen nahmen an der Messe teil. Es wurde von mehr als 150 Delegationen gesprochen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vertrat Deutschland.
Neuer Pontifex: «Komme mit Furcht und Zittern zu euch»
In seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt zeigte sich Leo demütig. «Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch», bekannte er. Dann hob er als seinen größten Wunsch die Einheit der Kirche hervor: «Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche.»
Er bezog sich auf die inneren Richtungskämpfe innerhalb der katholischen Weltkirche. Die Reformer – zu denen auch die Mehrheit der deutschen Bischöfe gehört – fordern eine liberalere Sexualmoral und die Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern. Die Konservativen hingegen möchten an der traditionellen Lehre festhalten und lehnen beispielsweise Segnungen für homosexuelle Paare ab. In Deutschland verliert die Kirche seit vielen Jahren Mitglieder.
Im Einklang mit Vorgänger Franziskus
Es wird allgemein angenommen, dass Leo als moderater Brückenbauer (wörtlich: Pontifex) gilt, der in der Lage ist, zwischen den verschiedenen Lagern zu vermitteln. Es wird angenommen, dass dies der Grund ist, warum er so überraschend schnell vom Konklave gewählt wurde. Die Wahl dauerte nicht einmal 24 Stunden.
Der erste Papst aus den USA machte in seiner Predigt deutlich, dass er sich in der Linie seines argentinischen Vorgängers Franziskus sieht, der sich besonders für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt hatte. «In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt», sagte Leo.
Erste Fahrt mit dem Papamobil
Damit nahm er explizit andere Positionen ein als sein Landsmann US-Präsident Donald Trump. Auch Franziskus hatte in der Predigt bei seiner Einführung 2013 betont, dass sich die Kirche der «Ärmsten, Schwächsten, Geringsten» annehmen müsse und appelliert, die Schöpfung zu bewahren.
Vor Beginn der Messe fuhr der neue Papst zum ersten Mal eine Runde im Papamobil durch die Menschenmenge auf dem Petersplatz. Im Gegensatz zu Franziskus, der normalerweise am Ende seiner Amtszeit sitzen blieb, stand er aufrecht. Es waren viele US-Flaggen und peruanische Fahnen in der Menge zu sehen.
Leo ist der 267. Papst in der Geschichte der Kirche seit zwei Jahrtausenden. Gemäß der katholischen Glaubenslehre ist er der Nachfolger des Apostels Petrus und der Stellvertreter von Jesus Christus auf der Erde. Darüber hinaus ist er der Bischof von Rom, der Primas von Italien und das Staatsoberhaupt des Vatikans. Obwohl er keine große weltliche Macht hat, wird er von vielen Menschen als moralische Autorität angesehen.