Auch Tage nach den Luftangriffen ist das Ausmaß der Schäden noch unklar. Wurde das iranische Atomprogramm um Jahre oder nur Monate zurückgeworfen? Einer spricht gar von «totaler Auslöschung».
Pentagon und Militär äußern sich zu Angriff auf Atomanlagen
Wie stark wurden die Atomanlagen des Irans bei den jüngsten US-Angriffen beschädigt? US-Verteidigungsminister Pete Hegseth wird sich heute zusammen mit hochrangigen Militärs auf einer Pressekonferenz zu dieser umstrittenen Frage äußern. Laut Angaben der CIA sollen die iranischen Atomanlagen bei den Angriffen am Sonntag schwer beschädigt worden sein. Ob dies der Fall ist, ist unklar – und lässt sich derzeit auch kaum unabhängig überprüfen.
In einer als «streng geheim» eingestuften Ersteinschätzung des Militärgeheimdienstes DIA hatte es zunächst geheißen, das iranische Atomprogramm sei durch die schweren Luftangriffe der US-Streitkräfte nur um einige Monate zurückgeworfen worden. Das Weiße Haus kritisierte die Veröffentlichung von Erkenntnissen aus diesem Gutachten durch US-Medien und wies die Darstellung als falsch zurück. Präsident Donald Trump beharrt darauf, dass die Atomanlagen komplett vernichtet worden seien.
CIA: Wiederaufbau der Atomanlagen würde Jahre dauern
CIA-Chef John Ratcliffe sagte nun, der Wiederaufbau der Atomanlagen würde «Jahre» dauern. Auch US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard schrieb auf der Plattform X, dass ein möglicher Wiederaufbau der Anlagen in Fordo, Natans und Isfahan Jahre dauern würde.
Gabbard hatte Ende März im Geheimdienstausschuss des US-Senats erklärt, nach Einschätzung der Nachrichtendienste baue der Iran derzeit keine Atombombe. Mit ihren neuen Aussagen scheinen sie und die CIA nun die Aussagen des obersten Befehlshabers Trump zu stützen, der nicht dafür bekannt ist, Widerspruch zu schätzen. Er hatte die von ihm befohlenen Angriffe vom Wochenende als Todesstoß für das iranische Atomprogramm bezeichnet. Beim Nato-Gipfel in Den Haag sagte er mit Blick auf die Atomanlagen: «Ich glaube, es war eine totale Auslöschung.»
Die Angriffe wurden aus Sorge durchgeführt, dass der Iran heimlich den Bau von Atomwaffen vorantreibt, obwohl er öffentlich behauptet hat, Kernenergie nur für zivile Zwecke nutzen zu wollen. Es wird auch bezweifelt, weil der Iran in der Vergangenheit als einziger Staat ohne Atomwaffen hochangereichertes Uran mit beinahe waffentauglichem Reinheitsgrad produzierte.
Die Zeitung «The Jerusalem Post» berichtete unter Berufung auf israelische Beamte, es sei unklar, wie viel des hochangereicherten Urans bei den Angriffen zerstört wurde. Zudem sei nicht mit Sicherheit zu sagen, ob ein Teil des radioaktiven Materials aus den angegriffenen Anlagen geborgen werden kann.
Solidarität mit Netanjahu: Trump wettert gegen Israels Justiz
Nach dem mit Israels Regierung koordinierten Militäreinsatz im Iran kritisierte Trump die israelische Justiz wegen des Korruptionsverfahrens gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. «Ich bin schockiert, dass der Staat Israel, der gerade einen seiner größten Momente in der Geschichte erlebt hat und von Bibi Netanjahu geführt wird, die lächerliche Hexenjagd gegen seinen Ministerpräsidenten fortsetzt», schrieb Trump auf seiner Nachrichtenplattform Truth Social. Das Verfahren gegen Netanjahu solle unverzüglich eingestellt werden.
Netanjahu ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, als Kommunikationsminister dem Telekom-Riesen Bezeq Vergünstigungen gewährt zu haben. Außerdem soll er Luxusgeschenke von befreundeten Milliardären angenommen haben. Netanjahu hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und von einer «Hexenjagd» gesprochen.
Luftwaffe fliegt weitere Deutsche aus Israel aus
Trotz der Waffenruhe zwischen Israel und Iran hat die Luftwaffe derweil weitere Deutsche aus Israel ausgeflogen. «Der Waffenstillstand zwischen Israel und Iran hält an. Auch wenn sich die Lage beruhigt: Mit der Bundeswehr verlassen weitere 76 Deutsche im Rahmen der assistierten Ausreise die Region», teilte das Auswärtige Amt auf X mit. Insgesamt habe man damit knapp 800 Deutsche mit Sonderflügen bei der Ausreise unterstützt.
Siedler greifen Palästinenserdorf an – drei Tote durch Schüsse
Während es zwischen Israel und dem Iran vorübergehend ruhig ist, bleibt die Situation in den palästinensischen Gebieten angespannt. Nach einem Angriff israelischer Siedler auf ein palästinensisches Dorf im Westjordanland kam es zu tödlichen Konfrontationen. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium wurden in Kufr Malik drei Palästinenser durch Schüsse getötet. Sieben weitere Menschen wurden verletzt, einer davon lebensgefährlich. Einwohner berichteten, dass Siedler und Soldaten Schüsse abgegeben hätten.
Laut den israelischen Streitkräften haben Dutzende Israelis in dem Dorf Brände gelegt. Dies führte zu Konfrontationen zwischen israelischen und palästinensischen Zivilisten, die sich mit Steinen bewarfen. Soldaten und Polizeikräfte griffen ein, um die Auseinandersetzung zu beenden. Als sie beschossen wurden, erwiderten sie das Feuer, was zu mehreren Toten und Verletzten führte.