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Pflegeheimkosten steigen weiter an

Die Belastungen für Bewohnerinnen und Bewohner im ersten Jahr erreichen bundesweit 3.108 Euro pro Monat, mit höchsten Kosten in Bremen und Nordrhein-Westfalen.

Heimplätze werden für Pflegebedürftige immer teurer. (Archivbild)
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die Kosten für die Pflege im Heim steigen für Bewohnerinnen und Bewohner weiter an. Laut einer Auswertung des Verbands der Ersatzkassen übersteigen die Zahlungen aus eigener Tasche im bundesweiten Durchschnitt während des ersten Jahres im Heim nun die Marke von 3.000 Euro pro Monat. Zum Stand vom 1. Juli beliefen sich die durchschnittlichen Kosten auf 3.108 Euro, was 124 Euro mehr sind als am 1. Januar und 237 Euro mehr als am 1. Juli 2024. In den aktuellen Verhandlungen für eine umfassende Pflegereform wächst somit der Druck für Entlastungen.

Erhebliche Unterschiede in den Ländern

Im ersten Jahr im Heim ist die Pflege in Bremen mit durchschnittlich 3.449 Euro im Monat am teuersten, wie aus den vorliegenden Daten der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Nordrhein-Westfalen liegt mit 3.427 Euro auf dem zweiten Platz. Die geringste monatliche Belastung zum 1. Juli wurde in Sachsen-Anhalt mit 2.595 Euro und Mecklenburg-Vorpommern mit 2.752 Euro verzeichnet.

In den Summen ist der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten, da die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt, im Gegensatz zur Krankenversicherung. Zusätzlich zu den Bewohnerinnen und Bewohnern im Heim kommen noch Zahlungen für Unterkunft und Verpflegung, Investitionen in den Einrichtungen und Ausbildungskosten hinzu.

Fast 200 Euro im Monat mehr nur für die reine Pflege

Der Ersatzkassenverband erklärte, dass steigende Personal- und Lebenshaltungskosten der Grund für die zunehmende Belastung der Pflegebedürftigen seien. Der Eigenanteil für die reine Pflege stieg bundesweit auf durchschnittlich 1.862 Euro im Monat, was 184 Euro mehr als Mitte des letzten Jahres entspricht. Eine bessere Bezahlung dringend benötigter Pflegekräfte schlägt dabei besonders zu Buche.

Aber auch die Kosten für Unterhalt und Verpflegung sind gestiegen, und zwar im Durchschnitt jetzt auf 1.018 Euro pro Monat, was einem Plus von 63 Euro im Vergleich zu Juli 2024 entspricht. Die Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Ländern wurden ausgewertet, wie der Verband der Ersatzkassen erklärte. Zu ihm zählen die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit.

Teure Kostendämpfer 

Um die Kosten zu senken, erhalten Pflegebedürftige seit 2022 zusätzlich zu den Leistungen der Pflegekassen auch Entlastungszuschläge, die abhängig von der Dauer des Aufenthalts sind. Der Eigenanteil für die reine Pflege wird dadurch im ersten Jahr im Pflegeheim um 15 Prozent reduziert, im zweiten Jahr um 30 Prozent, im dritten Jahr um 50 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 Prozent. Trotz des höchsten Zuschlags stiegen die Belastungen auf einem niedrigeren Niveau, im Durchschnitt nun auf 1.991 Euro pro Monat. Das bedeutete eine Steigerung um 126 Euro im Vergleich zur Mitte des Jahres 2024.

Die Vorstandschefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, mahnte, die Eigenbeteiligung steige seit Jahren kontinuierlich an. «Den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern sind Belastungen in dieser Größenordnung nicht mehr zuzumuten.» Um das schnell zu ändern, müssten die Länder ihre Verantwortung zur Übernahme der Kosten für Investitionen und Ausbildung erfüllen. 

Arbeitsgruppe soll schnell Vorschläge liefern

Nach umfassenderen Lösungen suchen soll eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern, die gerade die Arbeit aufnahm. Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen. «Pflege darf kein Armutsrisiko sein», gab Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) als eines der Ziele aus. Dabei geht es auch um die Stabilisierung der Pflegeversicherung, die in diesem Jahr auf ein kleines Minus zusteuert. Um neue Beitragserhöhungen 2026 abwenden, fehlt aber schon noch Geld.

Grundsätzlich liegen die Probleme tiefer. Im letzten Jahr wurden 30 Prozent der Leitungsausgaben der Pflegeversicherung für die vollstationäre Pflege im Heim verwendet, obwohl nur 12,6 Prozent der Pflegebedürftigen diese Leistung in Anspruch nahmen, wie der Bundesrechnungshof in einem Bericht für den Bundestag erklärte. Auch die Entlastungszuschläge treiben die Ausgaben an, bei denen in diesem Jahr ein Kostensprung auf 7,3 Milliarden Euro erwartet wird.

Zahlreiche Forderungen 

Diverse Reformvorschläge liegen längst auf dem Tisch: von mehr Steuergeld über Deckel für die Eigenanteile bis zu einem Umbau des Modells zu einer Vollversicherung, die alle Pflegekosten trägt. Die Pflegekassen fordern, dass der Bund Milliardenausgaben aus Corona-Zeiten erstattet und Rentenbeiträge für pflegende Angehörige übernimmt. «Es fehlt nicht an Erkenntnissen», schrieb auch der Bundesrechnungshof, «sondern am Willen zur Umsetzung».

dpa