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Präsidentenwahl in Polen ohne klaren Sieger

Stichwahl zwischen Trzaskowski und Nawrocki am 1. Juni entscheidet über Zukunft Polens. Kommentatoren erwarten harte Auseinandersetzung.

Der Warschauer Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski muss in die Stichwahl um die polnische Präsidentschaft.
Foto: Piotr Polak/PAP/dpa

Bei der Präsidentenwahl in Polen gab es keinen eindeutigen Sieger in der ersten Runde. Laut Prognosen in der Nacht lag der liberalkonservative Kandidat Rafal Trzaskowski aus dem Regierungslager von Donald Tusk knapp vorne mit 31,1 Prozent der Stimmen. Karol Nawrocki von der nationalkonservativen PiS erhielt demnach 29,1 Prozent. Da keiner der beiden die erforderliche absolute Mehrheit erreichte, ist eine Stichwahl am 1. Juni erforderlich.

Slawomir Mentzen von der rechtsextremen Konfederacja belegte den dritten Platz mit 14,8 Prozent. Grzegorz Braun, ebenfalls rechtsextrem, landete mit 6,3 Prozent auf dem vierten Platz. Die Wahlbeteiligung wird voraussichtlich bei 66,8 Prozent liegen. In Polen sind Hochrechnungen wie in Deutschland nicht üblich. Das offizielle Endergebnis wird frühestens heute Abend erwartet.

Harter Wahlkampf erwartet

Die Abstimmung gilt als Richtungswahl für das EU- und Nato-Land Polen. Kommentatoren in Warschau erwarten in den kommenden zwei Wochen eine harte Auseinandersetzung zwischen der regierenden liberalkonservativen Bürgerplattform (PO) und der PiS, den beiden größten Parteien, die das politische Leben des Landes seit 20 Jahren dominieren. «Das Spiel um alles hat gerade erst begonnen. Ein harter Kampf um jede Stimme. Diese zwei Wochen werden über die Zukunft unserer Heimat entscheiden», schrieb der proeuropäische Regierungschef Donald Tusk auf X.

Tusk benötigt einen Sieg seines Kandidaten Trzaskowski, um Reformprojekte voranzutreiben. Der bisherige Präsident Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt, hatte diese mit seinem Veto gebremst.

Knapp 29 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, einen Nachfolger für den aus dem Amt scheidenden Duda zu wählen. Angesichts des knappen Rennens wird es große Bedeutung haben, für wen sich die Wähler des Rechtsextremen Mentzen in der zweiten Runde entscheiden. Der 38-jährige Unternehmer kündigte am Wahlabend an, er wolle seinen Anhängern bei der Entscheidung helfen. Details werde er aber nicht am Wahlabend, sondern «in Kürze» bekanntgeben.

Trzaskowski sagte am Wahlabend: «Ich garantiere eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung, denn unser Land braucht Ruhe und keine Konflikte.» Nawrocki sagte vor Anhängern in seiner Heimatstadt Danzig, er wolle verhindern, dass in Polen eine Partei das Machtmonopol erhalte. «Wir sind hier und wir werden gewinnen.»

Staatsoberhaupt hat Einfluss auf die Außenpolitik

In Polen hat der Präsident eine Amtszeit von fünf Jahren. Im Vergleich zum deutschen Bundespräsidenten hat das Staatsoberhaupt mehr Befugnisse. Es vertritt das Land nicht nur nach außen, sondern hat auch Einfluss auf die Außenpolitik, ernennt den Regierungschef und das Kabinett und ist im Kriegsfall Oberkommandierender der polnischen Streitkräfte.

dpa