Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Polizei wertet Angriff auf Priester in Sydney als Terrorakt

Der Bischof einer christlichen Gemeinde wird während einer Messe attackiert. Daraufhin zieht ein wütender Mob zu der Kirche, die Lage eskaliert. Die Regierung warnt vor Selbstjustiz.

Vor einer orthodoxen assyrischen Kirche in Sydney spielten sich chaotische Szenen ab.
Foto: Mark Baker/AP/dpa

Die Ermittler haben den Angriff auf Geistliche einer christlichen Gemeinde in Sydney während eines Gottesdienstes als Terrorakt eingestuft. Karen Webb, die Polizeichefin des australischen Bundesstaats New South Wales, gab bei einer Pressekonferenz bekannt, dass das Motiv des mutmaßlichen Täters, der etwa 16 Jahre alt sein soll, im Bereich des „religiös motivierten Extremismus“ liegt. Zu den verletzten Opfern gehören der Bischof der Assyrer-Gemeinde in Sydneys westlichem Vorort Wakeley und mindestens ein Priester. Laut Webb wurden sie operiert und haben nur durch Glück überlebt.

Am Montagabend hielt der Bischof eine Messe in der Kirche der örtlichen Assyrer-Gemeinde ab. Aufnahmen von der Live-Übertragung des Gottesdienstes im Internet zeigen, wie der Angreifer während der Messe auf den Geistlichen zugeht und auf ihn einschlägt, bevor Augenzeugen eingreifen. Webb zufolge wurde die Tat mit einem Klappmesser verübt. Der Angreifer wurde später festgenommen und war laut Webb bereits polizeibekannt, stand jedoch nicht auf einer Beobachtungsliste für Terrorverdächtige. Die Ermittler sprechen mit seinen Eltern, um mehr über das Motiv des Jugendlichen herauszufinden.

Schwere Ausschreitungen vor der Kirche

Nach der Tat gab es vor der Kirche chaotische Szenen, wo sich neben Rettungskräften und Polizisten innerhalb kurzer Zeit eine Menschenmenge aus Hunderten von wütenden Menschen versammelte. Die Situation eskalierte schnell, es kam zu Ausschreitungen, und laut Webb wurden Polizeieinheiten aus dem gesamten Stadtgebiet der Millionenmetropole Sydney zur Verstärkung gerufen. Bei den Krawallen wurden mehrere Beamte verletzt und 20 Einsatzfahrzeuge beschädigt, von denen zehn nicht mehr einsatzbereit waren. Die Einsatzkräfte wurden mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen angegriffen, wobei ein Polizist einen Kieferbruch erlitt. Selbst Sanitäter mussten sich stundenlang in der Kirche verstecken, da sie von der aufgebrachten Menschenmenge bedroht wurden.

Laut Polizeiangaben wurde der Täter selbst ebenfalls verletzt – unklar ist, wie er die schweren Verletzungen erlitten hat. Berichten zufolge wurden ihm mehrere Finger abgeschnitten. Auf die Frage von Journalisten, ob der aufgebrachte Mob dafür verantwortlich sei, antwortete Webb, dass dies Teil der Ermittlungen sei. Insgesamt mussten die Rettungsdienste laut eigenen Angaben 30 Patienten versorgen, sieben Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht.

«Wir werden euch finden und wir werden euch festnehmen»

Die Polizeichefin kündigte an, dass die Sicherheitsbehörden alle Gewalttäter ermitteln und für die Randale zur Rechenschaft ziehen würden. «Alle, die an diesen Ausschreitungen beteiligt waren, können damit rechnen, dass wir an ihre Tür klopfen werden», sagte Webb. «Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber wir werden euch finden und wir werden euch festnehmen. Das ist absolut inakzeptabel.»

Der Regierungschef von New South Wales, Chris Minns, richtete einen dringenden Appell an alle Bewohner des Bundesstaats, auf alle Formen der Selbstjustiz zu verzichten: «In Australien wird das Recht nicht in die eigenen Hände genommen», betonte er auf der Pressekonferenz. Noch am Abend der Tat habe es ein Treffen mit den Führungsköpfen religiöser Gemeinden in Sydney gegeben, und alle hätten dazu aufgerufen, friedlich zu bleiben und jeglicher Gewalt abzuschwören.

dpa