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Pornostar schildert bei Prozess Details zu Sex mit Trump

Ein heikler Tag im New Yorker Trump-Prozess: Die Aussage von Pornodarstellerin Daniels ist peinlich für den Angeklagten – aber auch inhaltlich umstritten. Einen Erfolg erzielt er derweil in Miami.

Dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump drohen mehrere Jahre Haft. Der Fall könnte den US-Wahlkampf beeinflussen.
Foto: Win McNamee/Pool Getty Images North America/AP/dpa

Während des Prozesses gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wegen Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels hat sich die Pornodarstellerin ausführlich über den Sex mit dem heute 77-Jährigen geäußert. Vor Gericht in New York beschrieb Daniels in Anwesenheit von Trump während einer sehr angespannten Befragung, dass sie im Jahr 2006 in Trumps Hotel-Suite am Lake Tahoe verwirrt war und sich fragte, wie es dazu kam, mit Donald Trump zu schlafen.

Anschließend zitterte sie so stark, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich erneut anzuziehen. Mehrere Medienvertreter im Gerichtssaal gaben übereinstimmend die Aussagen von Daniels wieder. Ein Antrag der Verteidigung, der darauf abzielte, den Prozess aufgrund der Aussagen zum Scheitern zu bringen, wurde abgelehnt.

Trump erzielte am selben Tag in Miami einen juristischen Erfolg: Der offizielle Beginn des Prozesses gegen ihn in der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Prozess in New York: Trump drohen mehrere Jahre Haft

Die Anklage in New York behauptet, dass Trump versucht habe, seine Chancen auf einen Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 zu verbessern, indem er 130.000 Dollar Schweigegeld an Daniels zahlte. Obwohl die Transaktion an sich nicht illegal war, hat Trump bei der Rückzahlung des Geldes an seinen Anwalt Michael Cohen Geschäftsunterlagen gefälscht, um den eigentlichen Zweck zu verbergen. Dies ist der erste Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten in der Geschichte der USA.

Trump könnte möglicherweise mehrere Jahre im Gefängnis verbringen, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt werden könnten, oder eine Geldstrafe erhalten. Dieser Fall könnte sich auf den US-Wahlkampf auswirken. Trump strebt an, im November erneut zum Präsidenten gewählt zu werden. Er hat auf nicht schuldig plädiert und behauptet weiterhin, niemals Sex mit Daniels gehabt zu haben.

Daniels schilderte weiter, dass sie vor dem Sex das Hotelzimmer habe verlassen wollen, Trump sich ihr aber in den Weg gestellt habe. Er habe auf sie allerdings nicht bedrohlich gewirkt. Daniels beschrieb den Geschlechtsverkehr dann mehreren Medienberichten zufolge als etwas, das sie über sich ergehen ließ und schnell vorbei gewesen sei. Trump habe kein Kondom benutzt. Sie habe deshalb nicht nein zu ihm gesagt, «weil ich überhaupt nichts gesagt habe».

Ein Abendessen nach Golfturnier

Trump hatte Daniels 2006 bei einem Golfturnier in Lake Tahoe an der Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada kennengelernt und sie zum Abendessen eingeladen. Bei diesem Essen fragte Daniels Trump eigenen Aussagen zufolge, ob er nicht eine Ehefrau habe. Trump habe darauf geantwortet, dass er und seine Frau nicht im selben Raum schliefen. Trump und seine Ehefrau Melania hatten im Jahr zuvor geheiratet. Der Aussage der Zeugin zufolge verglich Trump Daniels bei der Unterhaltung zudem mit seiner Tochter. Laut der «New York Times» dürfte es sich dabei um Ivanka Trump gehandelt haben.

Laut Medienberichten hörte Trump mit zunehmender Ungeduld den intimen und teilweise unangenehm detaillierten Schilderungen zu. US-Kommentatoren bezeichneten diesen Moment als besonders schwer für Trump, der es gewohnt ist, als milliardenschwerer Geschäftsmann und einflussreicher Politiker das Geschehen um sich herum weitgehend kontrollieren zu können. Während der Vernehmung forderten Trumps Anwälte Richter Juan Merchan auf, das Verfahren aufgrund des expliziten und schädlichen Inhalts von Daniels‘ Aussage einzustellen.

Merchan – der selbst während der Aussage verärgert gewirkt hatte – wies diesen Antrag zwar zurück, stimmte aber der Verteidigung zu, dass einige Dinge «besser ungesagt» geblieben wären. Er bat die Staatsanwaltschaft, Daniels zu weniger ausladenden Aussagen anzuhalten. Tatsächlich trat Daniels den Beobachtern im Gericht zufolge danach deutlich fokussierter auf, schweifte seltener ab und redete langsamer. US-Medien spekulierten darüber, ob ihre Aussage eher Trump wegen peinlicher Details geschadet habe oder ob sich die Zeugin in den Augen der Geschworenen unglaubwürdiger gemacht habe.

Im Verhör versuchte Susan Necheles, die Anwältin von Trump, die Zeugin als geldgierige Frau darzustellen, die Trump ausnutzen wollte. Laut den Medienberichten widersprach Daniels vehement und betonte immer wieder, dass ihre Geschichte wahr sei.

Ein Prozess gegen Trump bis auf Weiteres verschoben

In Miami, wo Trump im vergangenen Jahr angeklagt worden war, weil er angeblich höchst sensible Informationen gesetzeswidrig aufbewahrt haben soll, verkündete die zuständige Richterin indes einen für den Republikaner höchst willkommenen Entschluss. Aileen Cannon kündigte am Dienstag an, der bisher geplante Prozessbeginn am 20. Mai sei aufgrund offener Rechtsfragen nicht mehr gültig. Trump hatte Cannon während seiner Amtszeit als Präsident selbst ernannt. Kritiker werfen ihr vor, das Verfahren zu verzögern und Anträge äußerst langsam zu bearbeiten. Die jüngste Entscheidung dürfte diese Kritik weiter verstärken, denn es ist unwahrscheinlich, dass der Dokumenten-Prozess nun noch vor der Präsidentenwahl im November starten wird.

Trump steht im Wahljahr insgesamt mit vier strafrechtlichen Verfahren gegenüber. Neben dem Fall Schweigegeld in New York und dem Dokumentenprozess in Miami gibt es auch ein Wahlbetrugsverfahren auf Bundesebene sowie ein weiteres in Georgia. Trumps Anwälte argumentieren, dass Trumps präsidiale Immunität eine Strafverfolgung verhindern sollte. Der Oberste Gerichtshof der USA prüft derzeit diese Frage im Zusammenhang mit dem Wahlbetrugsverfahren auf Bundesebene. Eine Entscheidung wird in einigen Wochen erwartet und wird voraussichtlich die anderen Strafverfahren gegen Trump beeinflussen.

dpa