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Aufgeben vor der Registrierung: Bewerber wirbt für Wiederwahl von Putin

Ein Bewerber für die russische Präsidentenwahl gibt seine Kandidatur auf und unterstützt stattdessen eine Wiederwahl von Kremlchef Wladimir Putin. Der plötzliche Sinneswandel wird offiziell mit dem Krieg in der Ukraine begründet, während Beobachter vermuten, dass er möglicherweise unter Druck gesetzt wurde.

Sergej Baburin von der Partei Gesamtrussische Volksunion, hat seine Bewerbung um das Präsidentenamt noch vor der offiziellen Registrierung wieder zurückgezogen.
Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Anderthalb Monate vor der Präsidentenwahl in Russland hat ein Kandidat noch vor seiner offiziellen Registrierung aufgegeben und wirbt stattdessen für eine Wiederwahl von Kremlchef Wladimir Putin. Sergej Baburin (64) von der Partei Gesamtrussische Volksunion brachte heute bei der zentralen Wahlkommission zuerst noch mehrere Kartons vorbei, die angeblich die für eine Kandidatur benötigten rund 100.000 Bürgerunterschriften enthielten. Wenig später erklärte er jedoch, seine Bewerbung zurückzuziehen.

Baburin begründete seinen plötzlichen Sinneswandel offiziell mit dem Krieg in der Ukraine. «In dieser für die Heimat schwierigen Stunde ist es nicht an der Zeit, die Kräfte des Volks zu spalten», sagte Baburin laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Warum er dann aber überhaupt erst eine Kandidatur angekündigt und Unterschriften hatte sammeln lassen, erklärte der nationalistische Politiker nicht.

Der prominente Journalist Alexej Wenediktow vermutete, dass Baburin aus dem Machtapparat eine Aufforderung zum Aufgeben bekommen habe. «Ihm wurde sanft davon abgeraten, dem Präsidenten auch nur ein Prozent wegzunehmen», schrieb Wenediktow, der frühere Chefredakteur des mittlerweile geschlossenen kremlkritischen Radiosenders Echo Moskwy, auf Telegram.

Keine Chance für andere Kandidaten?

Die russische Präsidentenwahl am 17. März steht bereits jetzt unter dem Schatten von Manipulationsvorwürfen und hat aus Sicht des Kremls vor allem das Ziel, Putin eine fünfte Amtszeit zu sichern. Zudem soll sie die vermeintlich unerschütterliche gesellschaftliche Unterstützung für Putins Angriffskrieg in der Ukraine demonstrieren. Andere Kandidaten haben kaum Chancen oder unterstützen Putin sogar. Sie sollen laut Beobachtern lediglich eine Wahlmöglichkeit vortäuschen, die in Wirklichkeit nicht existiert.

Es wird gespannt erwartet, was mit Boris Nadeschdin geschieht – dem einzigen Kandidaten, der öffentlich gegen den Krieg spricht. Obwohl in den letzten Tagen in vielen russischen Städten Menschen Schlange standen, um für Nadeschdins Kandidatur zu unterschreiben, befürchten viele, dass die russische Wahlkommission den Kriegsgegner unter einem Vorwand disqualifizieren wird.

dpa