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Schwindende Zahl der Apotheken in Deutschland alarmiert Branche

Apothekendichte schlechter als im europäischen Vergleich. Forderung nach Honorarerhöhung und Ablehnung von Plänen zur Zulassung von Apotheken ohne Apotheker.

Dass Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, betifft insbesondere Apotheken in der Stadt.
Foto: Marijan Murat/dpa

Ein großer Anbieter von Apothekendienstleistungen hat erneut die schwindende Anzahl von Apotheken in Deutschland anlässlich eines Aktionstages hervorgehoben.

«Pro Tag verschwindet mehr als eine Apotheke vom Markt, die genaue Zahl ist 1,36», sagte Mark Böhm, Vorstandsmitglied des apothekeneigenen Münchner Unternehmens Noventi. «2023 gab es nur noch 17.571 Apotheken in Deutschland. Seit Jahresbeginn haben weitere 142 Filialen die Türen geschlossen.» Das Münchner Unternehmen übernimmt unter anderem die Abrechnung von Rezepten. Kunden sind nach Firmenangaben 8000 Apotheken, Eigentümer ist der Verein FSA, ein Zusammenschluss von Apotheken. 

Apothekendichte schlechter als im europäischen Vergleich

Der Manager bedauerte, dass die Apothekendichte in Deutschland mittlerweile deutlich schlechter ist als im europäischen Vergleich. Dass Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, betrifft insbesondere Apotheken in der Stadt, da die Kundenbindung an die Apotheke vor Ort in ländlichen Regionen stärker ist.

Die Branche macht am «Tag der Apotheke» (7. Juni) seit 1998 auf ihre Anliegen aufmerksam. Böhm forderte eine Honorarerhöhung. «Die Digitalisierung kostet bei den Vor-Ort-Apotheken extrem viel Geld. Sie müssen sich neu aufstellen, um neue Services anbieten zu können», sagte er. Derzeit könne ein Apotheker 8,35 Euro pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel abrechnen. «Notwendig wären zwölf Euro.»

Apotheken ohne Apotheker zulassen?

Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), künftig auch Apotheken ohne Apotheker zuzulassen, lehnt das Unternehmen als «völlig inakzeptabel» ab. «Es würde auch eine Wettbewerbsverzerrung zulasten großer Apotheken geben, die dann alle Leistungen vorhalten müssten.»

Das von Lauterbach umgesetzte elektronische Rezept dagegen funktioniert aus Sicht von Noventi. «Die E-Rezept-Quote lag bei Noventi im April 2024 bei 72,8 Prozent, im Mai bei rund 70 Prozent», sagte Böhm. «Wir haben seit Jahresbeginn bis einschließlich Mai, über 66 Millionen E-Rezepte abgerechnet.»

dpa