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Protestwelle erreicht Bali – Dorfwächter mobilisiert

Bali lebt vom Tourismus – aber die Proteste in Indonesien haben nun auch die «Insel der Götter» erreicht. Nach Ausschreitungen in Denpasar mobilisieren die Behörden traditionelle Dorfwächter.

Die landesweiten Proteste haben seit dem Wochenende auch auf Bali übergegriffen.
Foto: Dicky Bisinglasi/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

In Indonesien haben die landesweiten Proteste gegen Privilegien von Abgeordneten inzwischen auch die bei Touristen beliebte Insel Bali erreicht – und Sorgen vor Unruhen in der Urlaubsregion ausgelöst. Nach gewaltsamen Ausschreitungen am Wochenende in der Inselhauptstadt Denpasar mobilisierten die Behörden jetzt traditionelle Dorfwächter, die sogenannten «Pecalang», um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, wie die staatliche Nachrichtenagentur Antara berichtete.

Am Samstag kam es in Denpasar vor dem regionalen Polizeipräsidium und dem lokalen Parlament zu Auseinandersetzungen. Demonstranten warfen Steine und beschädigten Einrichtungen. Die Polizei griff mit Tränengas ein und nahm zahlreiche Personen fest.

Es wird berichtet, dass viele der Beteiligten von außerhalb Balis angereist sind, was die Befürchtungen nährt, dass die Ausschreitungen, die bereits Jakarta und andere indonesische Großstädte erfasst haben, auch auf die Ferieninsel übergreifen könnten.

Was sind Pecalang?

Die Dorfwächter, die in der balinesischen Kultur fest verankert sind und ein hohes Ansehen genießen, sollen anderen Einsatzkräften helfen, die Ruhe und den Tourismus auf Bali vor weiteren Störungen zu schützen. Sie werden als moralische Autorität angesehen, die zugleich gewaltfrei ist.

Etwa 1.000 Pecalang versammelten sich am Morgen (Ortszeit) zu einem Massenappell in Denpasar, weitere blieben in ihren Dörfern stationiert. Ein Sprecher des Pecalang-Rats im Bezirk Badung erklärte, die Gewalt sei von «Außenstehenden» ausgelöst worden und kündigte an, Bali «spirituell und physisch» zu verteidigen.

Worum geht es bei den Protesten?

Derzeit finden in Indonesien die heftigsten Massenproteste seit Jahren statt. Der Unmut richtet sich insbesondere gegen eine zusätzliche monatliche Wohnungszulage von 50 Millionen Indonesischen Rupien (etwa 2.600 Euro) für Abgeordnete – eine Summe, die den Monatslohn vieler Indonesier um ein Vielfaches übersteigt, wie Kritiker bemängeln.

Die Ankündigung erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem viele Einwohner des größten Inselstaates der Welt unter steigenden Lebenshaltungskosten, Steuern und Massenentlassungen leiden. Der Unmut wurde noch verstärkt durch Videos von Politikern, die in sozialen Medien ihren luxuriösen Lebensstil zur Schau stellten.

https://x.com/jakpost/status/1962063916797759712

Mindestens sieben Menschen sind bisher im Zusammenhang mit den Unruhen gestorben, wie aus Berichten verschiedener Behörden hervorgeht. Die Situation eskalierte kürzlich, als in Jakarta ein 21-jähriger Motorrad-Taxifahrer von einem gepanzerten Polizeifahrzeug erfasst und getötet wurde. Im ganzen Land wurden daraufhin politische Gebäude und Privathäuser von Politikern in Brand gesetzt und geplündert.

Präsident Prabowo Subianto hat mittlerweile signalisiert, dass bestimmte Abgeordnetenvergünstigungen gestrichen und Auslandsreisen vorerst ausgesetzt werden sollen. Gleichzeitig verurteilte er die gewalttätigen Ausschreitungen scharf. Prabowo sagte auch eine geplante Reise nach China wegen der angespannten Lage ab.

dpa