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Putin bestätigt Pläne zum Austausch von Nawalny

«Was Herrn Nawalny betrifft, ist er nicht mehr am Leben»: Vor seinem Tod will Putin einem Austausch des prominenten Kremlkritikers zugestimmt haben. Nawalny-Vertraute nennen die Aussage «zynisch».

Demonstranten halten vor dem russischen Generalkonsulat in Bonn ein Banner mit dem Porträt des gestorbenen Alexej Nawalny.
Foto: Thomas Banneyer/dpa

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Sonntag erstmals offiziell bestätigt, dass der inzwischen verstorbene Kremlkritiker Alexej Nawalny ausgetauscht werden sollte. Er habe bereits sein Einverständnis zum Austausch gegen im Westen inhaftierte Russen gegeben, sagte Putin bei einer Pressekonferenz in Moskau nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. «Was Herrn Nawalny betrifft, ist er nicht mehr am Leben», wurde Putin zitiert. «Das ist ein trauriges Ereignis.»

«Leider ist nun einmal passiert, was passiert ist», sagte Putin weiter zum Tod Nawalnys. «Aber es passiert, dagegen kann man nichts tun, so ist das Leben.»

Nawalnys langjähriger Vertrauter Leonid Wolkow nannte Putins Stellungnahme einen Monat nach dem Tod des Kremlgegners «zynisch». Putin, der Nawalnys Namen erstmals ausgesprochen hatte, habe seinen Gegner in Wahrheit getötet, um ihn nicht austauschen zu müssen. Er bezeichnete Putin als eine «Blut saugende Wanze», die bald platzen werde.

Todesumstände weiter ungeklärt

Der Kremlkritiker Nawalny, der zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, starb Mitte Februar in einem Straflager in Sibirien. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute unklar. Behörden zufolge brach der schärfste Kritiker von Putin während eines Rundgangs auf dem eisigen Gefängnishof zusammen. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Seine Witwe Julia Nawalnaja vermutet, dass ihr Mann im Lager ermordet wurde.

Kurz nach dem Tod von Nawalny wurde aus seinem engsten Kreis bekannt gegeben, dass er eigentlich gegen den in Deutschland inhaftierten sogenannten Tiergartenmörder hätte freigelassen werden sollen. Es wurde berichtet, dass der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte Wadim K. an Russland ausgeliefert werden sollte – im Austausch gegen Nawalny und zwei nicht näher genannte US-Amerikaner. Ein entsprechendes Angebot wurde Anfang Februar Kremlchef Wladimir Putin unterbreitet.

Putin: Kein Interesse an Weltkrieg

Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen, insbesondere der NATO, wurden von Putin in düsterem Licht dargestellt. Ein umfassender Konflikt mit der NATO sei möglich, und in diesem Fall wäre die Welt nur einen Schritt von einem Dritten Weltkrieg entfernt, erklärte der Kremlchef. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass irgendjemand daran interessiert ist“, wurde Putin weiter von der Staatsagentur Tass zitiert.

Nach Putins Worten sind in der Ukraine bereits zahlreiche Soldaten aus den Mitgliedsstaaten der Nato im Einsatz. «Das wissen wir bereits», sagte er. Man habe bereits Französisch und Englisch vernommen. «Das ist nichts Gutes, vor allem für sie, denn sie sterben dort in großer Zahl», sagte Putin – ohne diese Behauptung zu belegen.

dpa