US-Präsident drängt auf Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, Verhandlungen stocken trotz Drohungen und Druck seitens USA.
Trump und Putin telefonieren erneut über Ukraine-Konflikt
Im Bemühen um ein Ende des russischen Angriffskrieges haben US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin erneut miteinander telefoniert. Das Weiße Haus und der Kreml bestätigten den Beginn des Telefonats am späten Montagnachmittag deutscher Zeit. Nach ersten russischen Angaben dauerte das Gespräch mehr als zwei Stunden.
Der US-Präsident hat das Ziel, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu beenden, verkündet. Jedoch sind die Verhandlungen bisher nicht wirklich vorangekommen – Trump äußert regelmäßig seinen Unmut darüber: Washington droht seit einigen Wochen, sich aus den Vermittlungen zurückzuziehen.
Vance: «Ein bisschen in einer Sackgasse»
Kurz vor dem Gespräch seines Chefs mit Putin machte US-Vizepräsident JD Vance noch einmal klar, dass die USA mit ihrer Geduld langsam am Ende seien. «Wir merken, dass wir uns hier ein bisschen in einer Sackgasse befinden», sagte Vance an Bord der Air Force Two zu Reportern nach einem Besuch in Rom. Wenn Russland nicht dazu bereit sei, sich zu bewegen, müsse die US-Regierung irgendwann sagen: «Das ist nicht unser Krieg».
Die USA hätten aber immer deutlich gemacht, dass es viele wirtschaftliche Vorteile gäbe, wenn sich die Beziehungen zwischen Russland und dem Rest der Welt verbessern würden, sagte Vance weiter. Russland werde diese Vorteile aber nicht bekommen, wenn es weiterhin «viele unschuldige Menschen» umbringe. Trump hatte vor dem Telefonat gesagt, dass er mit dem Kremlchef auch über Handelsfragen sprechen wolle.
Gesprächsfaden mit Russland wieder aufgenommen
Nach seinem Amtsantritt im Januar hatte Trump Mitte Februar und Mitte März mit Putin telefoniert. Unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden herrschte dagegen zwischen Washington und Moskau über längere Zeit weitgehend Funkstille. Während des Telefonats am Montag hielt sich Putin für einen Arbeitsbesuch in Sotschi am Schwarzen Meer auf, wo er einen Amtssitz hat. Das Gespräch mit Trump führte der Präsident aber im neuen Gebäude einer Musikschule über einen geschützten Kanal, wie Putins Haus- und Hofreporter beim Staatsfernsehen, Pawel Sarubin, von dort berichtete.
Trump plante am Montag auch Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Vertretern der Nato-Mitgliedsstaaten. Berichten zufolge hat Trump überraschenderweise zuerst mit Selenskyj und dann mit Putin gesprochen. Vor dem Gespräch zwischen Trump und Putin hatten die USA und europäische Verbündete den Druck auf Russland erhöht. Die Staats- und Regierungschefs von Großbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich und Italien diskutierten in einem Telefonat auch die Möglichkeit von Sanktionen, wie eine Sprecherin der britischen Regierung mitteilte.
Die Ukraine hat mit Unterstützung des Westens gegen die russische Invasion gekämpft, aber zuletzt unter Druck geraten – auch weil die US-Regierung unter Trump ihre militärische Hilfe für Kiew stark reduziert hat. Putin hat wenig Entgegenkommen gegenüber den Bemühungen der USA gezeigt, das einzige Zugeständnis war bisher die Entsendung einer niederrangigen Delegation zu Verhandlungen mit einer ukrainischen Vertretung in Istanbul. Das einzige konkrete Ergebnis dieses Treffens unter türkischer Vermittlung am Freitag war die Vereinbarung eines baldigen Austauschs von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen. Ein genauer Zeitpunkt dafür wurde nicht genannt.
Selenskyj: Russen haben in Verhandlungen gedroht
Selenskyj hat in Kiew die Einrichtung einer ständigen nationalen Verhandlungsgruppe angeordnet. Das Ziel der diplomatischen Bemühungen sei ein echter und nachhaltiger Frieden, teilte Selenskyj mit. Er ließ sich von Verteidigungsminister Rustem Umjerow über den Verlauf der Gespräche mit der russischen Delegation am vergangenen Freitag in Istanbul informieren. Als bedeutendstes Ergebnis bezeichnete Selenskyj die Vereinbarung über den Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen. Es wäre die bisher größte Freilassung von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten.
Selenskyj berichtete nach dem Gespräch mit Umjerow, dass die Russen in den Verhandlungen Drohungen ausgestoßen hätten. Die ukrainische Seite habe diese abgelehnt. Details nannte der Präsident nicht. Medienberichten zufolge soll die russische Seite gedroht haben, den seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg gegen die Ukraine auf unbestimmte Zeit fortzusetzen.
Selenskyj betonte, dass die Ukraine bei den Gesprächen am Ziel einer bedingungslosen Waffenruhe für mindestens 30 Tage festhalte, damit Menschenleben gerettet würden und die Grundlage für Diplomatie geschaffen werden könne. Er bekräftigte auch die Bereitschaft zu einem Treffen mit Putin, «um Schlüsselfragen zu lösen» in dem Konflikt. «Die Ukraine hat keine Angst vor direkten Gesprächen mit Russland.»