Kurz vor Ende des dritten Kriegsjahrs ziehen Kremlchef Putin und sein Verteidigungsminister Beloussow zufrieden Bilanz. Beide nennen viele, aber nicht überprüfbare Zahlen – und neue Aufgaben.
Putins Kriegsbilanz: 189 Orte 2024 in Ukraine eingenommen
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin bei ihrem Krieg gegen die Ukraine in diesem Jahr bisher 189 Orte in dem Nachbarland eingenommen. «Die russischen Streitkräfte sind entlang der gesamten Kontaktlinie fest im Besitz der strategischen Initiative», sagte Putin in Moskau bei einer Sitzung des Verteidigungsministeriums.
Minister Andrej Beloussow sagte, dass insgesamt eine Fläche von 4.500 Quadratkilometern in der Ukraine erobert worden sei. In den Gebieten Donezk, Saporischschja und Cherson kontrollierten die ukrainischen Streitkräfte noch zwischen 25 und 30 Prozent der Fläche; im Gebiet Luhansk nur noch 1 Prozent.
Die russischen Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Dennoch haben unabhängige Beobachter den Russen in diesem Jahr massive Gebietsgewinne bescheinigt. Laut Berechnungen des ukrainischen Telegramkanals UA War Infographics haben die russischen Truppen seit Jahresbeginn etwa 2.800 Quadratkilometer erobert – eine Fläche größer als das Saarland. Somit belaufen sich die russischen Geländegewinne bereits jetzt auf fast das 20-fache des Vorjahreswerts.
Minister: Mehr als 1.200 Kriegsfreiwillige pro Tag
Minister Beloussow sprach von einem hohen Tempo des russischen Vormarsches in der Ukraine. Derzeit würden mehr als 1.200 Freiwillige täglich einen Vertrag für den Kriegseinsatz unterschreiben. «Allein in diesem Jahr wurden bereits über 427.000 Soldaten rekrutiert», sagte er bei der Versammlung von Offizieren und Vertretern der russischen Gesellschaft.
Putin und Beloussow beschuldigten die Nato erneut, ihre Präsenz stark zu erhöhen. Beloussow sagte, dass Maßnahmen gegen die Bedrohung ergriffen werden müssten. Das neue Raketensystem Oreschnik soll im nächsten Jahr in Serie produziert werden. Es wird auch eine neue Einheit innerhalb der Streitkräfte für unbemannte Flugobjekte gegründet.
Russland gibt nach Angaben von Beloussow inzwischen ein Drittel seines Haushalts – 32,5 Prozent – für die Verteidigung aus. Das seien 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Putin führte aus, dass das viel, aber notwendig sei. Auch die militärtechnische Zusammenarbeit mit anderen Staaten – «der Mehrheit der Länder» – werde ausgebaut, sagte er.
Russland kämpft seit fast drei Jahren gegen die Ukraine. Etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets, einschließlich der bereits 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim, befindet sich unter Kontrolle Moskaus.