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Historisches Treffen der Ukraine-Partner in Ramstein erwartet

Selenskyj sieht positive Woche für Verteidigung und Frieden voraus. Ukraine setzt auf Unterstützung der Partner für umfassende Verteidigung.

Selenskyj rechnet mit historischer Woche. (Archivbild)
Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

Mit Blick auf das bevorstehende Treffen der Ukraine-Partner in Ramstein erwartet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine historische Woche. Sowohl die Ukraine als auch die USA und weitere Partner bereiteten für dieses Treffen am 12. Oktober «bedeutende Entscheidungen» vor, berichtete Selenskyj in seinem abendlichen Videobeitrag. «Diese Woche kann positiv für unsere Verteidigung sein, für unsere Vision, wie der Krieg enden soll.»

Er gehe davon aus, dass die Zusammenkunft auf Einladung von US-Präsident Joe Biden auf dem amerikanischen Stützpunkt in Rheinland-Pfalz «in vielerlei Hinsicht historisch» sein werde, sagte Selenskyj. Ziel sei, der Ukraine einen dauerhaften Frieden und Sicherheit zu garantieren. «Dies ist nur auf der Grundlage des Völkerrechts und ohne jeglichen Handel mit Souveränität oder Handel mit Territorien möglich», sagte er. 

Kurz zuvor hatte die «Financial Times» über einen möglichen Friedensschluss mit einem Handel «Land gegen Nato-Mitgliedschaft» spekuliert. Demnach würde Russland seine Truppen weiter in den besetzten Gebieten belassen, die Lösung dieser Frage würde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Die Ukraine würde wiederum eine sofortige Mitgliedschaft in der Nato erhalten, mit einer begrenzten Beistandsklausel. Das Blatt unterstrich jedoch, dass eine Zustimmung von Selenskyj oder Kremlchef Wladimir Putin kaum zu erwarten sei. 

Selenskyj verwies darauf, dass auch die ukrainischen Soldaten an der Front ihren Beitrag zu dem Treffen in Ramstein leisteten. «Das heißt, sie demonstrieren, was Ukrainer tun können, wenn sie genügend Waffen und genügend Reichweite haben», sagte er und hob vor allem den Einsatz der Drohnen-Truppe hervor. 

Jede zerstörte russische Militärbasis, jeder zerstörte russische Flugplatz, jedes zerstörte Lagerhaus mit Bomben bedeute die Rettung ukrainischer Leben und eine «echte Unterstützung» für die Front. Allerdings wolle die Ukraine ihre Partner davon überzeugen, «dass Drohnen allein nicht ausreichen». Damit deutete er an, dass Kiew weiter um eine Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen aus westlichen Lieferungen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet bitten wolle. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Russische Drohnenschwärme überziehen Ukraine

Russlands Militär hat am späten Abend erneut Teile der Ukraine mit Schwärmen von Kampfdrohnen überzogen. Es gab Attacken von Shaheds in Sumy, Charkiw und Tschernyhyw sowie in Cherson, wo auch die Flugabwehr aktiv wurde. In der südukrainischen Stadt Cherson wurde ein Mann durch den Einschlag einer Drohne getötet, wie die regionale Militärverwaltung berichtete. Bei einem weiteren Drohneneinschlag wurden vier Personen verletzt.

Russische Angriffe bei Saporischschja erwartet

Die ukrainische Militärführung vermutet, dass die russischen Truppen sich auf einen bevorstehenden Angriff in Richtung der Großstadt Saporischschja vorbereiten. Der zuständige Militärvertreter Wladislaw Woloschin äußerte im Fernsehen die Annahme, dass mit diesem Vorstoß die Versorgungslinien in die östlichen Verteidigungsabschnitte rund um den Donbass abgeschnitten werden sollen.

«Dass die Lage dort sehr schwierig ist, zeigt allein die Tatsache, dass der sogenannte Gegenbatterie-Krieg wie auch der Beschuss unserer Stellungen sowie die Angriffe auf unsere Linien fortdauern», sagte er. Mit Gegenbatterie-Krieg ist der Artilleriebeschuss erkannter gegnerischer Artilleriestellungen gemeint. Zudem gebe es an diesem südlich von Saporischschja gelegenen Frontabschnitt heftige Luft- und Raketenangriffe. «Die Lage dort ist ziemlich turbulent.»

Russische Truppen haben kürzlich in der Region Donbass im Osten der Ukraine weitere Dörfer und Siedlungen erobert. Moskau hat die besetzten Gebiete in der Ukraine völkerrechtswidrig annektiert und in das Staatsgebiet Russlands integriert, kontrolliert diese Regionen jedoch nicht vollständig innerhalb der Verwaltungsgrenzen.

In Saporischschja haben russische Truppen den Süden der Region mit dem Atomkraftwerk Saporischschja besetzt, jedoch nicht die Großstadt selbst.

Keine Atempause bei russischen Angriffen bis Jahresende

Nach den Gebietseroberungen der vergangenen Wochen dürften die russischen Truppen nach Meinung eines ukrainischen Militärexperten auch in den kommenden Wochen ihre Angriffe fortsetzen. «Wir sollten vor dem Winter nicht damit rechnen, dass der Feind stehen bleibt und diese zahlreichen Infanterieangriffe aufhören», sagte Olexander Musijenko, Leiter des Zentrums für Militärrechtliche Studien in Kiew. 

Nach der Eroberung von Wuhledar werde sich das russische Militär nun sicherlich in Richtung Kurachowe orientieren, zugleich auch gegen Pokrowsk und Kupjansk. «Eine Verlangsamung der feindlichen Offensiven vor dem Winter ist nicht zu erwarten», sagte der Militärexperte. Größter Pluspunkt des russischen Militärs sei aktuell die Infanterie, die in pausenlosen Wellen und unter hohen Verlusten gegen die ukrainischen Linien anstürme. 

 

dpa