Wegen der Repressionen gegen Andersdenkende sind die meisten führenden Oppositionellen in Russland ins Ausland geflohen. Nun gehen die Behörden gegen die Eltern eines prominenten Kremlkritikers vor.
Leonid Wolkow wirft den russischen Behörden vor, seinen Vater in Sippenhaft zu nehmen. (Archivbild)
Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa
Die russischen Behörden haben den Vater des bekannten Oppositionspolitikers Leonid Wolkow, Michail Wolkow, ins Visier genommen und sein Haus durchsucht. Ihm wird vorgeworfen, eine extremistische Organisation finanziert zu haben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Sicherheitsorgane berichtete.
Der ins Ausland emigrierte Wolkow, der einiger der wichtigsten Vertrauten des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny ist, bestätigte bei Telegram die Durchsuchung des Elternhauses. Die Festnahme dementierte er aber. «Es wurde Technik bei ihnen beschlagnahmt, und sie werden zu weiteren Ermittlungshandlungen gebracht», sagte er.
Nach mehreren Stunden Vernehmung durch den russischen Inlandsgeheimdienst FSB sei der Vater wieder freigelassen worden, berichtete Wolkow junior abends dem Internet-TV-Kanal «Golos».
Gemäß den bisher bekannten Vorwürfen soll Wolkows Vater Geld an die von Nawalny gegründete Stiftung für die Bekämpfung der Korruption (FBK) überwiesen haben. Wolkow wird als Schlüsselfigur bei FBK angesehen. Die Organisation hat zahlreiche Korruptionsskandale ranghoher russischer Politiker aufgedeckt, darunter auch von Kremlchef Wladimir Putin. In Russland wurde sie inzwischen als extremistisch verboten.
Michail Wolkow ist Mathematiker und war Professor an der Universität in der Millionenstadt Jekaterinburg am Uralgebirge. Er sei im Februar seinetwegen entlassen worden, teilte sein Sohn nun mit, der den Behörden «Sippenhaft» vorwarf. Aus der Sicht Putins habe sein Vater zwei Verbrechen begangen. Das erste bestehe darin, dass er sein Vater sei, das zweite, dass er ein ehrlicher Mensch sei, sagte Wolkow.
