Die Behörden registrieren mehr als doppelt so viele rechtsextreme Delikte junger Menschen wie noch 2020. Die Bundesregierung sieht neue Gruppierungen und soziale Medien als Treiber.
Rechtsextreme Straftaten junger Menschen nehmen stark zu

Die Zahl der erfassten rechtsextremen Straftaten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Zunächst hatte der «Spiegel» berichtet. Die Antworten liegen auch der Deutschen Presse-Agentur vor.
Laut Angaben der deutschen Behörden wurden im Jahr 2020 etwa 3.200 rechtsextremistisch motivierte Straftaten von Personen bis 24 Jahren erfasst. Im Vorjahr waren es mit über 7.100 mehr als doppelt so viele. Die meisten dieser Straftaten wurden von männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren begangen (knapp 3.400).
Neue Organisationsformen
Gemäß der Bundesregierung sind unbeständige Gruppierungen oft attraktiv für junge Rechtsextreme. Diese können durch Messengerdienste und soziale Medien auch ohne feste Strukturen, Funktionen oder Hierarchien kurzfristig hohe Mobilisierungserfolge erzielen.
Genannt werden mehrere überregional aktive Gruppen wie «Jung & Stark» oder «Deutsche Jugend Voran». Gegen Mitglieder von «Deutsche Jugend Voran» war die Polizei in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuletzt mit einer Razzia vorgegangen. Laut dem Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt waren diese Gruppen seit dem Sommer bundesweit mit Gewalt- und Störaufrufen gegen CSD-Veranstaltungen aufgefallen. Auch die Bundesregierung nennt die «Agitation gegen die LSBTIQ-Community» als einen der aktuellen Schwerpunkte.
Doch auch die Jugendorganisationen rechtsextremer Parteien wie «Die Heimat» (ehemals NPD) oder «Der III. Weg» würden eine Rolle spielen. Die inzwischen aufgelöste, vom Verfassungsschutz auf Bundesebene und in mehreren Ländern als rechtsextrem eingestufte Nachwuchsorganisation der AfD, die Junge Alternative, nennt die Bundesregierung ebenfalls als Beispiel.
Bundesregierung «fehlt ein klarer Plan»
Die Grünen-Abgeordnete Schahina Gambir, die die Anfrage zusammen mit ihrer Kollegin Marlene Schönberger gestellt hatte, kritisierte, dass die Bundesregierung die Gefahr offenbar nicht ernst nehme. «Während die Rechten ihre Strategien professionalisieren, dem Zeitgeist anpassen und so zielgruppenorientiert junge Menschen ansprechen, fehlt der Bundesregierung ein klarer Plan», sagte sie dem «Spiegel». Stattdessen wolle sie Mittel für Ausstiegs- und Präventionsarbeit kürzen.