Die Renten steigen voraussichtlich um 3,7 Prozent, während Arbeitgeber gegen die milliardenteure Ausweitung der Mütterrente protestieren.
Neue Rentenerhöhung und Protest gegen Mütterrente

Die 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland können im kommenden Jahr erneut mit einer Rentenerhöhung von etwa 3,7 Prozent rechnen. Dies ergibt sich aus einem Entwurf für den Rentenversicherungsbericht, den die Bundesregierung vorerst intern abstimmt. Im Sommer dieses Jahres stiegen die Renten um 3,74 Prozent. Die geplante milliardenteure Ausweitung der Mütterrente stößt auf neuen scharfen Protest der Arbeitgeber, jedoch verteidigen CSU und SPD die Koalitionspläne.
Das Bundeskabinett legt im Frühjahr fest, wie stark die Renten tatsächlich steigen. Der im Entwurf für den jährlichen Bericht genannte Wert von 3,7 Prozent für 2026 ist eine Schätzung, und es sind noch Abweichungen möglich, zum Beispiel, wenn sich die Löhne anders entwickeln als erwartet. Ursprünglich war für 2025 ein Plus von 3,5 Prozent prognostiziert worden, das jedoch mit 3,74 Prozent etwas höher ausfiel.
Renten werden jährlich angepasst
Die Renten werden in der Regel im Juli erhöht und orientieren sich an der Lohnentwicklung. Falls die Löhne sinken, sorgt eine Rentengarantie dafür, dass die Altersbezüge nicht reduziert werden. In extremen Fällen kann es zu Nullrunden kommen, wie beispielsweise während der Corona-Krise oder 2010 nach der Finanzkrise.
Unabhängig von der üblichen Rentenanpassung flammt wieder Streit um die Ausweitung der Mütterrente auf. Sie ist ein zentrales Anliegen der CSU in der schwarz-roten Koalition und für 2027 vereinbart. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte von CSU-Chef Markus Söder wegen der Konjunkturschwäche einen Verzicht auf das Vorhaben. «Die Mütterrente darf nicht weiter erhöht werden», sagte Dulger der «Augsburger Allgemeinen». Der Staat müsse sie mit Steuergeld bezahlen. «Und dieses Geld fehlt dann für Investitionen.»
Mütterrente kostet Milliarden
Die dritte Stufe der Mütterrente zielt darauf ab, die Kindererziehungszeiten für Frauen, die vor 1992 Kinder bekommen haben, an die aktuellen Regeln anzupassen, was zu einer Erhöhung ihrer Rente führt. Diese Maßnahme soll ab dem 1. Januar 2027 in Kraft treten, kann aber möglicherweise rückwirkend ausgezahlt werden. Gemäß dem Gesetzentwurf bedeutet dies zusätzliche jährliche Ausgaben von etwa fünf Milliarden Euro für den Bundeshaushalt, die bis 2040 voraussichtlich auf vier Milliarden Euro sinken werden.
Dulger kritisierte, die Mütterrente sei nicht treffsicher. Eine Anhebung wäre zudem ein falsches Signal an die junge Generation. Er hoffe, dass der CSU-Chef das Projekt noch aussetze: «Ich kenne Markus Söder als einen realistischen Politiker, der schnell und flexibel auf aktuelle politische Probleme reagiert.»
Schwarz-rote Absage an Aus für Mütterrente
CSU-Generalsekretär Martin Huber wies die Forderung umgehend als «absurd» zurück. «Wir investieren 500 Milliarden in Infrastruktur und Klimaschutz, wir unterstützen die Länder und Kommunen wie nie zuvor, wir entlasten bei Stromsteuer und Netzentgelten – da kann man doch nicht behaupten, es fehle an Investitionen», sagte er. Die Mütterrente sei eine Frage von Gerechtigkeit und Wertschätzung. «Davon werden zehn Millionen Frauen profitieren. Für viele Rentnerinnen macht diese Erhöhung einen großen Unterschied.»
Auch die mitregierende SPD erteilte der Arbeitgeber-Forderung eine Absage. «Wir haben uns als Koalition auf ein Gesamtrentenpaket verständigt», sagte Fraktionsgeschäftsführer Dirk Wiese RTL/ntv. Dazu gehörten die Aktivrente, die Mütterrente und das Festschreiben des Rentenniveaus auf 48 Prozent. «Wir wollen dieses Rentenpaket im November im Deutschen Bundestag endlich auf den Weg bringen, über die Ziellinie bringen.»
Der Sozialverband Deutschland verteidigte die Ausweitung als überfälligen Schritt zu mehr Gerechtigkeit. «Die Unterstellung, Deutschland könne sich wegen der Mütterrente keine ausreichenden Investitionen mehr leisten, ist unsäglich», sagte Verbandschefin Michaela Engelmeier. «Nicht die Mütterrente gefährdet die Handlungsfähigkeit des Staates, sondern eine verfehlte Steuerpolitik.»








