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Rubio in Israel – Berichte über Misshandlung von Geiseln

In Israel fordern Protestler vor Gesprächen von US-Außenminister Rubio mit der Regierung die volle Umsetzung des Waffenruhe-Deals. Zuvor freigelassene Geiseln wurden in Gaza laut Medien misshandelt.

Islamistische Terrororganisationen haben drei weitere Geiseln freigelassen. Laut israelischen Medien beschrieben sie ihre lange Gefangenschaft als sehr hart.
Foto: Mohammad Abu Samra/AP/dpa

Die drei zuletzt im Gazastreifen freigelassenen israelischen Geiseln haben Medien zufolge von körperlicher und seelischer Misshandlung in der Gewalt ihrer Entführer berichtet. Die mehr als 16 Monate in der Gewalt der Islamisten seien eine «sehr harte Gefangenschaft, einschließlich körperlicher Misshandlung», gewesen, schrieb die Zeitung «Times of Israel» unter Berufung auf Berichte mehrerer israelischer TV-Sender. Derweil traf US-Außenminister Marco Rubio zum Auftakt seines Nahost-Besuches in Israel ein. Er wird heute zunächst Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprechen. 

Dabei dürfte es um den Fortbestand des Waffenruhe-Deals zwischen Israel und der islamistischen Hamas gehen. Stunden vor Rubios Eintreffen waren drei weitere israelische Geiseln freigelassen worden. Man arbeite in Abstimmung mit den USA daran, auch die restlichen Entführten «so schnell wie möglich» zu befreien «und bereiten uns mit voller Intensität auf das vor, was als Nächstes kommt, in jeder Hinsicht», sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. 

Proteste in Israel

Während sich Netanjahu intern über die Zukunft des Abkommens beriet, demonstrierten laut der Zeitung «Times of Israel» am Abend rund 1.000 Menschen in Tel Aviv für die volle Umsetzung des Abkommens. Sie warfen demnach Netanjahu vor, eine Fortsetzung der Waffenruhe vereiteln zu wollen, um sich an der Macht zu halten. Sie fürchten um das Schicksal der restlichen Geiseln. 73 werden noch in Gaza festgehalten, wobei 36 davon tot sind.

In der Zwischenzeit berichteten israelische Medien über die ersten Berichte der drei Israelis, die am Samstag gegen 369 palästinensische Häftlinge freigelassen wurden. Laut dem 36-jährigen Sagui Dekel-Chen wurde er von der Hamas während der Verhöre gefoltert. Seinem Körper zufolge hat er entsprechende Narben. Der Mann wusste monatelang nicht, ob seine Familie das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und rund 250 Entführten überlebt hatte, so der Fernsehsender Kanal 12.

Berichte über Misshandlung der Geiseln 

Seine Entführer hätten ihm erst kurz vor seiner Freilassung mitgeteilt, dass seine Frau während seiner Gefangenschaft eine Tochter zur Welt gebracht habe, berichtete der Sender Kan. Sie hätten ihm auch Ohrringe für seine Frau geschenkt, aber er habe ihnen nicht geglaubt. Ein Video, das nach seiner Freilassung von der israelischen Armee verbreitet wurde, zeigte Dekel-Chen in den Armen seiner weinenden Frau, die ihm auch den Namen der Tochter verriet: Schachar Mazal.

Der 29-jährige Alexander (Sascha) Trufanov wusste bis zu seiner Freilassung nicht, dass sein Vater bei dem Massaker am 7. Oktober getötet wurde. Nach seiner Freilassung am Samstag erfuhr er von Vertretern der israelischen Armee davon und brach in Tränen aus.

Wie die «Times of Israel» weiter berichtete, verlor der ebenfalls freigelassene Iair Horn (46) während der Gefangenschaft Dutzende Kilogramm an Gewicht und sei kaum medizinisch versorgt worden. All drei Geiseln seien die meiste Zeit in Tunneln in Chan Junis im Süden des Gazastreifens festgehalten worden, nur wenige hundert Meter von ihren Häusern im Kibbuz Nir Oz entfernt. Sie hätten oft Hunger gelitten, aber während der Gefangenschaft auch Arabisch gelernt.

In den kommenden zwei Wochen sollen im Rahmen der ersten Phase des Deals 14 weitere Entführte, darunter acht Tote, freikommen. Weitere lebende Verschleppte sollen dann in einer zweiten Phase freikommen. Ob diese zweite Phase jedoch tatsächlich umgesetzt wird, ist derzeit noch völlig ungewiss.

Rubio beginnt Nahost-Gespräche

US-Außenminister Rubio wird nach seinem Treffen mit Netanjahu am Morgen laut Besuchsprogramm im weiteren Tagesverlauf auch Gideon Saar und Staatspräsident Izchak Herzog treffen. Vor seiner Reise forderte er die arabischen Staaten auf, eigene Vorschläge zur Zukunft des Gazastreifens zu machen, nachdem US-Präsident Donald Trump mit seinem Plan zur dauerhaften Umsiedlung der rund zwei Millionen Bewohner in arabische Staaten für Unruhe gesorgt hatte.

Nach Trumps Vorstellung soll der verwüstete Gazastreifen unter Kontrolle der USA in eine «Riviera des Nahen Ostens» verwandelt werden. Nach Israel wollte Rubio nach Saudi-Arabien sowie in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen.

dpa