IAEA-Chef warnt vor realer Gefahr in ukrainischen Kernkraftwerken. Präsenz vor Ort unerlässlich für Sicherheit.
IAEA warnt vor atomarem Unfall in Ukraine
Die internationale Atombehörde IAEA warnt angesichts der jüngsten russischen Angriffe auf die Ukraine vor der Gefahr eines atomaren Unfalls in einem Kernkraftwerk. «Es ist klar, dass die Gefahren für die nukleare Sicherheit weiterhin sehr real und allgegenwärtig sind», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi bei einem Besuch am Dienstag in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Seine Teams hätten berichtet, «dass dies der intensivste Tag mit Luftangriffsalarmen war, den sie seit Ende letzten Jahres erlebt haben».
Grossi betonte gemäß einer Mitteilung der IAEA, dass die Präsenz der IAEA vor Ort auch mehr als drei Jahre nach Beginn des Krieges nach wie vor unerlässlich sei, um die Gefahr eines schweren nuklearen Unfalls zu vermeiden. Die Situation bleibe auch in Bezug auf die nukleare Sicherheit weiterhin gefährlich. Aufgrund ungewöhnlich häufiger Luftangriffswarnungen mussten die Expertenteams bis zu drei Mal in die Schutzräume gehen. Grossi unterstrich, dass es jedoch auch entscheidend sei, sich auf die Wiederaufbauphase der Energieinfrastruktur vorzubereiten, in der die IAEA eine wichtige Rolle spielen könne.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs spielt die IAEA eine zentrale Rolle beim Schutz und der Überwachung des Zustands und der Sicherheit der ukrainischen Kernkraftwerke. Sie schickt regelmäßig Expertenteams zu den aktiven Reaktorstandorten in Riwne und Chmelnyzkyj und ist seit September 2022 dauerhaft im Atomkraftwerk Saporischschja, das seit März 2022 unter russischer Kontrolle steht.
Wolodymyr Selenskyj, der ukrainische Präsident, erklärte auf der Plattform X, dass es absurd und gefährlich sei, alle Ideen Russlands, das Kernkraftwerk Saporischschja ohne die Ukraine wieder in Betrieb zu nehmen. Daher sollte die IAEA ohne künstliche Hindernisse in der Anlage präsent sein.
Die Ukraine, die im Februar 2022 von Russland angegriffen wurde, deckt über die Hälfte ihres Strombedarfs mit Atomenergie. Das größte Atomkraftwerk Europas im Gebiet Saporischschja wird seit 2022 von russischen Truppen besetzt gehalten, nachdem es aus Sicherheitsgründen heruntergefahren wurde. Russland versucht immer wieder, die ukrainische Stromversorgung durch gezielte Angriffe auf Kraftwerke und das Stromnetz zu unterbrechen.