Bei einem massiven Angriff setzt Russland erstmals mehr als 800 Drohnen ein. In Kiew gibt es Tote, Verletzte und Zerstörungen – erstmals ist auch das Regierungsgebäude betroffen.
Russland greift Ukraine mit Rekordzahl an Drohnen an
Die Bilanz nach einem schweren russischen Angriff auf die Ukraine umfasst vier Tote, Dutzende Verletzte und zahlreiche Schäden. Laut Kiew setzte Moskau mehr als 800 Kampfdrohnen, Marschflugkörper und Raketen ein – ein neuer Rekord.
«Zum ersten Mal wurde durch einen feindlichen Angriff das Regierungsgebäude, das Dach und die oberen Stockwerke beschädigt», schrieb Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko bei Telegram und veröffentlichte Fotos dazu. Verletzt wurde dabei ihr zufolge niemand. Der russische Terror werde die Arbeit der Regierung nicht aufhalten, kündigte sie an.
Die Strukturen könnten wieder errichtet werden, aber die verlorenen Leben bleiben unaufholbar. Es sei notwendig, dass die Welt auf die Zerstörungen reagiert und der Druck auf Sanktionen, insbesondere gegen russisches Öl und Gas, erhöht wird, betonte sie.
EU-Spitzen reagieren
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in sozialen Medien zahlreichen Politikern, wie EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Sie hatten dem kriegsgeplagten Land ihr Beileid bekundet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb in einer Stellungnahme: «Der Kreml verhöhnt erneut die Diplomatie, tritt das Völkerrecht mit Füßen und tötet wahllos.» EU-Ratspräsident António Costa kommentierte, Putins Version von Frieden sei es offensichtlich, von Frieden zu sprechen, aber gleichzeitig Bombardierungen zu intensivieren und Regierungsgebäude und Wohnhäuser ins Visier zu nehmen.
Selenskyj selbst drängte erneut auf Konsequenzen für Russland: «Die Welt kann die Kreml-Verbrecher zwingen, das Töten zu beenden – es braucht nur den politischen Willen», schrieb er in sozialen Medien. Er forderte, dass alles umgesetzt werde, was in Paris vereinbart wurde. Dort hatten Unterstützerstaaten der Ukraine der sogenannten Koalition der Willigen über mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine beraten. Und Selenskyj richtete den Blick Richtung USA. In Washington sei mehr als einmal gesagt worden, dass auf die Weigerung zu verhandeln Sanktionen folgen würden.
Drei Monate altes Kind in Kiew getötet
Laut ihm wurden Menschen in Kiew, der Grenzregion Sumy und in Tschernihiw getötet. Über 44 Personen wurden demnach verletzt. Mehr als 20 Häuser und ein Kindergarten wurden bei russischen Angriffen auf Saporischschja beschädigt. In seiner Geburtsstadt Krywyj Rih wurden Lagerhäuser zerstört und in Odessa wurde ein Hochhaus getroffen.
Moskaus Angriffe trafen insbesondere die Hauptstadt Kiew. Laut dem militärischen Verwaltungschef der Hauptstadt, Tymur Tkatschenko, wurden bei einem Angriff auf ein Wohnhaus eine Mutter und ihr drei Monate alter Sohn getötet. Der Vater wurde schwer verletzt. In Kiew gibt es Schäden an mehr als zehn Orten. Im Stadtteil Swjatoschyn müssen allein 64 Wohnungen renoviert werden. Die Einsatzkräfte arbeiten weiterhin daran, die Folgen der Angriffe zu beseitigen.
Die Ukraine kämpft seit über dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion.